Biomasse-Heizkraftwerk in Aichach steht vor Herausforderungen
Die Biomasse Wärmeverbund Aichach GmbH schließt das Jahr 2022 mit Gewinn ab. Doch der Ausblick von Geschäftsführer Richard Brandner im Stadtrat bremst die Euphorie.
Die Biomasse Wärmeverbund Aichach GmbH (BWA) hat im Jahr 2022 weniger Wärme abgesetzt, das Wirtschaftsjahr aber trotzdem mit einem Jahresüberschuss von rund 405.000 Euro abgeschlossen. Das war schon im Finanzausschuss Thema gewesen. Die Zukunft sehe nicht ganz so rosig aus, stellte Geschäftsleiter Richard Brandner am Donnerstagabend im Aichacher Stadtrat fest, als es um den Jahresabschluss 2022 ging.
Die Anlage wurde im Herbst 1997 als Biomasse-Heizwerk zur Wärmeversorgung in Betrieb genommen. 2007 wurde sie zum Biomasse-Heizkraftwerk umgebaut und erzeugt seitdem auch Strom, der ins Netz eingespeist wird. Die Leistung von 897 Kilowatt entspricht etwa dem Verbrauch von 1000 Haushalten. Verwendet werden für die Anlage Hackschnitzel aus der Wald- und Landschaftspflege – jährlich etwa 15.000 Tonnen. Mit dieser Biomasse werden etwa 5,8 Megawatt (MW) Wärme erzeugt. Dazu gibt es einen Gaskessel mit einer Leistung von 3,2 MW und einen Ölkessel mit 3,0 MW sowie zur Sicherheit einen Wärmecontainer mit 2,0 MW.
Krisen wirken sich auch auf BWA in Aichach aus
Brandner ging im Stadtrat auf die Krisen ein, die sich auch auf die BWA ausgewirkt haben. Durch die Coronapandemie sei man "ganz gut durchgekommen", sagte er. Deutlicher wirke sich die Energiekrise aus. So seien Maschinenerzeugnisse wie Ersatzteile im Preis gestiegen und schwerer verfügbar. Allein für Strom habe das Unternehmen 2022 65.000 Euro mehr bezahlen müssen. Die Preise für leichtes Heizöl beziehungsweise Gas seien enorm gestiegen. Seit 2022 kann die BWA keinen Festpreis mit mehrjähriger Laufzeit mehr vereinbaren, sondern unterliegt den Schwankungen an Gas- und Strombörse.
Eine weitere Herausforderung: Der festgelegte Wärme-Preisdeckel von 9,5 Cent pro Kilowattstunde musste Anfang 2022 laut Brandner binnen 14 Tagen umgesetzt werden und wird wohl über 2023 hinaus weiter wirksam sein. Die Verunsicherung durch das Gebäudeenergiegesetz hat zudem die Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen angeheizt. Normal seien 20 bis 25 Anfragen im Jahr, sagte Brandner, dann seien es plötzlich 100 in zwei Monaten gewesen. Derzeit gibt es 320 Anschlüsse. Die BWA versorgt das Krankenhaus und Schulen, Gewerbebetriebe und Haushalte in Aichach-Nord und am Plattenberg sowie in den Bereichen Oskar-von-Miller-Straße, Erzgebirgsstraße, Krankenhausstraße, Freisinger Straße, Ludwigstraße, Jahnstraße, Kreisgutwiese, Karlsbader Straße und Marienbader Straße mit Wärme.
Anschluss des Verwaltungsgebäudes auf 2024 verschoben
2023 sei das gut 26 Kilometer lange Netz wegen der hohen Kosten für Tiefbauarbeiten nicht erweitert worden, berichtete Brandner. Der Anschluss des neuen Verwaltungsgebäudes sei deshalb auf 2024 verschoben worden. Die Kosten für die Verlegung von Fernwärmeleitungen sei von 600 Euro pro laufendem Meter im Jahr 2020 auf 2000 Euro in der Spitze gestiegen. "Wir sind noch auf der Suche nach vernünftigen Preisen", so Brandner. "Die Preise fallen", hat er beobachtet, aber wohl nicht bis auf das Niveau von 2020.
Brandner wies auf weitere Herausforderungen hin wie die neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Nach dieser muss die Gesellschaft einen Transformationsplan erstellen und bis 2045 den Anteil der Biomasse auf 35 Prozent senken. "Wir sind gerade im Umbruch", stellte Brandner fest, fügte aber optimistisch hinzu: "Wir werden den Biomasse-Wärmeverbund in die Zukunft zu führen wissen." Die Stadt selbst müsse bis 2026 einen kommunalen Wärmeplan aufstellen.
Holz wird für die Aichacher Anlage wieder knapp
Insgesamt war Brandner zuversichtlich: "Wir werden auch diese Entwicklung positiv abschließen." Ein Selbstläufer sei das Geschäft aber nicht mehr. Der Jahresabschluss für 2022 war zwar positiv ausgefallen. Zurzeit werde allerdings das Holz wieder knapp. Dazu kämen wieder steigende Strom- und Gaspreise. Bürgermeister Klaus Habermann ergänzte, die Versorgungssicherheit sei auf jeden Fall gewährleistet. Er war zuversichtlich, dass auch die kommenden Herausforderungen gemeistert würden.
Erol Duman vom Bündnis Zukunft Aichach (BZA) wollte wissen, wie lange die Anlage noch betrieben werden könne. Brandner sagte, sie sei zwar schon eine "alte Lady", könne aber noch einige Jahre laufen. Die Fünf-Jahres-Prüfung durch den TÜV hat die Anlage gerade uneingeschränkt bestanden, Wartungsarbeiten finden ständig statt. Für den geforderten Transformationsplan werde derzeit der Förderantrag ausgearbeitet, berichtete Brandner. Nach der Zusage habe man anderthalb Jahre Zeit, ihn auszuarbeiten.
Gewinnausschüttung an Stadt Aichach und Landkreis
Dem Jahresabschluss stimmte der Stadtrat einstimmig ebenso zu wie der Gewinnverwendung, wie vom Finanzausschuss empfohlen. Für die Stadt Aichach, der 63 Prozent der Anteile gehören, bedeutet das eine Gewinnausschüttung von 12.150 Euro. Die übrigen 37 Prozent gehören dem Landkreis Aichach-Friedberg, an den ebenfalls eine Gewinnausschüttung erfolgt. Der Rest der Gewinnsumme bleibt in der Gesellschaft. In der Sitzung fehlten Helmut Beck und Johanna Held (beide CSU).
Die Diskussion ist geschlossen.