Barbara Stamm legt sich für Erwin Huber ins Zeug
Raffinierter Schachzug im Wettrennen um den CSU-Vorsitz: Bayerns Wirtschaftsminister Huber präsentierte in München die CSU-Sozialpolitikerin und Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm als Mitstreiterin an seiner Seite. Damit attackiert er Konkurrenten Horst Seehofer direkt auf dessen angestammten Terrain: der Sozialpolitik.
Von Uli Bachmeier, München
Raffinierter Schachzug im Wettrennen um den CSU-Vorsitz: Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber präsentierte gestern in München die prominente CSU-Sozialpolitikerin und Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm als Mitstreiterin an seiner Seite. Damit attackiert er seinen Konkurrenten, Bundesagrarminister Horst Seehofer, direkt auf dessen angestammten Terrain: der Sozialpolitik.
Eigentlich sollte Huber gestern zu einem Hintergrundgespräch zur Landtagspresse kommen. Doch der bayerische Wirtschaftsminister und niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende funktionierte das Treffen kurzerhand zu einer Pressekonferenz um und brachte - zur Überraschung der anwesenden Journalisten - Barbara Stamm gleich mit.
Die 62-Jährige, die nicht nur in ihrer Heimat Unterfranken ungewöhnlich populär ist, wollte ihr Amt einer stellvertretenden Parteivorsitzenden eigentlich aufgeben. Schon vergangenes Jahr hatte sie erklärt, beim jetzt anstehenden CSU-Parteitag nicht mehr anzutreten. Unter CSU-Chef Edmund Stoiber, der sie während der BSE-Krise als Sozialministerin entlassen hatte, hatte sie den Posten einer Stellvertreterin "nicht mehr besonders interessant" gefunden. Mit der Kandidatur Hubers für den Parteivorsitz und der Kandidatur Günther Becksteins für das Amt des Ministerpräsidenten sei für sie eine "neue Entwicklung" eingetreten. Vor allem das Teamwork, das ihr in den vergangenen Jahren offenbar gefehlt hat, "ist für mich mit Erwin Huber gewährleistet", sagte Stamm. Deshalb habe sie es sich auf Bitte Hubers noch einmal anders überlegt und werde sich - wie auch Bayerns Justizministerin Beate Merk und der Vizepräsident des Europaparlaments, Ingo Friedrich - beim Parteitag erneut um das Amt einer stellvertretenden CSU-Vorsitzenden bewerben. Stamm räumte ein, dass sie mit ihrer Kandidatur "nicht gerade zur Verjüngung der Parteispitze" beitrage, betonte aber, dass auch ihre Erfahrung "gerade in Umbruchzeiten" ein wichtiger Faktor sei. Auch ihr Image als Sozialpolitikerin habe in ihren Gesprächen mit Huber eine Rolle gespielt.
Der Wirtschaftsminister sieht offenbar gute Chancen, das Rennen um den Parteivorsitz gegen Seehofer und die Fürther Landrätin Gabriele Pauli für sich zu entscheiden. Er habe seit Anfang des Jahres drei Viertel aller CSU-Kreisverbände besucht. Die Idee des Tandems mit ihm als Parteichef und Günther Beckstein als Ministerpräsident sei "in allen Teilen der Partei gut aufgenommen worden". Er werde, so Huber, den Parteitag um ein "klares und überzeugendes Votum" bitten.
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