Am Morgen war das Autohaus leer
Ein erbitterter Mietstreit im Autohandel, der monatelang die Gerichte beschäftigt und sogar beim Hersteller BMW für Kopfschütteln gesorgt hat, ist am Mittwoch zu Ende gegangen. Ein BMW-Händler muss jetzt eine Filiale aufgeben. Von Bernhard Junginger
Von Bernhard Junginger
Vöhringen. Ein erbitterter Mietstreit im Autohandel, der monatelang die Gerichte beschäftigt und sogar beim Hersteller BMW für Kopfschütteln gesorgt hat, ist gestern zu Ende gegangen.
Pünktlich um 8 Uhr morgens kam der Gerichtsvollzieher, um die Räumungsklage für ein heftig umkämpftes Autohaus in Vöhringen (Kreis Neu-Ulm) durchzusetzen. Doch da war die Immobilie bereits fast leer. Mitarbeiter des Memminger BMW-Händlers Reisacher hatten die ganze Nacht hindurch daran gearbeitet, ihre bisherige Filiale in Vöhringen auszuräumen. Nachbarn berichteten von rund 80 Neu- und Gebrauchtwagen, die bis in die frühen Morgenstunden verladen wurden, dazu Computer, Hebebühnen, Werkzeug.
Reisacher besaß nach der richterlich bestätigten Auffassung des Eigentümers Walter Prem bereits seit Januar keinen gültigen Mietvertrag mehr für das Autohaus. Demnach endete das Mietverhältnis Ende 2007, weil Reisacher eine Option zur Verlängerung des auslaufenden Vertrages nicht wahrgenommen hatte. Doch Reisacher blieb, auch als Prem Anfang 2008 einen Vertrag mit einem neuen Mieter schloss: der Firma Holz und Haller aus Neu-Ulm. Diese will in Vöhringen einen BMW-Werkstattbetrieb eröffnen.
So zog Immobilieneigentümer Prem vor das Landgericht Memmingen - und bekam recht. Einen Vertrag gebe es schlichtweg nicht, Reisacher müsse gehen, so die Richter. Prem bestellte den Gerichtsvollzieher, der gestern letztlich doch nicht seines Amtes walten musste. Angesichts der fortgeschrittenen Räumung gewährte Eigentümer Prem Streitgegner Reisacher noch Zeit bis Freitag, um auszuziehen. Reisacher will alle 25 Mitarbeiter der geschlossenen Filiale an seinen vier verbliebenen Standorten weiterbeschäftigen und im Illertal einen neuen Standort suchen.
Ein Sprecher der Münchner BMW AG distanzierte sich gestern von dem "Streit zweier selbstständiger Unternehmer", über den die Weltfirma "nicht glücklich" sei.
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