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Bayern
12.06.2017

Die gemeine Mücke plagt die Region

Sieht eigentlich gar nicht so gemein aus. Doch wenn sie in Schwärmen auftreten, können Stechmücken höchst unangenehm werden.
Foto: Uwe Anspach, dpa (Archiv)

An Ammersee und Donau leiden die Menschen unter einer Schnakenplage. Eine Wirtin musste darum schon öfter ihr Lokal schließen. Dabei wüssten die Betroffenen längst eine Lösung.

Zuletzt waren sie sogar nachts da. Dann, wenn Miriam Pavic die Augen geschlossen hatte, wenn sie daheim in ihrem Bett lag. Dann schwirrten die Biester durch ihre Träume, setzten sich auf Arme und Beine und stachen zu. Jetzt sitzt Pavic auf der Terrasse des „Strandhaus“, das sie in Eching betreibt, erzählt vom Drama der vergangenen Tage und fuchtelt dabei immer wieder mit den Armen, um die Blutsauger zu vertreiben. „Es ist der Horror“, sagt die Wirtin.

Dabei ist ihr Lokal ein Ort, an dem man gern einen Sommerabend verbringt. Schon, weil man hier einen traumhaften Blick auf den Ammersee hat. Wenn es dunkel wird, erhellen Lichterketten die Bäume, Fackeln säumen den Weg. „Doch das sieht fast keiner. Die meisten Leute flüchten vorher“, sagt sie.

Wie zum Beweis zeigt die 38-Jährige auf ihre zerstochenen Schienbeine. Viele ihrer Gäste hat es noch schlimmer erwischt. Und die Kinder auf der Liegewiese, „die sahen aus wie Streuselkuchen“, erzählt sie. An solchen Tagen ergreifen viele ihrer Gäste die Flucht. Manche machen schon auf dem Parkplatz kehrt, wenn sie von den Quälgeistern umzingelt werden. „An drei Abenden haben wir zuletzt kapituliert“, sagt Pavic. Sie hat ihr Strandlokal vorzeitig zugemacht, weil die wenigen Gäste nur wild um sich geschlagen hätten und selbst drinnen Mückenschwärme unterwegs waren.

Mückenplage: Zerstochene Gäste am Ammersee

Dabei hat die Wirtin vieles versucht, um die Schnaken zu vertreiben: Sie hat Räucherspiralen und Duftlampen angezündet, Salbei und Kaffee verbrannt, Fledermauskasten und Tischventilatoren aufgestellt. Am Eingang zum Lokal stehen vier Mückenmittel bereit, auf den Tischen Citronella-Kerzen. „Das interessiert die Viecher aber gar nicht.“ Für Pavic, die das Lokal vor drei Jahren übernommen hat, ist das eine Katastrophe. „Das ist geschäftsschädigend.“ Jetzt hat sich die Wirtin der Initiative „Mückenplage – Nein, danke!“ angeschlossen, die sich für eine biologische Bekämpfung der Plagegeister einsetzt.

Glaubt man Doreen Walther, könnten die Blutsauger auch andernorts zum Problem werden. Die Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung sieht bereits Anzeichen für eine Schnakenplage: „Mücken haben in diesem Jahr ideale Startbedingungen.“ Die Temperaturen sind mild, durch regelmäßige Schauer und Gewitter könnten sich neue Pfützen bilden – ideale Brutgebiete für die Insekten. Martin Geier ist so etwas wie der bayerische Mückenexperte – und ganz anderer Meinung. „In bestimmten Gebieten Bayerns kommt es immer wieder zu starken Mückenplagen. Aber das ist ein regionales und kein bayernweites Problem.“

Anti-Mücken-Initiative gegen die Schnaken

Wie begrenzt das Problem sein kann, weiß Siegfried Luge. Der Bürgermeister von Eching am Ammersee hat vor ein paar Jahren versucht, seine Kollegen aus den Nachbargemeinden zu einer gemeinsamen Aktion zu bewegen. Doch die hatten nicht mal Interesse an einem Fachvortrag. Dabei vergehe im Sommer kein Tag, an dem er nicht von Bürgern auf die Mückenplage angesprochen werde. Nun hat der 74-Jährige die Anti-Mücken-Initiative mitgegründet. „Ich bin froh, dass endlich etwas passiert“, sagt er.

