Audi: Warum Tesla-Jäger Alex Hitzinger Artemis verlassen hat
Alex Hitzinger ist nicht mehr Chef der Experten-Truppe von Artemis, deren Aufgabe es ist, Vorsprung durch Technik auf Tesla zu erarbeiten. Die Einheit wird bei Audi eingegliedert.
Dass die Jagd von Audi auf Tesla schon vorbei wäre, kann man sicher nicht sagen. Allerdings findet sie künftig ohne einen der exponierten Jäger statt. Alex Hitzinger ist nicht mehr Chef von Artemis, jener nach der Göttin der Jagd benannten VW-Tochter, die Witterung zu Elon Musk aufehmen soll. Artemis hatte Audi-Boss Markus Duesmann schon zwei Monate nach seinem Start bei der VW-Tochter im Frühjahr 2020 vorgestellt. Der erfolgreiche Motorsport-Ingenieur Hitzinger berichtete zum „Landjet“ – wie das neue, autonom fahrende E-Prestige-Modell intern genannt wurde – direkt an ihn. Das wird er künftig nicht mehr.
Wie Audi mitteilte, habe das Projekt Artemis in den letzten Monaten die Transformation im Volkswagen Konzern und im Speziellen bei Audi zwar „rasant beschleunigt“, das Team um Hitzinger habe die Entwicklung des „innovativen Artemis-Modells außerhalb gelernter Strukturen und Prozesse aufgesetzt“ und in der Konzeptphase gemeinsam mit Audi und der VW-Software-Schmiede CARIAD „den Grundstein für zukunftsfähige Technologien“ gelegt. Jetzt aber folge die „Neuausrichtung des Projektteams“. Als „Kompetenzzentrum für schnelle und moderne Entwicklungsprozesse“ rücke die Artemis GmbH „noch näher“ an die technische Entwicklung von Audi heran und stärke das neue Innovationsmanagement.
2025 soll der Landjet von Audi auf die Straße kommen
Ganz unerwartet ist die Entwicklung nicht. Das Manager Magazin schrieb bereits vor ein paar Monaten, im VW-Konzern würden die Entwicklungsaufgaben unter den Marken neu verteilt. Artemis falle dem zum Opfer, war zu lesen. Hitzinger sagte unserer Redaktion damals auf die Nachfrage hin, ob Artemis, die Artemis GmbH, innerhalb des Volkswagen-Konzerns bestehen und er ihr Chef bleibe, eindeutig: „Ja.“ Artemis stehe gerade erst am Anfang. An den Zielen habe sich nichts geändert. Man sei dabei, Personal für die Standorte in Ingolstadt (beim IN Campus) und München zu rekrutieren. Es klang nach Aufbruch.
Nun dankte Audi-Chef Duesmann Hitzinger für sein Engagement in der „frühen Entwicklungsphase“ des Artemis-Modells. „Ohne diesen Einsatz, gepaart mit seiner Erfahrung und seinem Know-how, würde das Fahrzeug nicht 2025 zu unseren Kund*innen rollen.“ Hitzinger, so heißt es weiter, bereitet sich auf eine „neue Aufgabe“ vor.
Artemis: "Hitzinger musste nicht gehen, sondern hat seinen Rückzug als CEO selbst angeboten"
Wurde Hitzinger auf der Jagd nach neuem Vorsprung durch Technik also abberufen? Dem widerspricht man bei Artemis. Ein Sprecher betont auf Nachfrage, dass der Zuschnitt von Artemis für einen „sehr erfahrenen Top-Manager“ mit seinen Qualitäten und Fähigkeiten „langfristig nicht mehr passgenau“ gewesen sei. Unter seiner Führung sei das Konzept des Landjet „komplett überarbeitet und die Software Architektur auch darauf angepasst“ worden. Hitzinger „musste nicht gehen, sondern hat seinen Rückzug als CEO selbst angeboten“.
Oliver Hoffmann, Vorstand für Technische Entwicklung (TE), wo Artemis nun andockt, beschreibt die künftige Kernaufgabe von Artemis in einer Unternehmensmitteilung von Audi so: „Moderne Arbeitsmethoden, software-basierte Tools und zielgerichtete Prozesse sind der Schlüssel, um Ideen schnell und effizient in Innovationen zu verwandeln. Das ist heute wichtiger denn je.“
Der Artemis-Sprecher erklärt auf Nachfrage, diese nun im Zentrum stehende Jobbeschreibung der GmbH habe immer schon zu den drei Säulen gehört, auf denen das Artemis-Projekt fußt. Das komplett neue Fahrzeug sei nach dem „erfolgreichen Abschluss der Konzeptphase“ für die weitere Fahrzeugentwicklung an Audi übergeben. Die Software-Entwicklung wurde an die VW-Software-Entwickler von CARIAD übertragen. Bleibt die Prozessoptimierung, die Veränderung der Methoden, um eine Blaupause für software-getriebene Fahrzeugentwicklung zu schaffen.
Hitzinger will sich "neuen großen Herausforderungen stellen"
Artemis soll künftig verstärkt mit dem Innovationsmanagement bei Audi zusammenarbeiten. Dies leitet Jan Michel, der als künftiger Artemis-CEO direkt an Audi-Technik-Vorstand Oliver Hoffmann berichtet. Artemis bleibt als eigenständige Einheit bestehen. Ob allerdings, wie Hitzinger im März noch gesagt hatte, mit 250 Experten? Der Artemis-Sprecher erklärt dazu: „Die Personalzahl wird auf die neuen Anforderungen und die engere Zusammenarbeit mit dem Innovationsmanagement bei Audi hin ausgerichtet.“
Was aus Hitzinger wird, dazu kommuniziert Artemis nicht. Er selbst schreibt auf seinem Linked-In-Profil, nun sei ein guter Punkt erreicht, sich „neuen großen Herausforderungen“ zu stellen. Die Frage ist, ob im VW-Konzern oder nicht ? Nach der Jagd ist bekanntlich vor der Jagd.
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