Wohnung in die Luft gejagt: Landsberger vor Gericht
Wegen versuchten vierfachen Mordes, Körperverletzung und schwerer Brandstiftung muss sich seit Dienstag ein 46-jähriger Mann vor dem Landgericht Augsburg. Von Jörg Heinzle
Von Jörg Heinzle
Augsburg/Landsberg. Die Explosion, die im September 2007 ein Mehrfamilienhaus in Landsberg erschütterte, war so heftig, dass Türen aus ihrer Verankerung gerissen wurden. Scheiben zerbarsten, Fensterrahmen wurden von der Druckwelle bis zu 30 Meter weit geschleudert. Der 46-jährige Mann, der das Unglück in Suizidabsicht ausgelöst haben soll, muss sich seit gestern vor dem Augsburger Landgericht unter anderem wegen versuchten Mordes in vier Fällen verantworten.
Schlimm traf es den jetzt 16 Jahre alten Sohn des Angeklagten, der sich bei der Explosion und dem darauf folgenden Feuer massive Verbrennungen zugezogen hatte. Im Gerichtssaal zeigte er die tiefen Narben, die die Flammen an seinen Füßen hinterlassen haben.
Seinen Vater nennt der 16-Jährige nicht mehr wie früher "Papa", er benennt ihn nur noch mit Nachnamen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte sogar den möglichen Tod seines Sohnes und der anderen Hausbewohner zumindest "billigend in Kauf genommen" habe. Laut Anklage soll der Mann gegen drei Uhr in der Nacht zwei mit Propangas gefüllte Flaschen aufgedreht haben. Danach soll er einen Lichtschalter gedrückt haben. Der Zündfunke des Schalters löste laut Anklageschrift die verheerende Explosion aus. Neben dem Sohn wurden drei weitere Hausbewohner teils schwer verletzt. Eine Frau brach sich einen Brustwirbel, weil sie aus einem Fenster im ersten Stock sprang. "Ich hatte Panik", sagte die Frau vor Gericht. "Ich habe gezögert und gezögert und bin dann gesprungen." Die Frau leidet noch heute unter den Folgen, die letzte Operation an der Wirbelsäule liegt erst wenige Wochen zurück.
Der Sohn erzählte zum Prozessauftakt, dass sein Vater immer wieder über eine Vielzahl von Problemen geklagt habe - unter anderem über die Arbeitslosigkeit, über den Streit mit seiner geschiedenen Frau und Mutter des Sohnes sowie über finanzielle Engpässe. Er habe aber nie davon gesprochen, sich töten zu wollen. Am Abend vor der Tat seien sie zu zweit sogar noch ganz normal zum Essen in ein Lokal gegangen. Der Angeklagte, der an einer unheilbaren Erbkrankeit des Gehirns leidet, machte vor Gericht zunächst keine Aussage. Er entschuldigte sich aber bei seinem Sohn mit den Worten: "Es tut mir furchtbar leid, was da passiert ist." Gegenüber der Polizei hatte Mann angegeben, dass er sich selbst "vergasen", aber keine Explosion auslösen wollte. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.
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