Friedenslied "Frieden tol´ko Mir and Peace" aus Aichach geht um die Welt
Der Aichacher Musiker Andreas Matthes produziert mit internationaler Unterstützung ein mehrsprachiges Friedenslied. Es geht um die Welt, sogar die Unicef bedankt sich.
Eigentlich versuchte der Aichacher Musiker Andreas Matthes nur ein Ventil zu finden - ein Ventil für die vielen schlimmen Bilder vom Krieg in der Ukraine. Daraus geworden ist innerhalb von nur zwei Wochen ein mehrsprachiges Friedenslied, an dem sich Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt beteiligt haben, das in manchen Ländern bereits im Radio gespielt wird und auf das sogar die Unicef reagiert hat.
"Offenbar haben wir damit einen Nerv getroffen", sagt Initiator Matthes, der die Musik komponiert und den deutschen Text geschrieben hat. "Der Inhalt des Liedes ist eigentlich super naiv - das könnte von einem Kind kommen", sagt der Musiker. Es sind aber seine Gedanken zum Krieg in der Ukraine: "Hört doch auf damit und fangt an zu leben", heißt es darin; und weiter: "Denkt nach, wer ihr seid, wenn das alles irgendwann zu Ende ist." Mit dem deutschen Text hätte er nicht so viele erreicht, deshalb übersetzte er den Liedtext auf Englisch und Russisch. "Englisch zu singen, ging noch, aber dann habe ich es mithilfe der Lautschrift auf Russisch versucht", erzählt der 46-Jährige. Dadurch entwickelte sich eine Idee: Was wäre, wenn man das Lied in ganz vielen Sprachen singen würde, um zu zeigen, dass die ganze Welt an der Seite der Ukraine steht?
Frieden tol´ko Mir and Peace: Matthes findet über "Jamulus" Unterstützer
Über die Plattform "Jamulus", bei der man online mit anderen musizieren kann, fand Matthes zahlreiche Unterstützer: etwa einen Pianisten aus Norddeutschland oder ein Tonstudio aus Amsterdam. Viele Künstlerinnen und Künstler vermittelte der Augsburger Yasar Dogan, der unter anderem die Kültürtage in Augsburg organisiert und ein großes Netzwerk hat. Dogan selbst ist in der türkischen Version des Refrains ebenfalls im Lied zu hören. Am Ende kommen so 14 verschiedene Sprachen zusammen, darunter Russisch, Indonesisch, Arabisch, Polnisch oder Rumänisch und sogar Gebärdensprache. Auch ein brasilianischer Comedian ist unter den Musikern. Knapp 30 Menschen sind in dem Projekt involviert. "Da sind großartige Sänger dabei", freut sich Matthes über die Unterstützung für seine Idee, die erst mit den unterschiedlichen Sprachen ihre Aussagekraft bekommt. "Es ist faszinierend, dass dasselbe Lied in unterschiedlichen Sprachen so unterschiedlich klingt."
Dafür hat Matthes die Melodie aufgenommen und an die Künstlerinnen und Künstler verschickt. Den Text übersetzten sie selbst in die jeweilige Sprache und nahmen anschließend das Lied auf. "Manche haben nur ihr Handy für die Ton- und Videoaufnahme verwendet", erzählt der Aichacher Musiker. "Das ist vielleicht keine High-End-Studioqualität, aber darum geht es auch gar nicht." Man wolle vielmehr ein Zeichen setzen. Daraus entstanden ist ein zwölfminütiges Lied, das Matthes auf Youtube gepostet hat und von dem es auch eine kürzere Radioversion gibt. In Polen und Tschechien hat es das Lied bereits ins Radio geschafft. Auch deutschen Sendern liegt es bereits vor. "Schauen wir mal, was noch passiert", so der Aichacher. Es gebe bereits einen Tiktok-Kanal und auf der ganzen Welt werde das Lied geteilt. Sogar die Unicef habe sich in einer Antwort für das Projekt bedankt.
Andreas Matthes bekommt für Friedenslied Dank aus der Ukraine
Doch Matthes weiß auch: Der Hype kann schnell wieder vorbei sein. "Wenn wir damit am Ende aber nur eine Person in Russland erreicht und zum Nachdenken gebracht haben, ist das vollkommen genug." Es hätten sich auch bereits Menschen aus der Ukraine bei ihm gemeldet und sich für das Lied bedankt. "Dafür sind wir Musiker da: Wir sind Lautsprecher und können versuchen, Zeichen zu setzen." Mit dem internationalen Friedenslied ist Matthes ein Zeichen gelungen, das überall auf der Welt verständlich ist.
Matthes lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Algertshausen, einem Stadtteil von Aichach. Aus dem Kinderbuch "Wolle, Wiwi & Wawa auf der Suche nach Wuwu" seiner Frau Nicole Matthes komponierte Matthes ein Kindermusical, das zusammen mit den Kindern der Lebenshilfe Aichach-Friedberg aufgeführt wurde. Das Projekt wurde 2015 mit dem Deutschen Bürgerpreis und 2016 mit dem Inklusionspreis der Lebenshilfe Aichach-Friedberg ausgezeichnet. Seit 1996 ist Andreas Matthes außerdem Frontmann der Pop-Rock-Formation Adrenalin.
Die Diskussion ist geschlossen.