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"Delir"
20.12.2016

Wenn ältere Menschen im Krankenhaus plötzlich verwirrt sind

Gerade nach der Operation leiden Demenz-Patienten an einem Delir.
Foto: Franziska Kraufmann (dpa)

Das "Delir", eine Störung des Gehirns, betrifft vor allem ältere Menschen im Krankenhaus. Schwerwiegende Folgen sind möglich. Gesucht werden daher neue Ansätze zur Behandlung

Geschwungene warme Holzwände, ausgefeilte Licht-Displays an der Decke und helle freundliche Farben: Was nach den Behandlungsräumen eines Wellness-Tempels klingt, sind zwei Zimmer auf der Intensivstation der Charité Berlin, die im Dienst der Forschung stehen. Hier wird untersucht, wie Patienten vor einem Delir bewahrt werden können – einer Störung des Gehirns, die bei bestimmten Risikogruppen häufig auftritt. „Bei einem Delir liegt eine Organfunktionsstörung des Gehirns vor“, erklärt Claudia Spies, Anästhesiologin an der Charité, die die Erkrankung seit Jahren erforscht. „Für ein Delir gibt es allerdings kein Blutdruckmessgerät wie beim Kreislauf, sodass es früher oft nicht erkannt wurde.“

Die Bandbreite der Auslöser ist groß: Infektionen im Alter gehören ebenso dazu wie Schmerzzustände, bestimmte Medikamente, Flüssigkeitsmangel, Hirnerkrankungen und vor allem größere operative Eingriffe. Gerade für ältere Menschen stellt der darauf folgende Krankenhausaufenthalt eine enorme Belastung dar. Die unbekannte Umgebung, fremde Gesichter, Angst und Stress sowie die Untersuchungen selbst können erhebliche ge-sundheitliche Folgen haben und ein Delir begünstigen.

Dessen Symptome reichen von akuter Verwirrtheit, Unruhe und Fluchtdrang bis hin zu Halluzinationen – je nach Art der Störung, wobei zwischen hypoaktivem und hyperaktivem Delir unterschieden wird. Während die Patienten bei Letzterem oft aggressive Verhaltensweisen an den Tag legen, ziehen sich Betroffene bei Ersterem in sich zurück. „Gerade Patienten mit hypoaktivem Delir werden oft übersehen: Da sie häufig freundlich lächeln und wenig sagen, fallen sie dem Personal oft nicht auf“, sagt Spies.

Besonders betroffen von einem Delir sind Patienten nach dem 70. Lebensjahr, erklärt Christine Thomas vom Krankenhaus Bad Cannstatt. Sie leitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere und hat sich als eine der Ersten in Deutschland dem Thema Delir gewidmet. Die Ursachen seien noch nicht vollumfänglich erforscht, als eine der Hauptursachen gelte aber ein Mangel des Botenstoffs Acetylcholin (AC) im Gehirn. AC hat eine zentrale Bedeutung für die kognitiven Funktionen, die Wachheit (Vigilanz) und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Ist der AC-Kreislauf gestört, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Im Alter sinkt der AC-Spiegel ohnehin, was ältere Menschen anfälliger für ein Delir macht.

Delir: Ältere Menschen sind besonders anfällig

Thomas betont, dass ein Delir innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen auftreten und schwerwiegende Folgen haben kann. Anders als häufig angenommen bedeute die Störung nicht nur eine kurzzeitige Verwirrtheit, sondern könne weitreichende Komplikationen nach sich ziehen, zu denen Stürze, Inkontinenz sowie langwierige kognitive Störungen zählten. Ob das Delir gar eine Demenz auslösen könne, sei noch nicht geklärt. „Vermutlich wirkt es aber wie ein Katalysator“, so die Psychiaterin.

Insgesamt verzeichnete das Statistische Bundesamt 2014 knapp 42.000 Fälle von Delir, im Jahr zuvor waren es etwa 40.000. Hinzu kommt die Dunkelziffer unerkannter Delir-Fälle, die auf 30 bis 60 Prozent geschätzt wird. Experten gehen zudem davon aus, dass ein Delir die Sterblichkeit von Patienten um 20 Prozent erhöht. Eine Studie aus den Niederlanden ergab, dass 85 Prozent aller Delir-Patienten über 70 Jahre zwei Jahre nach der Diagnose dement oder verstorben waren.

