
Große Leidenschaft für einen kleinen Ball

Plus Hoffnungsträger (3): Die Tischtennisspielerin Melanie Merk feiert Premiere auf deutscher und bayerischer Ebene. Dabei hat sie erst mit neun Jahren mit dieser Sportart angefangen.

Zwei Premieren gab es für Melanie Merk in den letzten Wochen. Bei einem Turnier in Linz (Österreich) durfte die 16-jährige Tischtennisspielerin erstmals das Trikot der deutschen Nationalmannschaft tragen, bei den bayerischen Meisterschaften in Neumarkt in der Oberpfalz betrat die Badenserin ebenfalls Neuland. Zum ersten Mal seit ihrem Wechsel zum Zweitligisten TTC Langweid trat sie in Bayern an und wurde auf Anhieb Dritte.
„Das hat sich schon gut angefühlt“, berichtet Melanie Merk vom ersten Auftritt im Nationaltrikot. Aufgrund ihrer permanent starken Entwicklung wurde sie in den Kader der U19 berufen. Seit einem Jahr spielt sie nun in Langweid, war im hinteren Paarkreuz maßgeblich daran beteiligt, dass der TTC in der Rückrunde noch aus dem Tabellenkeller geklettert ist.
Dritte bei den ersten bayerischen Titelkämpfen
Bei den bayerischen Titelkämpfen feierte die 16-jährige Jugendspielerin des TTC Langweid ebenfalls einen gelungener Einstand als Neu-Bayerin. Sie konnte bei den hochkarätig besetzten Meisterschaften der Erwachsenen auf Anhieb mit Bronze im Frauen-Einzel das Siegertreppchen erklimmen. Nach Siegen über Vorjahres-Vizemeisterin Stefanie Felbermeier vom Liga-Konkurrenten TuS Fürstenfeldbruck und drei weiteren glatten Erfolgen erreichte die Melanie Merk als Gruppensiegerin mit nur einem Satzverlust das Viertelfinale und setzte sich hier gegen die Vorjahres-Dritte Milena Burandt (Fürstenfeldbruck) mit 4:1 durch. Im Halbfinale war erst die mit 22 Jahren schon vergleichsweise erfahrene Vorjahresmeisterin Laura Tiefenbrunner vom Erst-Bundesligisten SV DJK Kolbermoor noch einen Tick zu stark für die junge Spielerin des TTC Langweid. Coach Barbara Jungbauer konnte trotzdem hoch zufrieden sein mit ihrem Schützling. Bayerische Meisterin wurde übrigens Naomi Pranjkovic, die Tochter der ehemaligen Langweider Spielerin und Trainer Sylvia Pranjkovic.
Mutter war Profi-Judoka, Bruder ist Ringer
Interessant ist, dass Melanie Merk erst mit neun Jahren mit dem Tischtennis begonnen hat. Das ist für diese Sportart relativ spät. „Ich habe zunächst vieles andere Sachen probiert“, sagt sie. Unter anderem Kampfsport. „Meine Mama war Profi“, erzählt die Tochter einer ehemaligen Spitzen-Judoka aus Russland, deren 24 Jahre alter Bruder aktiver Ringer ist. „Wenn man aus dem Kampfsport kommt, kann man die Fitness auch beim Tischtennis anwenden. Athletisch und strategisch liegen beide Sportarten nicht so weit auseinander“, sagt Merk. Bei ihrem Heimatverein in Singen/Hohentwiel hat sie dann Rudi Stumper getroffen, dessen Kinder in der deutschen Tischtennisszene bestens bekannt sind. Tochter Laura spielte einst für die deutsche Nationalmannschaft, Sohn Kay zählt aktuell zu den größten Talenten des Landes. In der Bodenseeregion leitet Stumper verschiedene Fördergruppen, er gilt als einer der besten Aufschlag-Rückschlag-Trainer in Deutschland. Von ihm hat sie viel gelernt, er war ihr erster Trainer und Mentor. Derzeit trainiert sie mit Roman Rosenberg.
Zunächst spielte sie für den TTC Beuren, ein Verein aus der Gemeinde nahe der Kreisstadt Singen am Hohentwiel, dann wechselte sie zum ESV Weil und zum VfL Sindelfingen und schließlich zum TTC Langweid. Von ihrem Heimatort in die schwäbischen Tischtennis-Hochburg sind es immerhin vier Stunden. „Längere Fahrten ist Melanie gewohnt“, erklärt Udo Merk. Um auf hohem Niveau trainieren zu können, muss man unweigerlich längere Wege auf sich nehmen.
Erst Abitur machen, dann Profi werden
Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht trainiert. Die große Leidenschaft für den kleinen Plastikball hat die Schülerin gepackt. „Melanie wird ganz unruhig, wenn sie nicht an Platte darf“, erzählt ihr Vater Udo Merk. „Manchmal trainiere ich schon vor der Schule“, berichtet Melanie Merk, die das Hegau-Gymnasium in Singen besucht. Dort will die gute Schülerin der 10. Klasse, die viel lernt und liest und mit der Familie unterwegs ist, zunächst einmal auf alle Fälle ihr Abitur machen. „Dann schaue spontan, wo es mich hinzieht“, lacht Melanie Merk. Nachdem ihre Mutter aus einem Ärztehaus stammt, wäre ein Medizinstudium nicht ausgeschlossen. Nebenbei könnte sie dann ja noch Tischtennis spielen. „Profi zu werden wäre schön. Dafür trainiere ich viel.“ (mit jug)

Zehn Fragen an Melanie Merk
Was war Ihr größtes sportliches Erlebnis?
Mein größtes sportliches Erlebnis ist es jedes Mal wieder, in der 2. Bundesliga zu spielen. Und, dass ich es bei den deutschen Top 48 und Top 24 aufs Podest geschafft habe.
Welche Sportart – außer Tischtennis – könnten Sie professionell betreiben?
Ich habe früher Kampfsport betrieben und lange gesucht, was zu mir passt. Tischtennis ist mein Traum.
Für welchen Verein schlägt Ihr Herz?
Ich habe keinen Lieblingsverein, weil ich nicht so viel Fußball schaue. Tennis interessiert mich, weil es von der Strategie her ähnlich Tischtennis ist. Djokovic und Nadal sehe ich gerne spielen.
Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
So richtig ärgert mich, wenn ich erkältet bin und dadurch nicht trainieren kann.
Ihr Leibgericht?
Ich esse alles. Meine Mutter macht eine gute Gemüsesuppe. Das würde ich als mein Leibgericht bezeichnen.
Welche TV-Sendung versäumen Sie niemals?
Ich schaue eigentlich nicht so viel, weil ich viel lese und lerne. Wenn, dann zappe ich eher zufällig herum.
Welcher berühmten Person würden Sie gerne einmal begegnen?
Timo Boll. Er ist in meiner Sportart eine Legende.
Mit welcher Sportart können Sie gar nichts anfangen?
Ich habe Respekt vor jeder Sportart, jeder Sportlerin und jedem Sportler, weil ich weiß, wie viel Arbeit und Aufwand notwendig ist, um auf ein gewisses Niveau zu kommen. Jeder soll das machen, was ihm am meisten Spaß macht.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihnen am meisten?
Vielleicht meinen Ehrgeiz. Ich bin sehr zielstrebig und motiviert.
Haben Sie gute Vorsätze für das Neue Jahr?
Ich will mein Bestes geben bei jedem Spiel und zeigen, was ich kann.
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