Ulmer feiern ihr "Nabada"
Das Wetter hielt, und so konnten sich gestern wieder tausende in die Ulmer Donau stürzen: Schwörmontag, Ulmer Nationalfeiertag, wurde gebührend gefeiert.
Ulm "Wenigstens einmal im Leben sollte man beim Nabada mitgefahrensein", sagt Joachim Ambrosius aus Pfaffenhofen, der mit seinerneunjährigen Tochter Leoni zum ersten Mal aktiv teilnimmt.Schwimmwesten, Apfelschorle, Eimer und Wasserpistolen haben sie in ihrSchlauchboot gepackt, das in einer langen Reihe mit vielen anderenBooten auf die erstbeste Gelegenheit wartet, zu Wasser gelassen zuwerden.
Schon vor dem Start geht unter den Wartenden die Wasserschlacht los- mit Eimern bespritzt man sich gegenseitig, heute ist erlaubt, wassonst als wenig höflich gelten würde. "Nabada ist wie Fasching imSommer - ein Riesenspaß!", erklären Harald Briegel, Jürgen Dirr,Alexander Sauter und Ferdinand Birzele, die aus Günzburg gekommen sind,um wie jedes Jahr an dem Großereignis teilzunehmen. Und zwar in extraausgesuchter Verkleidung - mit Schleier und Röckchen. "Sechs unsererKumpel heiraten bald - da haben wir uns gedacht: Wir gehen als Bräute",grinsen sie und präsentieren stolz ihre Luftballonbrüste.
Viel vor haben auch einige Schulbuben wenige Meter weiter. Clemens,Sven, Simon und Lorenz haben sich gut vorbereitet aufs Nabada: 50Wasserbomben haben sie innerhalb einer Stunde gefüllt und inPlastiktüten gestopft. Die sollen nicht nur die Bootsfahrer, sondernauch die Zuschauerschaft erfreuen. "Das machen alle, auch wenn man esja nicht darf", meint Simon, "die Leute nehmen das recht lustig undviele schießen auch zurück."
Punkt 16 Uhr ist Startschuss. Kommt der große Zug mit kunstvollgestalteten Nabada-Schiffen, Ulmer Schachteln und tausenden von Flößen,Paddelbooten und Gummi-Tieren in Fahrt, gibt es kein Halten mehr. Jubelauf den Zuschauertribühnen, wenn schwimmende Persiflagen, Musikantenoder ulkige Minischiffchen passieren. Ab und an kippt eines um, meistganz kleine oder solche, deren Belegschaft in der Feierlaune doch einwenig zu heftig mitgetanzt hat.
Zwar nicht umgefallen, aber doch früher aus dem Wasser gestiegen alsdie meisten anderen, sind zwei junge Mädchen, Andrea und Maria aus Ulm.Warum? "Uns war es einfach zu kalt", erklären sie. Und ein richtigesBoot hatten sie nicht mehr ergattern können, sie behalfen sich miteiner großen Luftmatratze. "Billigere Boote waren alle schonausverkauft", erzählen sie. Spaßig wars aber trotzdem.
Schwimmender VW-Käfer als Rentnerferrari
Das dürfte auch für die Zuschauer gelten, die sich beim Betrachtender Bootsansammlung amüsiert haben. Über eine schwimmendeVW-Käfer-Nachbildung mit der Aufschrift "Rentnerferrari" zum Beispiel,die nach einigen hundert Metern gefährlich zu schwanken begann, überdie Gestaltung der großen Motto-Fähren, oder einfach den Spaß, den dieTeilnehmer auf der Donau ganz offensichtlich haben.
Zu den Bootlesfahrern, die bis am Ende des großen Wasserumzugesdurchgehalten haben, gehörten Charly und Lissi Zepf und Wolle Walser.Lange Tradition habe die jährliche Gaudi-Fahrt auf der Donau bei ihnen,berichten sie, und waren gleich mit mehreren Booten unterwegs. "Wirhaben alles aneinandergebunden, was schwimmt", berichtet Charly Zepf,das Nabada gehöre fest zum Jahresablauf, "sonst ist man kein richtigerUlmer."
Beim nächsten Mal in jedem Fall wieder mit dabei
Eimer haben sie natürlich auch dabei - aber: "Unser Wasser bleibt inder Donau." Auf dem Rückweg von der Au in die Altstadt sind sogar ihredurchnässten Kleider halbwegs getrocknet, und für sie steht schon jetztfest, dass sie auch nächstes Mal wieder dabei sein werden.
Die Diskussion ist geschlossen.