Und plötzlich fehlt der Azubi noch öfter
München/Augsburg. Jedes Jahr derselbe Ärger, jedes Jahr in einer neuen Branche: Plötzlich fehlt der Lehrling 20 Tage länger im Betrieb - gerechnet auf die gesamte Ausbildungszeit. Der Grund ist die Umstellung auf Blockunterricht, die durch die Spezialisierung im Berufsschulbereich in Bayern immer mehr Zweige des Handwerks trifft. Gerade für kleine Handwerksbetriebe kommt diese Umstellung oft überraschend.
Von unserem Redaktionsmitglied Uli Bachmeier
München/Augsburg. Jedes Jahr derselbe Ärger, jedes Jahr in einer neuen Branche: Plötzlich fehlt der Lehrling 20 Tage länger im Betrieb gerechnet auf die gesamte Ausbildungszeit. Der Grund ist die Umstellung auf Blockunterricht, die durch die Spezialisierung im Berufsschulbereich in Bayern immer mehr Zweige des Handwerks trifft. Gerade für kleine Handwerksbetriebe kommt diese Umstellung oft überraschend. Und nicht selten, so sagt der Augsburger Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger (CSU), entscheiden Handwerksmeister dann "aus dem Bauch heraus", künftig nicht mehr auszubilden. Er fordert deshalb eine Reform der Berufsschulordnung: "Gerade vor dem Hintergrund eines angespannten Ausbildungsmarktes muss von Seiten der Politik alles unternommen werden, die Betriebe nicht zusätzlich durch erhöhte Fehlzeiten zu belasten."
Das Problem tritt immer dann auf, wenn Lehrlinge vom Unterricht an einzelnen Tagen in den Blockunterricht wechseln müssen, weil es ihren Fachbereich an der nahe gelegenen Berufsschule nicht mehr gibt. Geht der Auszubildende nur einen Tag pro Woche in die Berufsschule, dürfen ihm neun Unterrichtsstunden zugemutet werden. Gerechnet auf fünf Tage macht das theoretisch 45 Stunden. Im Blockunterricht (fünf Tage am Stück) aber ist die Stundenzahl auf 39 Stunden pro Woche begrenzt. Die Folge: Um sein Pensum zu schaffen, muss der Auszubildende in seiner gesamten Lehrzeit vier Wochen beziehungsweise 20 Arbeitstage mehr in die Berufsschule und fehlt dementsprechend öfter im Betrieb.
Hintersberger schlägt deshalb vor, die Stundenzahl im Blockunterricht auf 41 Stunden zu erhöhen. Im bayerischen Kultusministerium stößt diese Initiative allerdings auf entschiedenen Widerstand. In einer Stellungnahme empfiehlt das Ministerium der CSU-Fraktion, den Antrag des Augsburger Abgeordneten im Landtag gar nicht erst zur Debatte zu stellen. Begründung: "Die Zahl der Unterrichtsstunden pro Schulwoche im Blockunterricht wurde bereits im Juni 1997 von 37 auf 39 Stunden erhöht." Wirtschafts- und Kultusminister, Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern seien einverstanden gewesen. Man sei sich einig gewesen, "dass damit das Höchstmaß an Belastungen für die Auszubildenden erreicht sei und eine weitere Erhöhung nicht mehr in Frage kommen könne."
Nach Ansicht von Markus Bottlang von der Handwerkskammer für Schwaben geht dies an der Wirklichkeit vorbei "gerade jetzt, wo wir um jeden Ausbildungsplatz kämpfen". Durch Konzentrationen und Veränderungen im Berufsschulbereich (Erhöhung der Mindestklassenstärken, Forderung der Zweizügigkeit, Bildung von Kompetenzzentren) seien immer mehr Handwerkszweige von der Umstellung auf den Blockunterricht betroffen. Das sei dann im Einzelfall auch der Moment, "wo die Betriebe wirklich auf die Barrikaden gehen, wenn bei den Auszubildenden noch einmal vier Wochen mehr Abwesenheit vom Betrieb entsteht."
Ob die Initiative Hintersbergers noch eine Chance hat, ist offen. Das Kultusministerium verweist auf den bundesweit einheitlich geregelten Unterrichtsumfang und sieht bei der Zahl der Wochenstunden "keinen Handlungsspielraum". Im Arbeitskreis Bildung der CSU soll zumindest noch einmal darüber geredet werden. "Wir haben noch keine abschließende Meinung", sagt der Vorsitzende Gerhard Waschler. Hintersberger lässt nicht locker. Es wäre zwar "nur ein kleiner Mosaikstein", aber ein Signal für die Betriebe.
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