Rettungshubschrauber: Die Wut wächst
Schwerer Radfahrer-Unfall in Gundelfingen: Der Rettungshubschrauber kommt aus Nürnberg zum Unfallort und fliegt den Mann ins Augsburger Klinikum. Doch für den Mann kommt jede Hilfe zu spät. Weil die Standortfrage für einen Rettungshubschrauber in Schwaben noch nicht geklärt ist. Von Jörg Sigmund
18. August, 10.10 Uhr: Ein Radfahrer kollidiert mit einem Pkw und zieht sich schwerste Verletzungen zu. Der Notarzt führt eine Erstversorgung durch und fordert einen
an. Der Helikopter kommt aus
zum Unfallort und fliegt den Mann ins Augsburger Klinikum. Um 12 Uhr wird der Patient in den Schockraum eingeliefert. Die Ärzte können sein Leben nicht retten, er stirbt.
Michael Ecker, Oberarzt in der Klinik für Unfallchirurgie, nennt diesen Fall, weil er beispielhaft für viele andere sei. "Die Rettungszeit ist inakzeptabel", sagt der Mediziner. Eigentlich müsste ein Verletzter innerhalb einer Stunde in einer geeigneten Klinik sein. Da die Standortfrage für einen Rettungshubschrauber in Schwaben jedoch nach wie vor nicht geklärt ist, werde es weiter zu einer "unnötigen Gefährdung der Patienten" kommen.
Dabei schien die Entscheidung eigentlich gefallen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) haben sich nach einer monatelangen Diskussion auf Augsburg festgelegt und damit gegen Donauwörth, das ein vom Innenministerium in Auftrag gegebenes Gutachten favorisiert hat, ausgesprochen. Doch der Rettungszweckverband Augsburg, zu dem auch das Donau-Ries gehört, wartet noch immer auf ein offizielles Signal aus München - und die Stationierung eines Hubschraubers verzögert sich weiter.
"Für mich hört jetzt der Spaß auf. Ich sehe nicht ein, dass wir noch länger hingehalten werden", betont der CSU-Landtagsabgeordnete Max Strehle, der seit Jahren für den Start-und-Lande-Platz am Augsburger Klinikum kämpft. "Ich bin wütend", so Strehle, der der Münchner Ministerialbürokratie eine "bewusste Verzögerungstaktik" vorwirft. "Wir können nicht noch ein Jahr warten, bis endlich etwas passiert. Es geht hier schließlich um Menschenleben."
Rainer Hutka, Sprecher des Innenministeriums, räumt die klare Präferenz für Augsburg ein. Er sagt aber auch: "Solange die weißen Flecken in der Luftrettung in Nordschwaben und dem südlichen Mittelfranken nicht geschlossen sind, gibt es keine definitive Entscheidung." Wie berichtet, sucht Bayern derzeit nach einer Lösung im angrenzenden Baden-Württemberg. Als möglicher Hubschrauber-Standort ist Ellwangen im Gespräch. "Wir wollen ein Gesamtpaket schnüren", so Hutka. "Innenminister Joachim Herrmann hat deshalb einen Termin mit der baden-württembergischen Sozialministerin Monika Stolz vereinbart."
Für Strehle ist dies alles "nicht mehr nachvollziehbar". Die nicht enden wollende Diskussion um die Standortfrage sei nicht länger tolerierbar. Auch Ecker zeigt kein Verständnis für das anhaltende Hickhack. Dabei spreche alles für Augsburg. Außerdem, betont der Arzt, würde es durch die Stationierung des Rettungshubschraubers am Klinikum zu einer Verlängerung der Flugzeit nach Nordschwaben oder ins südliche Mittelfranken von lediglich 6,5 Minuten kommen. Jörg Sigmund
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