Bahnhof in Nürnberg ist nun alkoholfrei - Partygänger akzeptieren Regelung
Zum ersten Mal hat die Deutsche Bahn ein Alkoholverbot an einem deutschen Bahnhof durchgesetzt. In der ersten Nacht blieb alles ruhig.
Die Deutsche Bahn hat in der Nacht zum Samstag in Nürnberg das erste Alkoholverbot in einem deutschen Bahnhof durchgesetzt. Nennenswerte Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei nicht. Viele Partygänger reagierten auf das Verbot im Nürnberger Hauptbahnhof zwar verständnislos, akzeptierten die Regelung aber. Mit den im Bahnhof erworbenen alkoholischen Getränken zogen sie auf den Vorplatz, der von dem Verbot nicht betroffen ist oder trafen sich in der Altstadt. Die Nürnberger Bundespolizei erklärte, sie habe am ersten Verbotsabend nicht einschreiten müssen.
Joachim Hermann: Vorbild für andere Städte
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht in der Neuregelung auch ein Vorbild für andere Städte. „Dort, wo Alkohol die Ursache für Gewalt und Randale in der Öffentlichkeit ist, sollte das Nürnberger Beispiel Schule machen.“ Zudem wolle er die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen verstärken. Das Alkoholverbot in Nürnberg sei eine Entscheidung der Bahn. „Ich will aber auch die Möglichkeiten der Kommunen erweitern, mit speziellen Verordnungen gegen Alkoholmissbrauch in der Öffentlichkeit vorzugehen.“
Der Minister appellierte auch an Tankstellenbesitzer und Pächter, sich einer Selbstverpflichtung anzuschließen und nachts keinen Alkohol mehr zu verkaufen. „Es ist unbestritten, dass sich junge Menschen bis spät in die Nacht an Tankstellen mit Schnaps, Bier oder Wein eindecken, oft, weil sie an anderer Stelle nicht mehr an Alkohol kommen.“
Gewerkschaft der Polizei fordert bundesweiten Stopp des Alkoholkonsums
Die Gewerkschaft der Polizei forderte unterdessen einen bundesweiten Stopp des Alkoholkonsums im Nahverkehr und in Bahnhöfen. „Alkohol ist der Gewaltbeschleuniger Nummer eins und deshalb brauchen wir ein Verbot im gesamten öffentlichen Personennahverkehr“, sagte der Chef der Polizeigewerkschaft, Bernhard Witthaut. Der DB-Ordnungsdienst hatte nur in wenigen Fällen Jugendliche auf das gerade in Kraft getretene Alkoholverbot hingewiesen. Kurzzeitig für Aufregung hatte eine Gruppe von rund 15 Jugendlichen gesorgt, die demonstrativ mit Bierflaschen in den Händen in den Bahnhof marschierte und erklärte, sie wolle mit dem Spontantreffen „das Ende des Alkoholverbots feiern“. Als Bahnmitarbeiter sie auf das Verbot hinwiesen, zogen sie wieder ab.
Zahlreiche Jugendliche reagierten mit Überraschung auf das Verbot. „Das ist unheimlicher Blödsinn“, sagte ein 17-Jähriger. Wenn jemand vor dem Besuch der Disco unterwegs schon Alkohol trinken will, „dann geht er eben zwei Straßen weiter“. Das Verbot werde nicht das Problem des „Vorglühens“ lösen.
Problem des "Vorglühens" nicht gelöst
Auf Vorbehalte stieß das Alkoholverbot auch in Kreisen der Stadt. Vom Grundsatz her sei die Aktion positiv und ein „wichtiger Baustein, den Alkoholkonsum Jugendlicher einzudämmern“, verlautete es aus dem Umfeld des Jugendamtes. „Anderseits ist sie halbherzig, weil in den Bahnhofsläden weiter Alkohol verkauft werden darf“, meinte ein städtischer Szenekenner. Auch werde das Problem, dass sich Jugendliche vor Disco-Besuchen betrinken, damit nicht gelöst, sondern nur verdrängt. dpa
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