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Armut
21.03.2018

Ein Leben im Schatten

2 Bilder

Die Mutter bekommt Hartz IV. Der Bruder kämpft mit schweren Erkrankungen. Eine junge Frau will sich ihr eigenes Leben aufbauen. Wie die Kartei der Not sie dabei unterstützt

Die 18-Jährige liebt ihren Bruder. Würde ihrer Mutter heute etwas zustoßen, will sie ihn zu sich nehmen, sagt sie. Denn allein wird der heute 16-Jährige wohl nie leben können. Zu stark sind seine Handicaps. Der junge Mann wurde nicht nur mit einem Downsyndrom geboren, er leidet auch an der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), an leichtem Autismus, hat die krankhafte Tendenz, wegzulaufen und kann nicht sprechen. „Ich verstehe ihn natürlich“, erzählt die junge Frau stolz. Auf sie kann sich ihre Mutter bei der Pflege und Betreuung des Bruders stets verlassen. Ihre eigenen Wünsche stellt sie dafür oft hinten an – was typisch ist für Schattenkinder.

Schattenkinder nennt man Kinder, die mit behinderten Geschwistern oder kranken Eltern aufwachsen. Denn im Mittelpunkt steht oft das kranke Familienmitglied. So wie es auch im Leben der jungen Frau aus Neu-Ulm ist. Als wäre die Behinderung des Jungen nicht schon schwer genug zu bewältigen, leben die drei auch noch in Armut. Ihre Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen. Zu groß ist die Scham.

„Viele meiner Klienten schämen sich“, sagt Heike Bayer. Sie ist Diplom-Sozialarbeiterin in der Diakonie Neu-Ulm. In den vergangenen Jahren wurde sie, wie sie erzählt, immer mehr zur Beratungsstelle für Hartz-IV-Empfänger. Für Menschen, „die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel haben“. Für Menschen, die wie die Mutter der 18-Jährigen in dem Teufelskreis Armut feststecken. Als die 41-Jährige mit ihrer Tochter das Büro von Heike Bayer betritt, spürt man gleich, wie herzlich der Kontakt ist. Bayer begleitet die Frau mit ihren Kindern seit über zehn Jahren. Die 50-Jährige berät sie, hilft ihr, finanzielle Ansprüche durchzusetzen, hört zu und bestärkt sie, wenn mal wieder alles zu viel wird. Bayer ist mit Herz und Seele Sozialarbeiterin. „Ohne sie hätten wir vieles nicht geschafft“, sagt die Frau. Doch ihre Tochter leidet unter der knappen Kasse. Kann sie mal wieder nicht mir ihren Schulfreundinnen mit ins Café, Kino oder Schwimmbad kommen, erfindet sie Ausreden: „Ich sage dann, ich fühle mich nicht gut oder ich muss auf meinen Bruder aufpassen.“

Heike Bayer ärgert sich über viele Hartz-IV-Regelungen, weil sie zu oft sieht, wie sich ihre Klienten abmühen und trotzdem keine Chance haben, aus der Armut je herauszukommen. Bestes Beispiel ist die 41-Jährige. „Eine intelligente, empathische, engagierte Frau“, sagt Bayer. Aber als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, von denen eines schwerbehindert ist, habe sie kaum Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Eine Ausbildung hat sie nie gemacht. „Das bedaure ich sehr.“ Sie leidet an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, erlebte die Schulzeit als Tortur. „Ich hatte regelrecht Angst vor der Berufsschule“, sagt sie. Gearbeitet hat sie trotzdem immer. Als Hilfskraft. In der Küche. Und seit Jahren als Reinigungsfrau. Mehr als einen Halbtagsjob schafft sie nicht, da ihr Sohn viel Pflege benötigt.

Ihre Tochter sieht, wie sich die Mutter abmüht. Die beiden verbindet ein inniges Verhältnis. Auf ihr eigenes Schattenkind-Dasein angesprochen, beginnt die Tochter nur zögerlich zu erzählen. Vor allem bedauert sie es, dass sie ihre Mutter nie für sich hat. Ein Tagesausflug oder ein Wochenende mit der Mutter allein, das würde sie sich wünschen. Doch ihre Mutter wird ja schon nervös, wenn die beiden nur kurz aus dem Haus sind. Die 41-Jährige hat keine Ruhe, wenn ihr Sohn allein zu Hause ist. „Klar, bin ich oft eifersüchtig“, sagt die 18-Jährige – und ihrer Mutter kommen die Tränen.

Die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, hat ein eigenes Projekt ins Leben gerufen, um speziell Schattenkinder zu unterstützen. „Familien, die sich um ein behindertes oder schwer krankes Familienmitglied kümmern, haben es oft sehr schwer, ihren Alltag zu meistern“, weiß Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not. Wenn dann noch finanzielle Probleme dazu kommen, bleiben die Bedürfnisse auch der gesunden Geschwister schnell auf der Strecke. „Deshalb wollen wir helfen, um mit ein paar kleinen Freizeitvergnügen wie einem Ausflug oder einer Geburtstagsfeier etwas Freude in ihr Leben zu bringen – auch bei der Familie aus Neu-Ulm“, sagt Hansen.

Heike Bayer von der Diakonie wusste, dass die Kartei der Not immer wieder hilft. Sie stellte für die 18-Jährige einen Antrag. Denn die junge Frau kämpft dafür, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Zuerst war sie auf einer Förderschule. Doch sie arbeitete sich hoch. Jetzt macht sie ihren Realschulabschluss und will Kinderkrankenschwester werden. Sie ist der ganze Stolz ihrer Mutter. „Ich habe ihr immer gesagt: Mach was aus deinem Leben. Schau, dass du nicht wie ich vom Amt leben und putzen gehen musst.“

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