Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich neu erfunden
Karl-Theodor zu Guttenberg meldet sich aus dem politischen Exil und attackiert den designierten CSU-Vorsitzenden Markus Söder. Wem nützt das?
Man kann sich die Sätze auf der Zunge zergehen lassen, und so das Gift schmecken, das sie enthalten. „An das Format eines Franz Josef Strauß’ oder Theo Waigels reicht er bislang nicht heran. Das muss er aber, wenn er die CSU nicht zu einer Regionalpartei machen will“, lauten zwei dieser Sätze, die Karl-Theodor zu Guttenberg, 47, CSU-Hoffnung im politischen Exil, gerade über den designierten CSU-Vorsitzenden Markus Söder zu Protokoll gegeben hat. „Ein neuer Vorsitzender muss auch die nationale und internationale Dimension des Themas erkennen“, lautet ein weiterer, mit Bezug auf Söders Positionen zur Migration.
Karl-Theodor zu Guttenberg attackiert Markus Söder - wem nutzt das?
Autsch, denkt man beim Lesen der Wortmeldung aus Übersee just einen Tag, nachdem besagter Herr Söder einstimmig für den Vorsitz nominiert wurde. Doch auch ein „Oha“, schleicht sich ein, denn problemlos ließe sich jeder der Sätze um den Zusatz ergänzen: „Ich hingegen traue mir das zu.“
Dass der Freiherr (kurz: KTG) großes Vertrauen in seine eigenen strategischen Gaben und gerade sein außenpolitisches Wissen hat, ist bekannt. So offen hat er dies mit Blick auf seine Partei aber lange nicht mehr zur Schau gestellt. Normalerweise beschränkt sich Guttenberg darauf, auf Podien oder Konferenzen die Welt zu erklären – wobei sich Zuhörer danach häufiger beim Gedanken ertappen, ob sie diese Gedanken nicht schon mal irgendwo gehört haben.
Es stellt sich also nach dieser Wortmeldung die Frage: Cui bono? Wem nützt es? Wie Guttenberg im gleichen Interview den scheidenden CSU-Chef Horst Seehofer verteidigt, der ihn immer mal wieder als Söder-Verhinderer ins Spiel brachte, lässt Absprachen vermuten. Auch Manfred Weber, der nun EU-Kommissionspräsident werden möchte, aber das doch eigentlich viel schönere Amt des CSU-Chefs ausgeschlossen hat, kommt in Guttenbergs Weltsicht gut weg.
Guttenberg hat sich in den USA neu erfunden - kommt er nochmal zurück?
Aber vielleicht geht es Guttenberg vielmehr um: Guttenberg. Zwar kokettiert der Plagiatssünder gerne damit, wie wohl er sich in den USA fühlt, wo er seit Jahren in einem herrlichen Anwesen nahe New York lebt. Als Tech-Visionär hat er sich neu erfunden, er taucht auch bei offiziellen Terminen gerne im coolen Gründer-Look auf. Wie gut aber etwa die Beratungsfirma Spitzberg Partners floriert – benannt nach einem Berg in Guttenbergs einstigem bayerischen Wahlkreis –, darüber gehen die Meinungen auseinander. Und dass KTG die deutsche Politik immer noch aufmerksam verfolgt, zeigte schon seine kurze Rückkehr in den CSU-Bundestagswahlkampf voriges Jahr.
In der Bevölkerung genießt der Freiherr immer noch viel Rückhalt, die Doktorarbeits-Schummelei (manche sagen: Betrug) wirkt vielen wie eine Jugendsünde. Allerdings hatte auch ein Friedrich Merz viele Fans, aber im Parteikampf unterlag er. Der Söder-Flügel hungert gewiss nicht nach einem Comeback von KTG. Und der würde wohl, ähnlich wie Merz, gebeten werden wollen. Zutrauen tut er sich, auch da gibt es eine Parallele zu Merz, aber alles.
Die Diskussion ist geschlossen.
