Beamtin mit Abenteuerlust im Blut
Erna Stegherr-Haußmann, Bürgermeisterin von Adelsried, hat ihren Traumberuf. Noch schöner sei nur das Reisen
Wenn man verheiratet ist, drei Kinder und zwei Enkel hat, und der Traumberuf Bürgermeisterin von Adelsried ist, „dann muss man das eben organisieren“, sagt Erna Stegherr-Haußmann. Seit 2008 leitet die 53-Jährige von der SPD die Geschäfte der Holzwinkel-Gemeinde. Da muss man Prinzipien setzen können. „Meist steht das Private hinten an“, gibt sie zu. „Aber das kommt auf alle Frauen zu, die ein öffentliches Amt übernehmen. Wenn sie ehrlich sind, zerreißen sie sich.“ Trotzdem wolle sie Frauen dazu ermutigen – „weil sie es können“. Anders als die beiden Töchter, 28 und 30 Jahre alt, und der 26-jährige Sohn, kam der Enkel durchaus mal mit ins Rathaus mit. Die Oma erinnert sich lachend an eine Bürgermeisterdienstbesprechung oder Baustellenbesichtigung mit dem Kleinen, der die Kollegen schon leicht irritierte. Im Gegensatz dazu taucht der Ehemann nur selten in der Öffentlichkeit auf. „Wir haben das System von Angela Merkel“, erklärt sie verschmitzt. Beide wandern gern, etwa in den Stauden. Im Urlaub geht es weiter weg, nach Myanmar, Costa Rica, auf die Azoren oder nach Mauritius. Jetzt träumt das Ehepaar von Bhutan. „Aber das ist so teuer, das wird wohl ein Traum bleiben.“ Die Bürgermeisterin war bei der Steuerprüfung und deswegen schon früher viel unterwegs. Auch ihren Mann lernte sie beim Reisen kennen, „wir sind beide abenteuerlustige Beamte – eigentlich ein Widerspruch in sich.“
So exotisch das klingt, vor allem denkt die gelernte Finanzwirtin praktisch. Dazu gehört ein weinroter Kastenwagen, den die Mitarbeiter zwar „fürchterlich“ finden, wie sie mit einem Lachen erzählt. Aber dafür geht eben vom Kinderwagen bis zu Autobahnbrückensteinen alles hinein. Daheim im Garten stehen auch nur pflegeleichte heimische Gewächse, etwa Holunder, Schlehen, Walnuss und Vogelbeere. Der Garten steht in der Rangliste halt sehr weit hinter Job und Familie.
Vier Ziele hat die Bürgermeisterin für die nächste Legislaturperiode: „Toll wäre es, wenn wir Gewerbeflächen und neues Bauland umsetzen könnten, maßvoll.“ Das Thema „Älter werden zu Hause“ beschäftigt die Bürgermeisterin auch, dazu sollen etwa Nachbarschaftsdienste aufgebaut werden. Ein Investor hatte erst ein Pflegeheim in Adelsried bauen lassen, dann wurden Wohnungen daraus. Nun sei ein zweiter Versuch nicht mehr rentabel, nachdem in Welden ein Pflege- und Seniorenheim entsteht, meint sie. Eher denkt sie an eine Wohngemeinschaft. Doch die gesamte Ortsentwicklung hängt an der Umfahrung, gegen die es aus Streitheim erbitterten Widerstand gibt. Ob Gewerbeansiedlung, Kirchenvorplatzgestaltung, Verkehrsberuhigung oder Wohnbebauung, alles wartet auf die Umfahrung. „Nicht nur die Adelsrieder, vor allem auch die Leute in Kruichen leiden stark unter dem Verkehr.“
Ob die Bürgermeisterin in sechs Jahren wieder kandidiert, lässt sie offen. Frauen würden nie so weit im Voraus planen, es könnte schließlich sonst was sein. „Ich schaffe es nicht mal, drei Monate vorher eine Reise zu buchen“, gibt sie zu. „Frühbucher sind mir unheimlich.“
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