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Ustersbach: Investor will große PV-Anlage bauen – doch die Gemeinde ist skeptisch

Ustersbach

Investor will große PV-Anlage bauen – doch die Gemeinde ist skeptisch

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    Die Firma Vento Ludens stellte ihre Pläne für eine große PV-Anlage bei Mödishofen vor. Die betreffende Fläche ist schwarz umrandet.
    Die Firma Vento Ludens stellte ihre Pläne für eine große PV-Anlage bei Mödishofen vor. Die betreffende Fläche ist schwarz umrandet. Foto: Vento Ludens

    Keiner hatte es vorher auf dem Schirm: Ustersbach im Fokus von Investoren für erneuerbare Energien. Noch im Sommer hatte sich der Gemeinderat gegen die Erstellung eines Flächennutzungsplans, der Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausweist, entschieden. Doch nun steht die Anfrage eines regionalen Investors im Raum. Auf der Bürgerversammlung hat Vento Ludens aus Jettingen-Scheppach sein Konzept vorgestellt. Es geht um ein 12,5 Hektar großes Gebiet nordwestlich von Mödishofen, das der Investor langfristig pachten kann und eine PV-Anlage dort errichten möchte.

    Vento Ludens ist international tätig und hat schon viele Projekte, auch in der Region, umgesetzt. Die Firma baut Technologieanlagen für Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Laut Geschäftsführer Joachim Finkel will Vento Ludens 10 Millionen Euro für eine PV-Anlage bei Mödishofen in die Hand nehmen. Das Versprechen des Investors: Die Gemeinde wird an den Einnahmen beteiligt, mit 90 Prozent der Gewerbesteuern und 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Außerdem winkt ein einmaliger Betrag im fünfstelligen Bereich. Ein weiteres Plus: Die Anlage könnte den Strombedarf im Ort decken. 

    Bürger haben Angst vor Wertverlust ihrer Immobilie

    „Warum muss es direkt vor unserer Haustür sein? Und reicht die Anlage nicht halb so groß?“, war eine Anfrage von einem Mitglied der Jagdgenossenschaft, der eine Verdrängung des Rotwilds und Wildverbiss befürchtet. Die Anlage grenze direkt an die Wohnsiedlung im Norden von Mödishofen an, war ein weiterer Kritikpunkt. „Es ist ein ungünstiger Platz zwischen Ort und Wald“, war aus dem Publikum zu hören. „Warum findet man nicht einen anderen Bereich nördlich der Bahntrasse?“ Eine Anwohnerin rechnet mit ungünstigen Spiegelungen, betroffen seien vor allem Familien mit Kindern. „Wir haben gebaut und jetzt setzt man uns eine PV-Anlage vor die Nase“, ärgert sie sich, auch drohe der Wertverlust ihrer Immobilie. 

    Den Vorbehalten stehen die politischen Vorgaben entgegen. 2040 soll Bayern klimaneutral werden. Bis 2028 müssen in Ustersbach 22 Hektar für erneuerbare Energien ausgewiesen sein, erläuterte Bürgermeister Willi Reiter (CSU). 2,5 Hektar würden bereits von Gemeinderat Bernhard Schmid (CSU) zur Solarenergiegewinnung genutzt. Mit der neuen Anlage von Vento Ludens wären 15 Hektar und damit mehr als Zweidrittel erreicht, rechnete der Investor vor. Einen besseren Standort gäbe es in Ustersbach nicht, die ausgewählte Fläche sei landwirtschaftlich größtenteils uninteressant. „Der Nordwesten von Ustersbach kommt für eine PV-Anlage nicht infrage“, so Finkel. Diese Bereiche gehörten zum Überschwemmungsbereich der Zusam und seien ein Wasserrückhalt für die Gemeinde Dinkelscherben. Auf die Anfrage eines Bürgers, ob man mit einem Windrad nicht besser fahre, antwortete Gemeinderat Schmid: „Wir müssen ein Windrad noch zusätzlich bauen.“ Die Solaranlage bringe eine hohe Energieeinspeisung im Sommer und am Tag, für die Nacht und die kältere Jahreszeit müsste man Energieschwankungen über Windkraft ausgleichen, bestätigte Finkel. Solange das nicht möglich sei, würde er in seinen Planungen über Speichermöglichkeiten nachdenken. 

    Doch auch einigen Gemeinderäten geht das zu schnell. „Man sollte dafür nicht die erstbeste Fläche nehmen“, sagte Thomas Kögel (CSU) eine Woche später in der Gemeinderatssitzung. Dass die Flächen am Bahndamm oder im Zusamtal für eine PV-Anlage ungeeignet sind, sei noch nicht ausgemacht. Deshalb müsste die Diskussion öffentlich geführt werden, schlug Christian Braun (CSU) vor. „Stimmen, die das Projekt kritisch beleuchten, sind nicht gleich dagegen“, betonte er und wies darauf hin, dass man sensibel mit der Landschaft umgehen sollte. „Ich bin kein Gegner und weiß, dass wir erneuerbare Energie brauchen“, ergänzte Andrea Braun von der ABU, deren Fraktion sich geschlossen für erneuerbare Energien einsetzt. Wegen der Größe der Anlage sei sie aber hin- und hergerissen. Die Entscheidung wurde erst einmal verschoben. Ein Ortstermin, bei dem sich alle, also auch Bürgerinnen und Bürger, einen Eindruck verschaffen können, wird angesetzt. 

    Falls die PV-Anlage bei Mödishofen komme, müsse zum Wohngebiet ausreichend Abstand eingehalten werden, hatte Bürgermeister Reiter schon auf der Bürgerversammlung angekündigt. „Am Ende müssen wir einen Konsens finden“, war auch die Meinung des Investors. Über eine Bürgergenossenschaft, die mit einsteigen könnte, würde sich Finkel freuen. „Bei einer Investition von 10 Millionen Euro ist jede Beteiligung erwünscht.“ 

    Völk: Jetzt geeignete Standorte für Wind- und Solarenergie prüfen

    Dass darüber hinaus jeder Bürger eingeladen sei, eine geeignete Fläche bereitzustellen und auf den Gemeinderat zuzukommen, betonte Claudia Seldschopf (ABU) auf der letzten Gemeinderatssitzung. Denn wenn sich die Gemeinde verweigern würde, so Anja Völk (ABU), hätte sie ab 2028 kein Mitspracherecht mehr, wo PV-Anlagen und auch Windräder in Zukunft entstehen könnten. „Irgendeiner stellt immer sein Grundstück zur Verfügung“, gab Völk zu bedenken und forderte von der Gemeinde jetzt eine Prüfung geeigneter Standorte für Sonnen- und Windenergie. 

    Im Sommer hatte sich der Gemeinderat Ustersbach einstimmig gegen die Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie über einen entsprechenden Flächennutzungsplan entschieden. Die Begründung war gewesen: die Frist bis 1. Februar 2024 sei zu knapp und die Kosten seien zu hoch. Außerdem wäre die Aufstellung eines Windrads bis 2028 nicht mehr realisierbar. Dann nämlich würden Windräder als „privilegierte Bauvorhaben“ überall, wo nichts Wesentliches dagegenspreche, aufgestellt werden können. Hintergrund: 2028 löst der Regionalplan Augsburg im Bereich Windkraft die Flächennutzungspläne der Gemeinden ab.

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