Freigelassene Geiseln landen noch heute in München
Die drei in der Türkei freigelassenen bayerischen Geiseln werden am Montag gegen 17.35 Uhr in München erwartet. Über die Details der Freilassung schweigen sich zwar Deutschlands Innenminister Joachim Herrmann und das Auswärtige Amt weiter aus. Doch wird bereits heftig über mögliche Gründe diskutiert.
Istanbul (dpa/AZ) - Die drei deutschen Bergsteiger haben einen Tag nach ihrer Freilassung durch die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK in der Türkei den Heimweg angetreten und werden gegen 17.35 Uhr am Flughafen in München erwartet. Anschließend ist eine Pressekonferenz geplant. Über die Details der Freilassung schweigen sich zwar DeutschlandsInnenminister Joachim Herrmann und das Auswärtige Amt weiter aus. Dochwird bereits heftig über mögliche Gründe diskutiert.
So wurde über die Zahlung eines Lösegeldes oder eines anderen politischen Preises spekuliert. Hierzu äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nur mit den Worten: "Sie wissen, dass wir alles tun, um die Geiseln frei zu bekommen." Andere Vermutungen gehen in die entgegengesetzte Richtung. So soll die PKK dem Druck seitens der Türkei nicht mehr standgehalten haben, nachdem sowohl aus Berlin als auch Ankara die klare Ansage kam, man ließe sich nicht erpressen.
Nach einer Nacht in einer Polizeiunterkunft in der Provinz Agri habe Provinzgouverneur Mehmet Cetin die ehemaligen Geiseln am Montag mit einem Bus zum nächstgelegenen Flughafen in der Stadt Erzurum bringen lassen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Von dort aus sollten sie via Ankara nach Deutschland fliegen.
Die türkische Zeitung "Sabah" berichtete am Montag, die drei Bayern hätten während ihrer Geiselhaft zusammen mit ihren Entführern ständig das Versteck wechseln müssen. Die PKK-Kämpfer hätten ihre Geiseln, aus Angst von den Sicherheitskräften entdeckt zu werden, gezwungen, mit ihnen immer wieder durch das Gebirge zu marschieren. Freigelassen worden seien sie am Sonntag schließlich auf einer Höhe von 2200 Metern, inmitten von Felsen.
Nach der Freilassung der drei in der Türkei entführten deutschen Bergsteiger hat sich der Kandidat für den Grünen-Parteivorsitz, Cem Özdemir, erneut für mehr Rechte der Kurden ausgesprochen. Die Entführung durch Aktivisten der kurdischen Arbeiterpartei PKK habe gezeigt, dass die Organisation gespalten sei in eine kriegsmüde Fraktion, die Frieden suche, und eine bewaffnete Fraktion, die den Kampf fortsetzen wolle. Die Türkei müsse die Kurden endlich anerkennen, forderte der türkischstämmige Politiker am Montag im Deutschlandradio Kultur.
"Der Weg der Türkei in die Europäische Union führt auch über eine demokratische Lösung des kurdischen Problems", sagte der grüne Europa-Abgeordnete. Kurdisch müsse neben der Amtssprache Türkisch an staatlichen Schulen unterrichtet werden. Özdemir sprach sich zudem für eine Generalamnestie für PKK-Unterstützer aus, die wegen "Lappalien" im Gefängnis säßen, sich aber in die Gesellschaft integrieren wollten.
Die Bergsteiger waren am 8. Juli von bewaffneten Angehörigen der PKK auf dem Berg Ararat verschleppt worden. Die PKK hatte gefordert, Berlin müsse seine "feindliche Politik" gegenüber der PKK und dem kurdischen Volk beenden. Die Bundesregierung hatte erklärt, sie lasse sich nicht erpressen. Die PKK, die auch Militärlager im Nordirak unterhält, kämpft für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei.
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