Streit um Biobenzin E10 wird schärfer
Die deutsche Regierung ist uneins über dem E10-Kraftstoff. Der ADAC wirft den Ölkonzernen derweil „Abzocke“ vor.
Der umstrittene Bio-Kraftstoff E10 hat inzwischen auch das Bundeskabinett entzweit. Während Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Meinung vertritt, das neue Superbenzin mit einem zehnprozentigen Ethanolanteil sei „politisch gewollt“, sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU): „Ich glaube nicht, dass sich E10 am Markt halten wird. Die Verbraucher haben entschieden. In vielen Ländern hungern Menschen, da gehört Weizen nicht in den Tank.“ CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt äußerte, sie könne den Unmut in der Bevölkerung nachvollziehen.
Wie es in dieser Frage weitergehen soll, ist offen. Noch in dieser Woche will der Bundestag über das Thema Kraftstoffe und deren Preise diskutieren. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte unserer Zeitung, seiner Ansicht nach wird E10 auch mittel- und langfristig von den Kunden an der Tankstelle mehrheitlich nicht angenommen. Ursprünglich hatte die Mineralölindustrie den Biokraftstoff Anfang des Jahres eingeführt, weil die Bundesregierung höhere Beiträge des Autoverkehrs zum Klimaschutz forderte.
Inzwischen reagierten die ersten Konzerne auf die Verweigerungshaltung der Verbraucher. An rund 4000 Tankstellen bundesweit gibt es wieder herkömmliches Superbenzin zu kaufen. Allerdings wird der Kraftstoff mit fünf Prozent Ethanol und 95 Oktan Stichproben zufolge zum gleichen Preis angeboten wie das hochwertigere Super Plus mit 98 Oktan. „Dies wird sich auch nicht ändern“, sagte Dudenhöffer. Denn aufgrund der zu befürchtenden Verstöße gegen die EU-Klimaschutzvereinbarungen müssen die Ölkonzerne zwei Cent pro Liter Benzin Strafe zahlen, wenn die vereinbarten Biokraftstoffquoten nicht eingehalten werden.
Laut Dudenhöffer könnte ein zu geringer E10-Anteil ab 2012 dazu führen, dass Autohersteller für Neuwagen höhere Verbrauchsreduzierungen erreichen müssen. Denn es müssten dann nicht – wie vereinbart – durchschnittliche Flottenwerte von 130 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilometer erreicht werden, sondern 125 Gramm. Dudenhöffer: Das würde Automobile um durchschnittlich 300 Euro verteuern.
Die Spritpreise könnten weiter steigen
Auch die Preise für Kraftstoffe könnten weiter ansteigen. Professor Stefan Bratzel, Center of Automotive Bergisch Gladbach, vermutet dies und vertritt die Meinung, die Mineralölindustrie hätte die Verwirrung um E10 bereits genutzt und die Spritpreise im Schatten des Streits um den Biokraftstoff erhöht. Der ADAC wirft den Unternehmen in diesem Zusammenhang sogar „Abzocke“ vor. „Das ist der dreiste Versuch, den Autofahrern das Geld aus der Tasche zu ziehen“, so Clubsprecher Klaus Reindl. Zum Vergleich: Im Januar 2010 kostete der Liter Superbenzin in Deutschland durchschnittlich 1,31 Euro, gestern waren es bis zu 1,69 Euro.
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