Die Woche danach: Ruhe an der Raucherfront
Rund eine Woche nach dem Inkrafttreten des strikten Rauchverbots herrscht in bayerischen Gaststätten vorerst Burgfrieden. Der Augsburger Ordnungsreferent Walter Böhm will sogar nur positive Rückmeldungen bekommen haben.
Wirte zeigen guten Willen, Raucher zumeist Verständnis, und auch die Behörden belassen es zunächst bei Ermahnungen, wenn irgendwo doch gequalmt wird: Rund eine Woche nach dem Inkrafttreten des strikten Rauchverbots herrscht in bayerischen Gaststätten vorerst Burgfrieden.
In den größeren Städten liegen bislang nur verhältnismäßig wenige Beschwerden von Gästen über Verstöße gegen das Rauchverbot vor, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei kommunalen Ordnungsbehörden.
Andere Städte setzen dagegen auf den guten Willen der Wirte, der auch in den allermeisten Fällen da ist, wie Ordnungsamtsleiter berichteten. Wo sich Gäste über verqualmte Gaststuben beschweren, wollen es die meisten Behörden erst einmal bei Ermahnungen und aufklärenden Gesprächen belassen, wie etwa in Nürnberg. Die Zahl der Gäste-Beschwerden hat sich dort in Grenzen gehalten. "Bis zur Wochenmitte sind bei uns gerade mal 15 Beschwerdeanrufe über Verstöße gegen das Rauchverbot eingegangen", sagte der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Robert Pollack.
So gut wie keine Klagen verärgerter Nichtraucher verzeichnen die Behörden in Augsburg, Würzburg, Hof und Regensburg. "Es wurden Routinekontrollen durchgeführt wie bisher auch", berichtete der Würzburger Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Die Kontrolleure hätten allerdings nichts zu beanstanden gehabt. Wer qualmen wolle, stelle sich vor das Lokal. "Die Leute sind relativ vernünftig", sagte der Hofer Stadtsprecher Rainer Krauß. Das sieht auch der Augsburger Ordnungsreferent Walter Böhm so: "Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen. Ich bin der Überzeugung, das Rauchverbot wird sich einpendeln, Wirte und Gäste werden sich vernünftig verhalten."
In München wurden Bußgeldverfahren eingeleitet
Allerdings finden in bayerischen Städten kaum gezielte Kontrollen statt, bei denen die Einhaltung des Rauchverbots in den Lokalen überprüft wird. "Bei uns ist es momentan ruhig an der Raucherfront. Wir haben keine Beschwerden über Raucher in Gaststätten. Aber wir machen auch keine aktiven Kontrollen, und auch die Polizei nicht", sagt ein Sprecher der Stadt Passau.
Am offensivsten geht noch die Stadt München vor: Sie hatte bis zum Mittwoch 362 Gaststätten in der Stadt kontrolliert; danach sind 19 Bußgeldverfahren eingeleitet worden, wie der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, Klaus Kirchmann, sagte. Die betroffenen Wirte müssten mit Bußgeldern zwischen 5 und 1000 Euro rechnen. "Es gibt auch solche, die es darauf angelegt haben - und die müssen natürlich verstärkt mit Besuch von uns rechnen", betonte Kirchmann.
Auf dem Dachauer Volksfest gab es nach Angaben der Stadt am Wochenende keine Probleme. "Die Leute gehen raus zum Rauchen, ratschen und gehen dann zurück zu ihrem Bier", sagte Stadtsprecher Günther Domcke. "Wir hatten hier Zehntausende Besucher. Die Leute sind ganz vernünftig." Domcke geht davon aus, dass es auch in den kommenden Festtagen nicht zu Schwierigkeiten kommen wird.
Der Sachgebietsleiter im Landratsamt Oberallgäu, Kai Bomans, warnte vor Handgreiflichkeiten der Wirte bei Verstößen ihrer Gäste gegen das Rauchverbot. "Der Wirt darf keinen Zwang anwenden und dem Gast die Zigarette aus dem Mund nehmen und ihn rauswerfen." Im Streitfall müsse vielmehr die Polizei gerufen werden.
Derweil wächst bei den Behörden die Sorge, findige Wirte könnten mit Verweis auf angeblich geschlossene Gesellschaften Gästen auf Umwegen das Rauchen erlauben. Ein in München gegründeter "Genießerklub" will den Lokalbetreibern dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen. (dpa)
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