Bär zum Abschuss freigegeben
Aus Sicherheitsgründen wird der aus Österreich nach Bayern eingewanderte Braunbär zum Abschuss freigegeben. "Der Bär ist ganz offensichtlich außer Rand und Band", begründete Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) am Montag in München die Entscheidung. Das Tier habe in kurzer Zeit elf Schafe in Bayern gerissen und sei in der Nacht zum Montag in Grainau bei Garmisch- Partenkirchen sogar in einen umschlossenen Hühnerstall eingedrungen. "Der Bär ist zu einem Problembären geworden", sagte Schnappauf.
München/Garmisch (lb). Aus Sicherheitsgründen wird der aus Österreich nach Bayern eingewanderte Braunbär zum Abschuss freigegeben. ""Der Bär ist ganz offensichtlich außer Rand und Band", begründete Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) am Montag in München die Entscheidung.
Fotografiert wurde das Tier bis jetzt nur von einem Hüttenwirt mit dem Fotohandy auf der Gehrenalpe in Tirol (Bild), auf seinem Weg nach Bayern hat er jedoch für reichlich Furore gesorgt: Das Tier hat in kurzer Zeit elf Schafe in Bayern gerissen und sei in der Nacht zum Montag in Grainau bei Garmisch- Partenkirchen sogar in einen umschlossenen Hühnerstall eingedrungen.
"Der Bär ist zu einem Problembären geworden", sagte Schnappauf. Tier- und Naturschutzverbände kritisierten die Freigabe zum Abschuss. "Wir müssen gewährleisten, dass keine Gefahrensituationen für Menschen entstehen." Es könne zu gefährlichen Überraschungssituationen kommen, wenn eine Bäuerin oder ein Bauer wegen lauter Geräusche nachts in ihren Hühnerstall gehen und plötzlich einem Bären gegenüberstehen. Solche Situationen seien völlig unkalkulierbar. "Die logische Konsequenz für uns war: Das Tier muss raus aus der freien Wildbahn."
"Ein Abschuss ist die allerletzte Möglichkeit", sagte Helmut Schultheiss vom Bund Naturschutz (BN) in Bayern. Stattdessen sollten die Behörden zu Betäubungswaffen greifen oder das Tier fangen, um es in einem geeigneten Lebensraum auszusetzen. "Im Grund genommen ist Abschießen eine Kapitulation". Der Tierschutzbund Bayern sei ebenfalls strikt gegen einen Abschuss,_sagte dessen Vizepräsidentin Tessy Lödermann in Garmisch-Partenkirchen. Die Landtags-SPD warf Umweltminister Schnappauf Hysterie vor. Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) protestierte gegen den Beschluss.
Der tierische Einwanderer hatte am Wochenende neun Schafe im Raum Garmisch-Partenkirchen gerissen. Dann riss er in der Nacht zum Montag abermals am Eibsee zwei Schafe und drang später auch noch in den Hühnerstall ein. Zum Vergleich wies Bären-Experte Felix Knauer von der Umweltorganisation WWF in Österreich darauf hin, dass die 20 in Österreich in freier Natur lebenden Bären im vergangenen Jahr 40 Schafe gerissen hätten. Der bayerische Bär dagegen habe es allein an einem Wochenende auf 11 tote Schafe gebracht.
"Der Bär hat sich ein Futterverhalten zugelegt, das auf Haustiere ausgerichtet ist", sagte Schnappauf. Und das Tier habe die Erfahrung gemacht, dass es bei menschlichen Siedlungen gute Nahrungschancen habe. Ein solches Verhalten sei kaum noch zu ändern, wenn es erst einmal erlernt sei. Man hätte den Bären gerne im bayerischen Ammergebirge als seiner neuen Heimat willkommen geheißen, wenn er das übliche, eher menschenscheue Verhalten gezeigt hätte.
Die Versuche, das Tier doch noch einzufangen, sollen nach den Worten von Schnappauf aber fortgesetzt werden. Allerdings könne das Tier im Falle einer Gefangennahme später nicht wieder in die Freiheit entlassen werden. Dann müsse man gegebenenfalls eine Unterbringungsmöglichkeit in einem Gehege suchen. Der Bär war zunächst in Tirol unterwegs und dann nach Bayern gewandert. Es ist der erste in Freiheit lebende Bär, der seit 170 Jahren seine Tatzen auf deutschen Boden setzte.
Die Sprecherin des Münchner Tierparks Hellabrunn, Doris Schwarzer, sagte, der Bär könne nicht einfach in einen Zoo gebracht werden, falls er eingefangen werde. "Man kann ihn nicht einfach in eine Gruppe dazu tun." Es sei nicht vorstellbar, dass der Münchner Zoo das Tier in seine Braunbären-Gruppe aufnehme.
Der Landesjagdverband Bayern teilte mit, die Jäger stünden prinzipiell bereit, den Bären zu erlegen. Der Verband werde noch Experten beispielsweise aus Osteuropa befragen, wie ein Bär erlegt werden könne. Bayerische Jäger hätten keine Erfahrungen damit.
Die Diskussion ist geschlossen.