Voith gibt EADS einen Korb
Einer der beiden Favoriten im Rennen um den Kauf der drei deutschen EADS-Luftfahrtwerke hat am Dienstag überraschend das Handtuch geworfen. Das baden-württembergische Unternehmen Voith ließ nur wissen, dass man nach eingehender Beratung keine Möglichkeit gesehen habe, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Von Stefan Stahl
Augsburg - Einer der beiden Favoriten im Rennen um den Kauf der drei deutschen EADS-Luftfahrtwerke hat am Dienstag überraschend das Handtuch geworfen. Das baden-württembergische Unternehmen Voith ließ nur wissen, dass man nach eingehender Beratung keine Möglichkeit gesehen habe, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Ehe Voith-Chef Hermut Kormann am Firmensitz in Heidenheim die Karten auf den Tisch legte, war nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. So hatte niemand Wind von dem spektakulären Ausstieg der Voith-Mannschaft aus dem Bieterprozess um das Augsburger EADS-Werk und die beiden niedersächsischen Airbus-Standorte Varel und Nordenham bekommen. Jetzt mischen offiziell nur noch zwei Unternehmen um das Dreierpaket mit.
MT Aerospace bleibt im Rennen
Die Augsburger Firma MT Aerospace - sie gehört zum Bremer Raumfahrt- und Luftfahrtkonzern OHB - bleibt im Rennen. Der Anbieter wurde auch von unserer Zeitung neben Voith stets als Favorit im Kampf um die Luftfahrt-Standorte bezeichnet. Doch das Unternehmen ist vergleichsweise klein. Es braucht einen Investor, um den Einstieg stemmen zu können. Das Management hat bisher aber immer noch keinen kapitalkräftigen Partner präsentiert. Neben der in Augsburg sitzenden Firma MT Aerospace (früher MAN Technologie) will sich auch der amerikanische Boeing-Zulieferer Spirit die drei Luftfahrtwerke einverleiben. Während dieses große Unternehmen bei Airbus durchaus Sympathien genießt, sträubt sich die Bundesregierung gegen einen Einstieg der Amerikaner. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) favorisieren eine nationale Lösung. Voith hätte Merkel gut ins Konzept gepasst. Nach Informationen unserer Zeitung wäre Augsburg, wenn die Heidenheimer den Zuschlag bekommen hätten, Sitz des aus drei Betrieben bestehenden Luftfahrtspezialisten geworden.
Wie es gestern in Berlin hieß, sei Glos not amused - alles andere als erfreut - über den Rückzieher Voiths. Das verwundert nicht, wenn man die Hintergründe des Ausstiegs recherchiert. Dabei ist mehreren Quellen zu entnehmen, dass Airbus nicht bereit gewesen ist, sich länger als einige Jahre noch mit rund 20 Prozent an dem deutschen Super-Luftfahrtzulieferer zu beteiligen. Voith habe aber eine langfristigere Partnerschaft für einen Einstieg zur Bedingung gemacht, lässt sich in Erfahrung bringen. Branchenkenner haben deshalb Verständnis für die Position des Voith-Managements, schließlich gilt das Unternehmen zwar als eine der ersten Adressen in der deutschen Industrie, ist aber bisher nicht in der Luftfahrtbranche tätig. In diesem Zusammenhang wird hinter vorgehaltener Hand auch Kritik am deutschen Airbus-Chef Thomas (Tom) Enders laut.
Nach der Absage Voiths halten es manche Beobachter sogar für möglich, dass Airbus das Bieterverfahren abbläst. Für diesen Fall sagte Peter Schönfelder, Betriebsratsvorsitzender des Augsburger EADS-Werkes: Dagegen hätte ich auch nichts. Sollte das eintreten, verlangt er jedoch eine Diskussion über die Zukunftsfähigkeit des Betriebs.
Die Diskussion ist geschlossen.