Als in Augsburg die Lichter ausgingen
Gestern sorgte ein Defekt an einer Fernleitung in München für Chaos. Auch die Stadtwerke schließen einen solchen Vorfall nicht aus, den es hier zuletzt 2003 gab.
14.21 Uhr: Die Lichter gingen aus, plötzlich waren die Bildschirme der Rechner schwarz, die Zeiger an der Perlachturm-Uhr blieben stehen. Stromausfall in der City. Gut neun Jahre liegt dieser Vorfall zurück. Viele Augsburger dürften sich gestern noch einmal an diesen 12. März 2003 erinnert haben, als sie die Meldungen vom Stromchaos in München verfolgten.
Dort hatte ein Leitungsschaden am Morgen 450000 Haushalte und den öffentlichen Nahverkehr lahmgelegt. In Augsburg war damals ein Feuer in einem Umspannwerk ausgebrochen. Auch wenn die Auswirkungen in Augsburg 2003 deutlich geringer waren als jetzt in München: „So etwas kann auch hier wieder passieren“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Das hat der Pfingstmontag 2009 gezeigt – der bislang letzte große Stromausfall in der Stadt. Auch damals hatte es in einem Umspannwerk in Kriegshaber gebrannt. Über Stunden waren weite Bereiche des Stadtteils und anderer Bezirke ohne Strom.
Besonders neuralgische Punkte im Stromnetz der Stadt sind die fünf großen Übergabestellen, an denen die Überlandleitungen auf das lokale Netz treffen. Die größte ist in Lechhausen, weitere gibt es in Stadtbergen, an der Eichleitnerstraße, in Haunstetten und an der SGL-Arena. Kommt es hier zu einem Defekt, werden unter Umständen ganze Stadtteile lahmgelegt. Auch der Nahverkehr könnte betroffen sein.
Das Klinikum hat eine eigene Notstromversorgung
Die Stadtwerke verfügen über konkrete Pläne für den Notfall, diese Szenarien werden immer wieder durchgespielt. Laut Fergg dauert es oft nur Minuten, bis der technische Defekt behoben ist. Meist werden die Schadstellen vom Netz genommen und die Versorgung über andere Leitungen hergestellt. So steht zum Beispiel in der Wolfzahnau eine zusätzliche Einspeisemöglichkeit für den Notfall zur Verfügung. Bis allerdings der letzte Haushalt wieder am Netz ist, das räumt Fergg ein, könne es mitunter auch Stunden dauern.
So unangenehm diese Zeitspanne sein mag – wirklich kritisch dürfte es in Augsburg bei einem Stromfall nur in den seltensten Fällen werden. Einrichtungen wie das Klinikum, Seniorenheime oder große Fabriken, die auf die Energieversorgung dringend angewiesen sind, verfügen über eine eigene Notstromversorgung. „Die springen bei einem Ausfall oft schon nach Millisekunden an“, sagt Fergg. Die Stadtwerke könnten im schlimmsten Fall zwei mobile Aggregate zur Verfügung stellen. Auch die Feuerwehr ist in den Notfallplan bei einem Stromausfall eingebunden. Sie rückt aus, wenn Brandmelder versehentlich Alarm schlagen oder Menschen in Aufzügen stecken bleiben. „Da läuft hier immer einiges auf“, sagt Gerhard Neuz von der Berufsfeuerwehr.
Statistik: Augsburg ist auf der sicheren Seite
Statistisch gesehen dürfte es in Augsburg in nächster Zeit nicht zu einem Blackout kommen. Etwa zehn Minuten pro Jahr muss jeder Haushalt in der Stadt im Durchschnitt ohne Strom auskommen: wegen Leitungsarbeiten, Baggerunfällen oder anderer Katastrophen.
Bundesweit fällt die Statistik mit durchschnittlich 20 Minuten deutlich schlechter aus. Und beim Blick über die Grenzen sieht’s noch düsterer aus: In den Niederlanden sind es 30 Minuten, in Großbritannien gar 90 Minuten.
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