Tarifstreit im Einzelhandel: Streiks auch bei Amazon
Die Corona-Krise hat eine Kluft im Einzelhandel eröffnet: Die Läden sind geschlossen, der Internet-Versandhandel boomt. Verdi ruft zum Streik auf.
Im bayerischen Einzelhandel beginnen am Montag die Tarifverhandlungen für rund 320.000 Beschäftigte. Der Handelsverband Bayern und die Gewerkschaft Verdi liegen vor der ersten Gesprächsrunde weit auseinander. Verdi fordert eine Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent und einen zusätzlichen Fixbetrag von 45 Euro im Monat. Das Mindesteinkommen in den unteren Tarifgruppen soll auf 12,50 Euro Stundenlohn steigen.
Handelsverband bezeichnet Forderungen von Verdi als realitätsfern
Der Handelsverband hat das wegen der coronabedingten Umsatzeinbrüche vieler Einzelhändler als "unvernünftig und realitätsfern" kritisiert. Verdi argumentiert, dass die Umsätze im Einzelhandel insgesamt gestiegen seien. Der Handelsverband dagegen verweist darauf, dass den vom Lockdown betroffenen Einzelhändlern in Bayern jede Woche rund 900 Millionen Euro Umsatz fehlten. Mindestens 19.000 Unternehmen seien von Insolvenz bedroht und rund 50.000 Jobs stünden auf dem Spiel.
Unter dem Motto „Tarifflucht beenden, Dumpinglöhne bekämpfen, Gesundheit 5 schützen!“ hat Verdi die Beschäftigten in sieben Versandzentren des Handelsunternehmens Amazon zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert vom Konzern die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrags ‚Gute und gesunde Arbeit‘.
Die Standorte Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Koblenz und Graben nehmen teil. Laut einer Gewerkschaftssprecherin erwartet Verdi eine hohe Beteiligung, auch wenn die Beschäftigten coronabedingt von zu Hause streiken. (dpa/lby)
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