Menschen zieht es nach Bayern
Immer mehr Arbeitnehmer aus Süd- und Osteuropa fliehen vor der Wirtschaftskrise. Heimische Wirtschaft profitiert
München Die anhaltende Schulden- und Wirtschaftskrise in Teilen Europas führt zu einem Anstieg der Zuwanderung nach Bayern. Ende 2011 lebten 46000 Ausländer mehr in Bayern als ein Jahr zuvor, womit die Gesamtzahl der Zuwanderer auf 1,13 Millionen und einen Bevölkerungsanteil von 9 Prozent gestiegen ist. Die Krise hinterlasse „deutliche Spuren“ in der Zuwanderungsstatistik, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der neuen Zahlen in München. 2010 waren im Saldo nur 22000 Ausländer nach Bayern gekommen – weniger als halb so viele.
Die meisten Zuwanderer kommen aus anderen EU-Ländern – vor allem Ost- und Südeuropa. Deswegen lehnte Herrmann auch eine weitere Erleichterung der Zuwanderung für Nicht-EU-Bürger ab. „Hier gibt es insbesondere in den südeuropäischen Ländern noch ein großes Potenzial“, sagte Herrmann zur hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, Griechenland und anderen Ländern, die zum Umzug anrege.
Den größten Zuzug verzeichneten die bayerischen Behörden 2011 aus Polen mit fast 23000 Neuankömmlingen. Doch zogen auch wesentlich mehr Italiener, Spanier und Griechen nach Bayern. Die Zahl der zugewanderten Griechen hat sich im vergangenen Jahr sogar mehr als verdoppelt: Von gut 3200 auf knapp 6800. Viele Ausländer verlassen Bayern zwar auch wieder, aber insgesamt ist die Zahl der Zuzüge weit höher als die der Ausreisen.
Mittlerweile seien auch 10 Prozent der Zuwanderer sogenannte hoch Qualifizierte, sagte Herrmann – Ende der 1990er Jahre waren es erst 0,5 Prozent. Der CSU-Minister kritisierte die Rufe aus der Opposition, der Wirtschaft und der FDP, die Zuwanderung zu vereinfachen. „Hier sind in den vergangenen Monaten irreführende Zahlen in die Welt gesetzt worden, als ob das alles nicht funktionieren würde.“
Bayern habe sogar gegenüber den USA einen positiven Wanderungssaldo – das heißt, dass 2011 mehr US-Bürger nach Bayern kamen als umgekehrt. Die Wirtschaftsverbände dagegen verlangen regelmäßig, dass angesichts eines befürchteten Fachkräftemangels von bis zu einer Million Arbeitnehmern noch in diesem Jahrzehnt weit mehr Menschen nach Deutschland kommen müssten als bisher.
Bei den Einbürgerungen bereits in Deutschland lebender Ausländer gab es dagegen nur einen vergleichsweise bescheidenen Zuwachs von 4 Prozent auf 12498. „Eine leicht positive und insgesamt erfreuliche Entwicklung“, sagte Herrmann. Wie auch in den Vorjahren lagen Türken mit 2136 Einbürgerungen an der Spitze. (dpa)
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