An diesem Nachmittag steuert Luge sein Auto in Richtung Ampermoos, ein Naturschutzgebiet, ein paar hundert Meter vom Ammersee entfernt. Er stellt den Motor ab, bleibt im Auto sitzen – der Mücken wegen – und erzählt. Dass im Norden des Sees vier Mückenfallen aufgestellt wurden. Dass man feststellen will, wie viele Mücken es gibt und welche Arten. Luge blättert in einem Buch, zeigt Bilder von Überschwemmungsmücken, die ihre Eier in Hochwasserflächen ablegen. Wird die Fläche überschwemmt, schlüpfen binnen einer Woche unzählige Stechmücken. „Wenn’s richtig kommt, kommen schwarze Schwärme“, sagt Luge.

Jetzt muss der Bürgermeister aber doch aussteigen. Er bahnt sich den Weg vorbei an Brennnesseln zur Mückenfalle, die er alle 14 Tage 24 Stunden lang einschaltet. Schnaken schwirren um seinen Kopf, als er Kohlendioxid aus einer Gasflasche strömen lässt, das die Tiere in die Falle locken soll. Luge schlägt um sich, er muss sich beeilen. Den Beutel mit den Mücken friert er ein und schickt ihn an die Uni Oldenburg, wo die Ergebnisse ausgewertet werden. Auch der Landkreis Landsberg steuert zwischen 10000 und 15000 Euro bei, acht weitere Fallen rund um den Ammersee sollen folgen.

"Schnakenlied": Politik soll was gegen die Mücken tun

Hundert Kilometer weiter nördlich hat Johann Muschler auch so eine Falle im Garten stehen. Wenn der Mann aus Riedensheim den Mücken gar nicht mehr Herr wird, greift er zu schwerem Gerät. Dann wird der Staubsauger zur Waffe. Damit saugt er in den Kinderzimmern die Stechmücken ein, die sich trotz Fliegengitter in die Räume gemogelt haben.

Muschler liebt das Donautal. Hier ist er aufgewachsen, hier sollen auch seine Kinder groß werden. Von seiner Terrasse blickt er hinüber zum Fluss. Dass seine Familie die Nähe zum Wasser mit ein paar Stichen mehr pro Jahr bezahlen muss, daran hat er nichts auszusetzen. Was aber in den vergangenen Jahren passiert ist, übersteige die Belastungsgrenze der Menschen in Riedensheim, aber auch in Stepperg, Hatzenhofen und Bertoldsheim – alles Ortsteile der Marktgemeinde Rennertshofen. „Wer das nicht am eigenen Leib erfahren hat, kann sich unter dem Wort Mückenplage nicht das vorstellen, was wir ertragen müssen“, sagt Muschler.

Bisher war seine schärfste Waffe der Staubsauger. Nun hat Johann Muschler aus Riedensheim aufgerüstet: Er hat sich eine Mückenfalle zugelegt.
Foto: Manfred Dittenhofer

Hier, im nordwestlichen Teil des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, können sie ein Lied von der Mückenplage singen. Letzten Sommer komponierte ein Musiker das „Schnakenlied“ – als Protest und als Aufforderung an die Politik, endlich etwas zu tun. Wer sich auf Youtube dazu das Video anschaut, sieht Bilder von zerstochenen Beinen und schwarzen Mückenschwärmen.

Aber es könnte noch viel schlimmer kommen, befürchten die Anwohner. Nicht nur wegen des Klimawandels, sondern weil den Riedensheimern ein Polder vor die Nase gebaut wird. Das gesteuerte Überflutungsgebiet soll nicht nur Hochwasserspitzen der Donau kappen, sondern mehrmals pro Jahr ökologisch geflutet werden. Diese Flutungen bedeuten nur langsam abfließendes Wasser mit vollgelaufenen Senken. Dazu Temperaturen über 20 Grad und fertig ist die ideale Brutstätte für Überschwemmungsmücken. Muschler weiß, was das bedeutet. „Mit jedem Öffnen der Türen dringen Schwärme von Mücken ins Haus. Jede ungeschützte Körperstelle ist sofort schwarz von Mücken.“ An einen Grillabend auf der Terrasse ist gar nicht mehr zu denken, ebenso wenig an Besuch. „Gäste kommen zu diesen Zeiten schon gar nicht mehr zu uns.“

Auch die Tiere leiden unter der Mückenplage

Aber nicht nur der Mensch leidet. Muschler berichtet von Hühnern, deren Kämme regelrecht abgefressen sind. Von Schweinen, die aussehen, als ob sie Windpocken hätten – übersät von Mückenstichen.

In Rennertshofen wird seit zwei Jahren diskutiert, ob und wie auf die zunehmenden Mückenschwärme reagiert werden kann. „Selbst in der Gemeinde treffen wir auf Unverständnis, denn so richtig bekommt die Plage nur mit, wer in der Nähe von stehenden Gewässern lebt“, sagt Gemeinderat Muschler. Letzten Sommer demonstrierten die Mückengeplagten sogar vor dem Rathaus. Nun hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, deren Sprecher Muschler ist.

