Koi(ne) Karpfen
Aufgrund des Atomunfalls in Fukushima befürchten die Freunde edler Fische verstrahlte Tiere aus Japans Zucht. Es kommt bereits zu Hamsterkäufen
Augsburg Fischfreunde, die etwas auf sich halten, züchten Kois. Kleines Lexikon, für alle, die sich in diesem Bereich der Fauna nicht so gut auskennen: Kois sind ganz besondere Karpfen und für viele so etwas wie die Ferraris unter den Teichbewohnern. Kois können Hunderttausende von Euro kosten, und dementsprechend gestaltet sich auch der Kult, der vor allem in Japan, aber immer öfter auch in unseren Breiten um diese Tiere gemacht wird.
Doch Koi-Fans plagt nun ein aktuelles Problem. Die sündteuren Fische werden in Japan nur rund 200 Kilometer entfernt von der havarierten Atomanlage in Fukushima gezüchtet. Händler und Kunden seien verunsichert, erklärt Achim Bretzinger, der im schwäbischen Lauingen eine Fachtierpraxis für Koi-Karpfen unterhält. Auch in einschlägigen Internetforen finden sich erregte Diskussionen.
Zwar ist es nicht so, dass Kois nur in Japan gezüchtet werden. Aber die japanischen Exemplare nähmen aufgrund ihrer alten Zuchtlinien eine Besonderheit ein, was dazu geführt haben soll, dass unter bayerischen Koi-Liebhabern schon Hamsterkäufe stattgefunden haben.
„Eigentlich hatten die Händler ihre Karpfenbestellungen für dieses Jahr bereits abgeschlossen“, sagt Bretzinger unserer Zeitung. Aus Angst, dass die Fische im nächsten Jahr verstrahlt sind, sei noch einmal kräftig nachgeordert worden. Bisher sind nach Auskunft des Zolls am Münchner Flughafen und der Veterinäramt-Kontrollstelle am Frankfurter Airport noch keine verstrahlten Kois gesichtet worden. Derzeit wisse Bretzinger zufolge niemand, ob und wann die Strahlung ankommt. Kunden aber seien besorgt. „Wer will schon einen strahlenden Koi im Teich haben?“, lautet die rhetorische Frage des Koi-Arztes.DieTiere würden schließlich auch gerne von ihren Besitzern gestreichelt werden.
Bleibt die Frage: Welchen Einfluss hat die radioaktive Strahlung auf Kois? „Mutationen und Krebsgeschwüre“, sagt Bretzinger, ähnlich wie auch beim Menschen. Nur Lungenkrebs sei ausgeschlossen. Willy Quillmann, Vorsitzender des Vereins der Klan-Koi-Liebhaber in Deutschland, versucht zu beruhigen: „Erste Engpässe an Kois hat es zwar direkt nach dem Atomunfall in Fukushima gegeben“, sagt er. Flüge aus Japan seien annulliert worden, und die Fracht sei verspätet angekommen. Eine Hysterie sei aber wegen des Unfalls nicht ausgebrochen. Quillmann sieht’s pragmatisch: Im Zweifel könne man auf Fischfarmen im Süden Japans zurückgreifen. (mit dapad)
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