"Keine gerechte Strafe für den Tod meiner Mutter"
Ein Mädchen steht im Flur des Strafjustizzentrums Augsburg, Tränen laufen ihr über die Wangen. Der Todesfahrer, der für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist, wurde gerade verurteilt. Seine verdiente Strafe? Sie sagt: "Das bringt meine Mutter nicht mehr zurück." Von Carmen Schaumann
Von Carmen Schaumann
Augsburg. Ein Mädchen steht in der Prozesspause im Flur des Strafjustizzentrums Augsburg, angelehnt an das Treppengeländer, Tränen laufen ihr über die Wangen. Die 15-jährige Tanja Hirtreiter ist umringt von Journalisten. Tanja ist die Tochter jener Frau, die am 9. Dezember 2006 in Untermeitingen (Kreis Augsburg) von einem Auto angefahren worden war und wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen starb.
Tanja ist angespannt. Sie wartet auf das Urteil des Jugendschöffengerichts im so genannten Todesfahrer-Prozess. Wenige Minuten später urteilt Richter Rolf Guder hinter verschlossenen Türen über die Zukunft des 21-jährigen Angeklagten aus Großaitingen. "Egal welche Strafe er bekommt, sogar wenn er lebenslänglich ins Gefängnis müsste, bringt das meine Mutter nicht mehr zurück", sagt Tanja im Gespräch mit unserer Zeitung. Dann muss sie in den Gerichtssaal.
Kurz darauf steht die Strafe fest: Zwei Jahre und sechs Monate soll der Angeklagte ins Gefängnis. Er ist nach Jugendstrafrecht verurteilt worden, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und vorsätzlicher Trunkenheit im Straßenverkehr. Ob Tanja mit dem Urteil zufrieden ist, fragen die Journalisten. "Für den Tod meiner Mutter gibt es keine gerechte Strafe. Zufriedenheit ist da also das falsche Wort", antwortet sie.
Es folgt die Pressekonferenz mit Amtsgerichtssprecher Walter Hell. "Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der 21-Jährige die Tat begangen hat", sagt er. Als Beweis, so Hell, wertete der Richter das Geständnis, das der Angeklagte bei der Polizei abgegeben und einen Tag später vor der Haftrichterin wiederholt hatte - obwohl er im Nachhinein bestritt, am Steuer des Wagens gesessen zu haben, als sich der Unfall ereignete.
Als weiterer Beweis diente offenbar die Aussage eines Zeugen. "Es handelt sich dabei um einen 19-Jährigen, der in der Unfallnacht im Wagen auf der Rücksitzbank saß und einen dumpfen Aufprall wahrgenommen hat", so Hell.
Der 21-Jährige hatte nach dem Unfall das Licht ausgeschaltet und war mit hoher Geschwindigkeit davongerast. Erst sechs Monate nach dem Tod von Bettina Hirtreiter konnte der junge Mann gefasst werden. Zu diesem Zeitpunkt war der Unfallwagen schon verschrottet.
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