Die Früchte der Studentenproteste
Die wochenlangen Studentenproteste an den bayerischen Hochschulen zeigen Wirkung. Von Michael Böhm
Die wochenlangen Studentenproteste an den bayerischen Hochschulen zeigen Wirkung. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) kündigte am Freitag an, der Freistaat wolle - am liebsten mit Unterstützung des Bundes - rund 150 Millionen Euro zusätzlich in sein Hochschulwesen investieren.
"Für jeden Euro, der in Bayern an Studiengebühren gezahlt wird, einen zusätzlichen Euro vom Freistaat", sagte Heubisch bei einer Podiumsdiskussion an der Fachhochschule München. Ministerpräsident Horst Seehofer habe bereits sein generelles Einverständnis gegeben.
Neben den Demonstrationen der Studenten sei insbesondere eine Berechnung des Wissenschaftsrates ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. Dieser hatte erklärt, dass bundesweit jährlich rund 1,1 Milliarden Euro zusätzlich nötig seien, um an den deutschen Hochschulen international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu schaffen. "Das hat uns zunächst etwas erschreckt", sagte Heubisch, "aber diese Botschaft werden wir in Bayern ernst nehmen."
Den bei der Veranstaltung anwesenden Studenten waren diese Ankündigungen nicht genug. Ihnen geht es weniger um die geplante Finanzspritze, die ohnehin frühestens im Jahr 2011 kommt, sondern mehr darum, dass sich möglichst bald etwas an den beklagten Missständen ändert. "Das klingt ja alles ganz schön, aber was ändert sich bis zum nächsten Semester?", brachte ein Student in die Diskussion ein.
Zu wenig Freiheit in der Gestaltung des Studiums, zu wenig Selbstständigkeit und zu viele Prüfungen in zu kurzer Zeit. Das sind laut der neuesten Umfrage des Hochschul-Informations-Systems (HIS) die Hauptpunkte der studentischen Kritik an der umstrittenen BolognaReform.
Es sind längst nicht die Einzigen. Eine Grundsatzdiskussion über die Reform will Wissenschaftsminister Heubisch jedoch nicht aufkommen lassen: "Am Bologna-Prozess führt nichts vorbei. Wir müssen jetzt dort, wo es Probleme gibt, genau hinschauen und konkrete Lösungen in den jeweiligen Hochschulen und Studiengängen entwickeln." Das gehe jedoch nicht von heute auf morgen, sondern sei ein längerer Prozess.
Erste Erfolge sind aber bereits zu erkennen. An den meisten Hochschulen wurden Arbeitskreise aus Studenten und Professoren gegründet, die nach Lösungen der Probleme suchen.
Die Bereitschaft, nach dem ersten Versuch der Bologna-Reform noch einmal nachzujustieren, ist da. ,"Die Studentenproteste kamen zu Recht und sie kamen genau zur richtigen Zeit", sagte Gunter Schweiger, Vorsitzender des Vereins Hochschule Bayern. Von Michael Böhm
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