
In Augsburg entsteht eine Quarantäne-Station für Pflegebedürftige

Plus In den vergangenen Monaten konnten viele Heimbewohner in Augsburg nicht isoliert untergebracht werden und blieben deshalb im Krankenhaus. Das soll sich im Ernstfall nun ändern.
Im vergangenen Jahr wurde ein Problem offensichtlich: Dass die Entlassung von Senioren aus Krankenhäusern oft daran scheiterte, dass aufgrund des heftigen Infektionsgeschehens nicht genügend Plätze in Alten- und Pflegeheimen zur Verfügung standen. Daneben konnten gerade demente Menschen nicht entlassen werden, weil es die Isolationssituation in vielen Einrichtungen nicht zuließ. Die Notwendigkeit einer Quarantäne-Aufnahmestation, die nach dem Krankenhausaufenthalt und vor der Heimunterbringung erfolgt, wurde im vergangenen Jahr bewusst. Nun werden die Pläne konkret.
Kleine und große Quarantäne-Einheit sind in Augsburg geplant
Im Sozialausschuss des Stadtrats wurde das Konzept vorgestellt. Der Bedarf an einer Quarantäne-Aufnahmestation sei aufseiten der Pflege aus der Erfahrung im Umgang mit der Corona-Situation entstanden, erklärte Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU). Besonders im November, als Augsburg einen vergleichsweise hohen Inzidenzwert hatte, sei deutlich geworden, dass die Krankenhäuser in Augsburg vor der Schwierigkeit standen, ältere und insbesondere demente Patienten in die Heime der Altenhilfe entlassen zu können. "Wie Sie wissen, haben gerade an Demenz erkrankte Personen oftmals keine Einsicht in die Notwendigkeit von persönlicher Distanz und Kontaktarmut. Aufseiten der Heime bestand die Sorge, diese Patienten könnten sich im Krankenhaus zwischen Testung und Entlassung am Virus angesteckt haben und die Erkrankung so ins Heim mitbringen", verdeutlicht der Sozialreferent auf Anfrage.
Der städtische Sozialplaner Klaus Kneißl und sein Team haben in den vergangenen Monaten ein Konzept erarbeitet. Es sieht vor, dass in einem ersten Schritt eine kleinere Quarantäne-Aufnahme-Einheit eingerichtet wird. Baulich geeignet sei dafür die Tagespflege im Seniorenzentrum Servatius. Dort soll eine kleine Einheit für Quarantäne-Gäste eingerichtet werden, die von den umgebenden Heimeinrichtungen abgeschottet ist.
Es müssten aber noch logistische, rechtliche und finanzielle Fragen geklärt werden, so Sozialplaner Klaus Kneißl. In der Folge könnte - je nach Bedarf - in einem weiteren Schritt eine größere Quarantäne-Einheit im Seniorenzentrum Servatius für 17 Personen entstehen. In dem Konzept ist vorgesehen, eine Wohngruppeneinheit in eine Kurzzeitpflegeeinheit umzuwandeln. Denn Kurzzeitpflegeplätze wären variabler und im Bedarfsfall für eine Quarantäne-Situation schneller verfügbar als Langzeitpflegeplätze.
Pflegeheime in Augsburg halten Zimmer für Quarantäne vor
Die Stadträte votierten einstimmig dafür. Allerdings wurde zuvor festgelegt, dass das Konzept nicht sofort greifen solle, sondern unter Vorbehalt einer Entscheidung der Führungsgruppe Katastrophenschutz - ein Stab aus Mitarbeitern verschiedener Ämter, der im Katastrophenfall zusammentritt - steht. Mit dem Aufbau einer Quarantäne-Aufnahmestation wolle die Stadt für eine neue "Welle“ noch besser gerüstet sein, so Sozialreferent Martin Schenkelberg. Derzeit habe sich die Lage wieder etwas stabilisiert.
Insofern gebe es in städtischen und den Heimen weiterer Träger wieder etwas mehr Möglichkeiten, mit der derzeitigen Corona-Situation zurechtzukommen. Es stünden wieder mehr Zimmer zur Verfügung, wo Heimbewohner in Quarantäne untergebracht werden könnten. Die Führungsgruppe soll über das Inkrafttreten des Konzepts entscheiden, wenn es nötig ist. Das hänge mit dem Thema Kostenerstattung zusammen.
Stadtrat Augsburg: Corona-Pandemie hat Heim-Träger kalt erwischt
Stadträtin Jutta Fiener (SPD) merkte an, dass das Instrument schon früher gebraucht worden wäre. Sozialplaner Klaus Kneißl erklärte, dass die Erarbeitung solch eines Konzepts nicht so einfach sei. Verhandlungen mit den freien Trägern, ob Interesse an einer gemeinsamen Aufnahmestation bestünde, hätten erst einmal geführt werden müssen. Träger, wie etwa die Caritas, hätten darauf verwiesen, dass sie selber Kapazitäten hätten. Die Corona-Pandemie hätte alle Träger kalt erwischt, so Kneißl. "Wir haben überlegt, ob wir Hotels anmieten oder das Haus Marie wieder in Betrieb nehmen“, sagte der Sozialplaner zum Thema Quarantäne-Station. Bei näherer Überprüfung seien diese Möglichkeiten aber nicht sinnig gewesen.
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