Wegen vergessener Unterschrift nicht zur Wahl zugelassen
München (dpa) - Gabriele Pauli ist auf ganzer Linie gescheitert: Aus der Traum von der großen Bürgerbewegung gegen die etablierten Parteien, die Berlin aufmischt.
Bei der Bundestagswahl darf ihre gerade erst gegründete Freie Union nirgendwo antreten. Die Frau, die einst Edmund Stoiber stürzte und CSU-Vorsitzende werden wollte, ist politisch am Ende. Die Schuldige: Gabriele Pauli selbst. Denn in Bayern - dem einzigen Land, in dem sie überhaupt genügend Unterstützer hatte - fehlte ihre Unterschrift auf einem wichtigen Dokument. Die Landeswahlleitung in München blieb hart. Wegen dieses Formfehlers kann die Freie Union nicht einmal in Paulis Stammland antreten. Und auch als Einzelkandidatin in Nürnberg-Süd kann sie nicht antreten.
Nach der Parteigründung am 21. Juni hatte Pauli nur vier Wochen Zeit, um die nötigen Unterschriften zu sammeln. So gut wie alle ehemaligen Parteifreunde in der CSU prophezeiten, dass das schief gehen werde - und es ging schief. In Bayern reichte die Pauli-Partei den Antrag auf Zulassung zur Bundestagswahl am Abend des 23. Juli ein - fünf Minuten vor Ende der Abgabefrist. Pauli war selbst nicht anwesend. Sofort fiel auf, dass etwas fehlte: Paulis Unterschrift. "Die Unterlagen lagen um 17.55 Uhr vor, das war bis 18.00 Uhr nicht zu heilen", sagt Werner Kreuzholz von der Landeswahlleitung in München.
Das Aus setzt den Schlusspunkt unter die dreijährige Pauli-Saga. Ende 2006 wird die bis dahin ebenso unbekannte wie unauffällige Fürther CSU-Landrätin auf einen Schlag bundesweit berühmt. Sie wirft CSU-Chef Edmund Stoiber vor, sie bespitzeln zu lassen. Ein gutes Jahr später stürzt Stoiber, Pauli will seine Nachfolgerin als CSU-Chefin werden und scheitert. Sie wechselt zu den Freien Wählern und verhilft ihnen 2008 zum Einzug in den Bayerische Landtag.
Damit ist Pauli nicht zufrieden, sie hat Höheres im Sinn. Weil sie unbedingt bei der Bundestagswahl antreten und dafür ihre eigene Partei gründen will, werfen die Freien Wähler sie nach der Europawahl aus der Landtagsfraktion. Gut einen Monat später hat Pauli sich nun durch eigenes Verschulden aus dem Bundestags-Rennen geworfen. Sie kann nicht einmal auf eigene Faust als Direktkandidatin im Wahlkreis Nürnberg-Süd antreten, obwohl sie sich beworben hatte. Dafür wären 200 Unterstützer-Unterschriften nötig gewesen, die sie nicht vorweisen konnte. "Wir haben ihren Kreiswahl-Vorschlag zurückgewiesen", sagte der Nürnberger Kreiswahlleiter Wolf Schäfer.
Die, die Pauli schon lange kennen, rätseln über ihre Wandlung von einer gestandenen CSU-Kommunalpolitikerin zur Chefin einer gescheiterten Exoten-Partei. "Das ist ein handwerklicher Fehler, wie es schlimmer nicht geht", sagt Karl Freller, CSU-Fraktionsvize im Landtag. Der Nürnberger kennt Pauli noch aus den Zeiten beim CSU- Nachwuchs in der Jungen Union. "Seit sie deutschlandweit zum Politstar wurde, ist da etwas aus dem Ruder gelaufen", meint Freller. Pauli sei eine gute Landrätin gewesen. "Aber seit Stoibers Rücktritt häufen sich die irrationalen Auftritte." Seine Vermutung: Pauli habe möglicherweise den Medien-Hype nicht verarbeitet.
Pauli gibt einem Parteifreund die Schuld: "Der bayerische Schriftführer hat auf mehrfache Nachfrage gesagt, dass alles Formale in Ordnung sei, dass unser Antrag steht, mit allen Voraussetzungen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur dpa.
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