
Seit 25 Jahren werden Falschparker in Gersthofen zur Kasse gebeten

Plus Wer in Gersthofen falsch parkt oder rast, dem kann es passieren, dass er ein Knöllchen bekommt – und das seit 25 Jahren. Der Verkehrsüberwachungsdienst feiert Jubiläum.
Vor 25 Jahren gab es grünes Licht für die "Blauen“: Am 15. Januar 1996 startete nach einer zehnwöchigen "Hinweis-Phase" der sogenannte "Echtbetrieb“ beim Verkehrsüberwachungsdienst (VÜD) der Stadt Gersthofen. Voraus gegangen war eine "Blitzaktion" – und die hatte nichts mit Temposündern zu tun.

Allem voran gegangen war ein einstimmiger Beschluss des Stadtrates im Juni 1995. Demzufolge wurde beim bayerischen Innenministerium die Genehmigung beantragt, "geringfügige Ordnungswidrigkeiten, die im ruhenden Verkehr festgestellt werden“, selbst zu verfolgen. Das geschah gleichsam in einer "Blitzaktion": Denn von der Antragsfrist, die am Tag der damaligen Ratssitzung auslief, erfuhr die Stadtverwaltung erst am Nachmittag kurz vor Sitzungsbeginn. "In aller Eile wurden der Ältestenrat und die Fraktionsvorsitzenden von dem Sachverhalt informiert“, erinnert sich der damalige Zweite Bürgermeister Karl-Heinz Wagner.
Der "kommunalen Parküberwachung“ stand dann nach nach der Genehmigung des Innenministeriums und einer Vereinbarung zwischen der Stadt Gersthofen und dem Polizeipräsidium Schwaben somit nichts mehr im Wege. Zuerst ging es also den Falschparkern an den Geldbeutel. Der Verkehrsüberwachungsdienst sollte damals vor allem dort kontrollieren, wo etwa Rettungswege versperrt sind. Bis heute wird bei jeder Vorstellung der Bilanz des Dienstes von den Stadträten betont, dass es nicht ums Abkassieren, sondern um die Sicherheit geht.
Gersthofer Bürger hatten sich über Falschparker beschwert
Die Überlegung‚ "Blaue“ - so werden sie wegen ihrer blauen Uniformen genannt - in Gersthofen einzuführen, war nicht neu und fand im Stadtrat uneingeschränkte Zustimmung, weil es immer häufiger Bürgerklagen gab. Insbesondere nach dem Umbau der B2 alt war in der ehemaligen Ortsdurchfahrt in der Augsburger- und Donauwörther Straße eine bessere Überwachung der parkenden Autos bitter nötig. Bemängelt wurde, dass von Falschparkern der damals vorhandene rote Mehrzweckstreifen häufig nicht respektiert wurde. Zudem benutzten Dauerparker die Kurzparkzonen und auch Gehwegparken in der Bauernstraße war ein großes Ärgernis und ist es bis heute. Auch die Überwachung der städtischen Tiefgarage zählte zu den Aufgaben.
In der Testphase vorher hatten die beiden Parkraumüberwacherinnen Marianne Kranz und Petra Schilling bei falsch geparkten Fahrzeugen und damit bei Ordnungswidrigkeiten einen roten Hinweiszettel am Auto hinterlassen. Darauf wurde noch auf die fällige Verwarnungsgebühr verzichtet. Die nüchterne Bilanz nach der Hinweisphase war, dass die Parkmoral vieler Autofahrer nicht verbessert wurde. "Wiederholt wurde festgestellt, dass bereits ermahnte Fahrzeugführer sich dadurch nicht beeindrucken lassen und wohl im Zeichen der Kostenlosigkeit immer wieder die gleichen Ordnungswidrigkeiten begehen“, berichtete die Verwaltung an den Stadtrat. Auch Feuerwehrfahrzeuge, die Kehrmaschine oder die Schneepflüge hatten in zugeparkten Straßen keine Chance durchzukommen.
Verkehrsüberwachung im kompletten Gersthofer Stadtgebiet unterwegs
Überwacht wurde das komplette Stadtgebiet und die westlichen Stadtteile. Für den Markt Meitingen hat in Zusammenarbeit die Stadt Gersthofen mit ihrem Personal vor einigen Jahren auch die Überwachung des dortigen "ruhenden Verkehrs“ übernommen.
Seit Juli 2013 werden in Gersthofen auch die Raser zur Kasse gebeten. Der Verkehr wird seitdem mit Tempokontrollen durch einen externen Dienstleister mit Personal und Technik überwacht. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem in Straßen mit Tempo-30-Beschränkung. Viel Verwaltungsarbeit hat die Stadt Gersthofen dabei nicht: Die Stadt Mindelheim übernimmt gegen eine Gebühr die Abrechnung und Versendung der Bußgeldbescheide. Die Einnahmen fließen dann direkt der Stadt zu.
Gersthofen: Wie oft die Verkehrsüberwacher Knöllchen ausstellen
Laut dem Budgetbericht 2019 des Verkehrsüberwachungsdienstes wurden in Gersthofen im ruhenden Verkehr für insgesamt 3995 Verwarnungen Verwarngelder in Höhe von 68.563 Euro eingenommen. Einen Rückgang gegenüber dem Jahr 2018 gab bei den Verwarnungen um 1385 Fälle und demnach auch 10.341 Euro weniger an Einnahmen. Grund hierfür war die schlechte Freibadsaison und dadurch somit auch weniger Parkverstöße im Bereich um die Gerfriedswelle. Die Überwachung des fließenden Verkehrs verlief dagegen abweichend in 2019 mit steigender Tendenz. Die Anzahl der eingeleiteten Verfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen erhöhte sich von 2358 im Jahr 2018 auf 3340. Somit folglich auch ein Zuwachs bei den Verwarnungsgeldern von 50.143 Euro (2018) auf 53.351 Euro.
Doch es ist ein Irrtum anzunehmen, dass die Stadt Gersthofen mit ihrem Verkehrsüberwachungsdienst unterm Strich Gewinn macht. Die Einnahmen, abgeglichen mit den Ausgaben für Personal und weitere Kosten, entstand im Haushaltsjahr 2019 ein Minusbetrag in Höhe von 43.600 Euro.
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