Für Rebecca von Haken, Anästhesiologin an der Uniklinik in Heidelberg, sind die Auswirkungen des Delirs mit einem mittleren Schädel-Hirn-Trauma vergleichbar. Vor allem die Dauer des Delirs sei ein entscheidender Faktor. „Deswegen muss bei einer entsprechenden Diagnose sofort gehandelt werden.“ Doch gerade bei Älteren sei das Thema Verwirrtheit sensibel und mit Scham behaftet. „Das Gehirn ist sowohl für die Patienten als auch die Behandelnden ein heiliges Gut – dass in diesem Bereich etwas nicht stimmt, ist für beide Seiten eine Horrorvorstellung.“

Angehörige spielen in den neuen Ansätzen zur Behandlung des Delirs eine entscheidende Rolle. Sie erkennen oft sehr früh, dass ihr krankes Familienmitglied mehr als nur verwirrt ist. Und sie können bei der Re-Orientierung und Früh-Mobilisierung helfen, weiß Intensivpfleger Michael Dewes vom Centre Hospitalier Emile Mayrisch im luxemburgischen Esch-sur-Alzette. Insbesondere die Pflege sei bei der Behandlung gefragt, da sie sich besonders nah am Patienten befinde.

„Für die Pflege bedeutet das Delir eine riesige Aufgabe, aber auch eine große Chance“, betont Dewes. Viele gängige Maßnahmen des pflegerischen Alltags förderten ein Delir. „Oft werden Patienten beispielsweise sediert, um sie waschen zu können, oder das Waschen wird aus organisatorischen Gründen in die Nacht verlegt“, sagt er. Doch Sedierung und ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus gehörten zu den Faktoren, die das Delir begünstigten.

Hilfreich sei ein personalisiertes, auf den Patienten zugeschnittenes Umfeld – etwa, indem Bilder von zuhause aufgehängt würden. Uhren und Kalender vermittelten Orientierung, die Einbindung der Angehörigen Sicherheit. Auch eine gewaltfreie Kommunikation sei nötig, führt Dewes aus. All diese Schritte seien allerdings mit der derzeitigen Ausstattung und Anlage vieler Intensivstationen nicht vereinbar. „Wir brauchen eine andere Betreuungsquote und mehr Zeit für die Behandlung der Patienten“, fordert der Pfleger.

Screenings wichtig für Delir-Diagnose

Für die Diagnose eines Delirs sind Screenings zentral. Was nicht gescreent werde, werde auch nicht gesehen, so Dewes. Entsprechende Testverfahren sind nur in wenigen Kliniken Deutschlands bereits Standard. In Zukunft sollen auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden: Wissenschaftler in den Niederlanden arbeiten an Geräten, die delirante Zustände des Gehirns erfassen können.

Eine wichtige Rolle spielen zudem die beiden experimentellen Intensivzimmer, in denen an der Charité geforscht wird. Hier ist beispielsweise der sonst auf Intensivstationen übliche Lärmpegel deutlich geringer. Lichtpanels an der Decke erlauben auf den Patienten abgestimmte Projektionen: Da der Anblick von Grün schmerzlindernd wirken soll, werden grüne Blätter gezeigt, die dem Patienten wie ein Kokon Schutz bieten sollen.

Am Ende der Experimentalphase sollen die hier gesammelten Beobachtungen einen Katalog an Maßnahmen ergeben, mit denen ein Delir ohne Medikamente verhindert oder gelindert werden kann. In diese Zielrichtung geht auch das Programm „help+“ (Hospital Elder Life Programm) aus den USA und Kanada zur Prävention, Diagnostik und Therapie von Delirien. Mithilfe ehrenamtlicher Helfer werden Patienten dabei intensiv betreut.

Ob „help+“, neue Intensivzimmer oder Screening-Verfahren: Sie alle deuten auf ein Umdenken in der Intensivmedizin hin, bei dem wieder der Patient selbst und sein Wohlergehen zur Maßgabe werden.

Mehr zum Delir finden Sie hier: 

Delir: Verwirrung nach OP oft durch Stress oder Schlafentzug ausgelöst

Delir bei Demenzpatienten: Alkohol ist nicht der einzige Grund 

AZ/dpa

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