Man beschmutzt nicht das eigene Nest und auch nicht dann, wenn "Guti" eine alte Rechnung mit "Södi" offen zu haben scheint. Es gilt ein altes Sprichwort: "Man liebt den Verrat, jedoch nicht den Verräter".
Gutenberg scheint wie Merz von der Vergangenheit zu leben und wird von der eigenen Meute nicht mehr an die Fleischtöpfe gelassen.
Sein politisches handeln und seine politische Meinung fehlt definitiv, da vermisse ich KTG schon. mir fehlt auch der parteiliche Gegenpol zum Weltraumfahrer Söder.
Und mal ehrlich, jeder macht Fehler, kleine oder große Fehler, aber wenn einer in einem Thema fähig ist, sollte man ihm nochmal einen Chance geben.
Vorsätzlichen Diebstahl (geistigen Eigentums) nennen Sie verharmlosend "Fehler"!!
Ja, auch ein Diebstahl ist ein Fehler. Ich denke die Strafe hat er verbüßt oder wie lange muss jemand bestraft werden? Lebenslang?
Der "Cui bono"-Ansatz führt oft auf die richtige Spur. Aber nicht immer.
In einer freien Ordnung gibt es genügend Menschen, die nicht von übertriebener Gier zerfressen oder Sklaven einer (Partei-) Seilschaft, sondern vor allem eines sind: unabhängig.
Guttenberg könnte dazugehören.
Auch ist die Feststellung, dass jemand nicht an das Format von Franz Josef Strauß heranreiche, per se nicht herabwürdigend.
FJS war in vielerlei Hinsicht einmalig! Welcher andere CSU-Vorsitzende oder Ministerpräsident etwa wäre - noch dazu als Pilot - zu Gorbatschow nach Moskau geflogen und auf einem gesperrten, weil verschneiten Flughafen gelandet?
Hat Guttenberg, in Verneigung vor FJS, sich also nur die Freiheit genommen, ohne jeden Hintergedanken seine persönliche Meinung zu äußern?
Oder will er doch jemandem Steine in den Weg legen?
Stutzig machen könnte da die Einbeziehung von Theo Waigel in den Vergleich.
Denn während sich "Übervater" FJS gewissermaßen jedem Vergleich entzieht, gilt das für Theo Waigel natürlich nicht. Und er hat bundes- und europapolitisch tiefe Spuren hinterlassen.
Am Ende also doch der "Cui bono"-Ansatz?
Fast scheint es, als sei Gregor Peter Schmitz auf der richtigen Fährte!
Allerdings
DER VERLORENE SOHN
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus.
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus.
Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich.
Denk auch an morgen, denk auch an mich.
- Freddy Quinn -
"Dass der Freiherr (kurz: KTG) großes Vertrauen in seine eigenen strategischen Gaben und gerade sein außenpolitisches Wissen hat, ist bekannt. So offen hat er dies mit Blick auf seine Partei aber lange nicht mehr zur Schau gestellt. Normalerweise beschränkt sich Guttenberg darauf, auf Podien oder Konferenzen die Welt zu erklären – wobei sich Zuhörer danach häufiger beim Gedanken ertappen, ob sie diese Gedanken nicht schon mal irgendwo gehört haben."
Manchmal wäre leiser oder gar nicht mehr aufzutreten angebrachter! Ich vermisse ihn überhaupt nicht und könnte ruhig dort bleiben wo er ist.
"Pack schlägt sich - Pack verträgt sich" - eine weitere Aufführung im schwarzen Komödienstadl droht!
Jetzt auch noch (oder wieder) der nicht von Selbstzweifel bedrohte Lügenbaron!
Der räuspert sich - und schon kriegt er z.B. in der Augsburger Allgemeinen einen Portrait genannten Huldigungsartikel.
Er wurde ja einst - noch als Doktor - von Horst Seehofer nach dessen eigenen Aussagen entdeckt und erfunden. Soll wohl eine Spitze gegen den neuen Saulus-Paulus sein. Die schwarzen Schmutzeleien gehen momentan noch mit dem Florett offenbar weiter.