Carsharing in Gersthofen wird ausgeweitet - wie steht es um Straßenbahnen?
Der Nahverkehr soll in Gersthofen Gas geben im Rennen um die Kundengunst. So steht es um die Pläne für eine Straßenbahnlinie durch die Stadt.
Fürs Foto saßen die zwei schon mal in einem Auto. Doch wie weit der Gersthofer Bürgermeister Michael Wörle und der Augsburger Stadtwerkechef Walter Casazza miteinander fahren werden, ist noch nicht ausgemacht. Auch wenn sie sich im Ziel eines besseren Nahverkehrsangebots für Gersthofen einig sind, über den Weg dorthin bestehen noch Zweifel. "Straßenbahnanschluss" lautet das Stichwort. Doch der Reihe nach.
Anlass des Treffens war der Ausbau des Carsharing-Angebots der Stadtwerke Augsburg. Vier Autos stehen künftig im Stadtgebiet bereit: zwei schon jetzt an der Emmeram-Kapelle, zwei weitere ab Mitte Juli am Floriansplatz. Wer kurzfristig ein Auto braucht, kann es bei den Stadtwerken buchen und einsteigen. Attraktiv ist das Angebot vor allem für Nahverkehrskunden, die schon ein Abo haben. In diesem nämlich ist die Grundgebühr fürs Carsharing schon enthalten, fällig werden nur noch zeit- und streckenabhängige Entgelte.
Carsharing kommt bei den Gersthofern an
Das Angebot, das es auch in Gersthofen schon einige Jahre gibt, wird in der Stadt gut angenommen. Rund 60 Carsharing-Kunden haben die Stadtwerke Augsburg nach eigenen Angaben schon. Während private Pkw im statistischen Schnitt nur eine Stunde am Tag bewegt werden, sind die Carsharing-Autos der Stadtwerke sechs bis acht Stunden täglich unterwegs. Casazza machte deutlich, dass sein Unternehmen noch mit weiteren flankierenden Angeboten die Attraktivität von Bussen und Bahnen stärken will und nannte E-Bike-Sharing als Beispiel: "Wir wollen ein komplettes Mobilitätsangebot machen."
Für Gersthofer sind derartige Möglichkeiten im Verbund mit einem Nahverkehrsabo besonders günstig, weil die Stadt sich finanziell beteiligt, wenn jemand ein Abo abschließt. Nur Gersthofer können innerhalb des eigenen Busnetzes für 240 Euro im Jahr fahren, im gesamten Raum Augsburg sind es 360 Euro - das komplette Nahverkehrsangebot in Bussen und Bahnen für weniger als einen Euro am Tag.
Der Gersthofer Bürgermeister Michael Wörle, der dieses in der Region einmalige Preismodell eingeführt hat, ist überzeugt, dass sich der öffentliche Nahverkehr über den Geldbeutel wirksam fördern lässt. "Der Preis gehört mit zum Paket." Bestätigt fühlt der Rathauschef sich durch die Zahlen in seiner Stadt. Als das Gersthofen-Abo eingeführt wurde, lag die Zahl der Abokunden im Nahverkehr bei etwa 600. Inzwischen sind es doppelt so viele. Nicht einmal die Corona-Krise, die gerade den Nahverkehr Kunden kostete, habe diesen Aufwärtstrend stoppen können. Wörle kündigte an, Gersthofen werde künftig auch andere Preismodelle fördern. Wie berichtet, erwägt der Augsburger Verkehrsverbund AVV die Einführung einer Flatrate.
Gersthofen: Kommen noch mehr Carsharing-Autos?
Auch den Einsatz weiterer Carsharing-Fahrzeuge könnte sich Wörle im Stadtgebiet gut vorstellen, gerade in Neubaugebieten. Das sehen die Stadtwerke übrigens ähnlich. Ihre Erfahrungen zeigen, dass Carsharing vor allem in dicht besiedelten Gebieten ankommt, wo die Stellplätze knapp sind. Das klassische Wohngebiet, wo schon seit Jahrzehnten Einfamilienhäuser stehen, sei dagegen eher ein schlechtes Pflaster, sagt Stadtwerke-Bereichsleiter Jürgen Biedermann. Die Menschen dort hätten "ein eingefahrenes Mobilitätsverhalten". Will heißen: Wer schon einmal das eigene Auto gewöhnt ist, steigt nur noch ungern um - obwohl es auch dafür Beispiele gibt.
Das machen die Pläne für die Straßenbahn durch Gersthofen
Doch wenn es darum geht, möglichst viele Menschen in der Stadt von A nach B zu transportieren, ist die Straßenbahn unschlagbar. "Sie ist unser leistungsfähigstes Verkehrsmittel", betont der Augsburger Stadtwerkechef Casazza. Zu gerne würde er sie auch nach Gersthofen hinein führen. Die Planspiele gibt es: Von der jetzigen Endhaltestelle Augsburg Nord würden die Gleise über Augsburger und Donauwörther Straße führen, in Höhe des Los-Angeles-Rings wäre in etwa die Wendeschleife. Casazza: "Wir sind ja schon im Gespräch, aber das ist ein Werk auf lange Sicht."
Technisch machbar wäre es, sagen die Spezialisten. Aber auch politisch durchsetzbar? In Gersthofen soll ein Mobilitätskonzept Vor- und Nachteile des schon vor drei Jahren mit 45 Millionen Euro veranschlagten Projekts beleuchten und der Stadtpolitik so Entscheidungsgrundlagen verschaffen. Die Experten dafür hat die Stadt schon, doch der Zuschussantrag für das Gutachten hängt noch bei der Regierung von Schwaben fest. Dieses Tempo sei nicht befriedigend, schimpft Wörle, wenngleich der Knackpunkt der Tram in der Stadt ohnehin bekannt ist: Es ist die Gleisführung durch die Stadt, vor allem in Augsburger und Donauwörther Straße würde es eng.
Eine Straßenbahn ohne Gleise wäre was, findet Wörle. Entsprechende Versuche habe es ja schon gegeben.
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