Er hat sich bei Experten am Oberrhein schlaugemacht, die seit 40 Jahren BTI (Bacillus thuringensis israelensis) einsetzen. Dieses Bodenbakterium bildet ein Eiweiß, das im Darm der Mückenlarven tödlich wirkt, für Menschen und Tiere aber ungefährlich sein soll. Die Bürgerinitiative will das Mittel einsetzen. Und sie fordert, dass der Freistaat die Kosten für die Kartierung und Bekämpfung der Mücken übernimmt – oder sich zumindest beteiligt. „Wir wollen, dass alle Gemeinden entlang der Donau mit ins Boot kommen. Nur wenn wir gemeinsam und großflächig bekämpfen, können wir mit einem Erfolg rechnen“, sagt Muschler. Allein die Kartierung der Brutgebiete im Gemeindegebiet dürfte knapp 40000 Euro kosten. Zu viel Geld, sagen die einen im Gemeinderat. Die anderen fordern, Rennertshofen müsse die Vorreiterrolle übernehmen. Bürgermeister Georg Hirschbeck sieht große Ausgaben auf die Kommune zukommen, die er alleine nicht schultern will.

Kartierung der Brutgebiete gegen Mücken

Am Ammersee hat die Anti-Mücken-Initiative inzwischen fast 2500 Unterschriften gesammelt. Rainer Jünger, Initiator und CSU-Gemeinderat aus Schondorf, hat ebenfalls mit Experten vom Oberrhein gesprochen. Und er war am Chiemsee, wo der Abwasser- und Umweltverband seit 20 Jahren Stechmücken mit BTI bekämpft. Ausgebracht wird das Mittel nur im Fall einer drohenden Mückenplage – und nur von Fachleuten. Doch um BTI auch am Ammersee einzusetzen, braucht es eine Genehmigung und einen Träger. Denn der Einsatz ist teuer: 160000 Euro kostet dies laut Jünger am Chiemsee in Jahren, in denen das Mittel ausgebracht wird, 15000 Euro in den Jahren, in denen nur kontrolliert wird.

Doch am Ammersee sind längst nicht alle von der Idee begeistert. Der Schondorfer Bürgermeister Alexander Herrmann glaubt nicht, dass die Mücken-Population insgesamt zugenommen hat. Manfred Hederer aus Utting wiederum sorgt sich um die Auswirkungen auf die Natur und die Bienen. „BTI hat in Pflanzen nichts verloren und schon gar nicht von Menschenhand gestreut“, sagt der Präsident des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Er sagt, die Menschen müssten umdenken. „Wer hier auf dem Land aufgewachsen ist, der weiß, dass abends die Mücken kommen – und dass man sich dann nicht in den Biergarten setzt.“

Mit Citronella-Kerzen versucht Wirtin Miriam Pavic, die Mücken auf der Terrasse zu verjagen. Ohne Erfolg. Die Insekten werden immer aggressiver, sagt sie.
Foto: Julian Leitenstorfer

Franz Biber ist auch an diesem Abend im „Strandhaus“ in Eching, ein Weißbier vor sich, eine dicke Schicht Autan auf der Haut. Der Rentner kommt seit mehr als 40 Jahren in das Lokal. „Die Mücken hat es schon immer gegeben“, sagt der 69-Jährige. „Aber in den letzten zehn Jahren ist es explodiert.“ Nicht nur am See, selbst ein paar Kilometer weiter im Ort könne man kaum draußen sitzen. Heike Claus trägt auch an diesem lauen Abend langärmlige Kleidung. Auf ihrer Terrasse wenige hundert Meter vom See entfernt hat sie es trotzdem nicht ausgehalten. Zu viele Plagegeister.

So schlimm wie im Jahr davor ist die Situation zwar nicht, meint ihr Mann. „Aber es kann doch nicht sein, dass der Mensch hinten anstehen muss.“ Beide haben sich auf der Unterschriftenliste eingetragen, die im „Strandhaus“ ausliegt. Sie würden auch einen jährlichen Beitrag zahlen, wenn das für den BTI-Einsatz nötig ist, sagen sie. Wirtin Pavic und ihre Mitstreiter sehen ohnehin keine Alternative. „BTI ist biologisch getestet und nicht schädlich“, sagt Pavic. Schließlich sei es ein offenes Geheimnis, dass viele Gartenbesitzer am Ammersee Breitbandinsektizide in ihre Hecken spritzen – Gift, das unter Umständen ins Grundwasser gelange. „Da rührt sich dann gar nichts mehr“, sagt ihr Mitstreiter Rainer Jünger.

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