Landkreis Augsburg: Heike Heubach: Mit einem Fuß im Bundestag - und wieder draußen

Nach der Wahl am Sonntagabend war Heike Heubach, Landeslisten-Kandidatin der SPD, im Bundestag. Aber nur für einige Stunden. Im Morgengrauen war der Traum schon wieder vorbei. Heubach stand auf Platz 24 der Landesliste für die SPD Bayern. Den Abend über sah es aus, als gäbe es 25 Mandate für die SPD - und somit eines, dass die gehörlose Stadtbergerin als Abgeordnete nach Berlin bringen würde. Mit dem Morgen und dem endgültigen Wahlendergebnis stand allerdings fest: Es sind nur 23 Mandate. Und somit keines für Heubach.

Am Montag um 6.30 Uhr schrieb sie eine Nachricht an ihre Parteikollegen. Ihre Worte lauteten: "Ich ziehe nicht ein." Wegen ihrer Gehörlosigkeit läuft die meiste Kommunikation schriftlich. Enttäuschung machte sich unter den Sozialdemokraten breit. Montagmittag schrieb die 41-Jährige der Redaktion: "Heute bin ich richtig traurig, darf es auch sein. Morgen sieht die Welt anders aus."

Die Chancen für Heike Heubach (SPD) standen gut

Einige Stunden im Bundestag und dann doch wieder nicht - wie kann das passieren? Bis zum frühen Morgen nach dem Wahlkrimi stand die endgültige Anzahl der bayerischen SPD-Abgeordneten, die nach Berlin ziehen, noch nicht fest. Einen Großteil der Nacht sah es allerdings danach aus, als wäre ein Platz für die Industriekauffrau Heubach möglich.

Der Einzug über die Landesliste hängt ab von den Prozentpunkten der Parteien im jeweiligen Bundesland, erklärt Roland Mair, Fraktionsvorsitzender der SPD Stadtbergen. Er hatte Heubach zur Kandidatur ermutigt. "Die ganze Berechnung ist relativ kompliziert", erklärt Guido Berning von der SPD-Geschäftsstelle Augsburg Stadt. Fakt ist, dass Heike Heubach somit nicht als Abgeordnete in den Bundestag kommt.

In der Wahlnacht: "Ich habe mir den Wecker stündlich gestellt"

Mit dem Gedanken an Berlin ging Heubach um 2 Uhr schlafen. Sie teilt mit: "Ich habe mir während des ganzen Abends und der Nacht immer wieder gesagt, das Ergebnis ist noch nicht da, ist nur vorläufig... das Endergebnis zählt." Stündlich stellte sie sich den Wecker, um das endgültige Wahlergebnis zu erfahren. Online verfolgte sie die Zahlen. Als der Wecker auf ihrem Nachttisch zum dritten Mal in der Nacht klingelte, stand das Ergebnis fest. Heubach ist nicht drin. "Jedoch habe ich gehofft, dass sich noch etwas ändert."

Heubach ist Nachrückerin für bayerische SPD

Eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Stadtbergerin doch noch ein Mandat erhält, besteht allerdings: Im Falle, dass einer der 23 bayerischen SPD-Abgeordneten doch nicht nach Berlin kommt, ist sie Nachrückerin. Bisher hat sich jedoch keiner der Kandidaten dazu geäußert.

Den Wahltag hat sie mit ihrem Ehemann in den Bergen verbracht, den Abend zu Hause. Heubach ist Mutter zweier Töchter, 16 und 18 Jahre alt. "Es gibt viele Wahlpartys in meinen Regionen, sodass ich mich nicht aufteilen kann, deswegen habe ich entschieden, daheim die Hochrechnungen zu verfolgen und zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Wahlkampfteam gemeinsam zu feiern, ganz egal ob der Einzug in den Bundestag klappt oder nicht", erklärt Heubach.

Sie hätte Gebärdensprache nach Berlin gebracht

Hätte der Einzug in den Bundestag geklappt, dann würden Heike Heubach Gebärdensprachdolmetscher bei Terminen zur Seite stehen. Der Gedanke, als Gehörlose im Bundestag zu sitzen, bereitete ihr zu keinem Zeitpunkt Sorgen. Sie schreibt: "Ich war sehr zuversichtlich und optimistisch, dass es gut klappen würde." Schon als Säugling verlor die Stadtbergerin ihr Hörvermögen. Auch Roland Mair bedauert, dass es nicht geklappt hat. Er erklärt: "Sie hätte es mit ihrem Mandat geschafft, dass Gebärdensprache als Alternative zur Verständigung sichtbarer wird."

Heubach ist aber weiterhin motiviert und will in der Politik weitermachen. "Wer mich kennt, weiß es", schreibt sie. "In der CSU-Hochburg haben mein Wahlkampfteam und ich es geschafft, 29.438 Wählerinnen und Wähler mit unserem Zukunftsprogramm zu überzeugen. Ich stehe auf dem Platz 2 im Wahlkreis Augsburg Land und Aichach-Friedberg - darauf bin ich unendlich stolz."