So wächst Bayern trotz der Corona-Pandemie
Mehr Kinder, mehr Wohnungen, mehr umweltfreundliche Autos: Innenminister Joachim Herrmann zeichnet ein optimistisches Bild der Entwicklung im Freistaat.
Es ist eine schier unerschöpfliche Fundgrube für Neugierige und Freunde harter Fakten. Und es wird Jahr für Jahr dicker. Auf 752 Seiten dokumentiert das „Statistische Jahrbuch für Bayern 2021“ alle grundlegend wichtigen Daten über Gesellschaft und Wirtschaft im Freistaat. Nach Ansicht von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat das Kompendium, das er am Donnerstag in Nürnberg vorstellte, in der Corona-Pandemie noch an Bedeutung gewonnen. „Dank amtlich geprüfter Zahlen können wir auch Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern mit gesicherten Daten begegnen“, sagte Herrmann.
Corona steht bei den Todesursachen an fünfter Stelle
Beispielhaft zeigte er das anhand der Statistik über Todesursachen im Jahr 2020. Covid-19 erscheint dort an fünfter Stelle hinter Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall und Demenz. 3696 Männer und 3526 Frauen starben nach der Erhebung des Landesamtes für Statistik an oder mit einer Corona-Erkrankung. Zum Vergleich: An oder mit einer Grippe starben im selben Zeitraum 1292 Männer und 1124 Frauen.
Die Mehrzahl der Ergebnisse der statistischen Erhebung, die Herrmann vortrug, sollten aber der Pandemie zum Trotz für Optimismus sorgen. Bayern wachse, Bayern sei attraktiv und die Wirtschaft im Freistaat erhole sich schneller als anderswo, sagte der Minister.
In Bayern lebten Ende 2020 rund 13,14 Millionen Menschen. Bis September dieses Jahres stieg diese Zahl noch einmal auf rund 13,18 Millionen. Hauptursache ist die Zuwanderung aus dem Ausland. Im Jahr 2020 wurden rund 27.000 Neubürgerinnen und Neubürger registriert, bis September 2021 lag der Wanderungsgewinn bei 47.000.
Die Menschen in Bayern haben wieder mehr Freude daran, Kinder zu bekommen. Knapp 129.000 Kinder erblickten im Jahr 2020 das Licht der Welt. Das ist der bisher stärkste Jahrgang seit 1997. Die Zahl der Sterbefälle lag 2020 bei rund 143.000 und damit (wegen Corona) über dem langjährigen Schnitt.
Die Unternehmen im Freistaat haben durch die Pandemie „massiv gelitten“, sagte der Minister. Die Investitionen seien 2020 um 14,9 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Beim Umsatz musste ein Minus von 8,9 Prozent verkraftet werden. Mittlerweile aber gehe es, so Herrmann, „auf jeden Fall wieder aufwärts in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“. Zwar sei das Niveau vor der Pandemie noch nicht wieder erreicht. 2021 aber legten die Unternehmen beim Umsatz wieder um 11,4 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote sei – Stand: Oktober 2021 – mit 2,9 Prozent im bundesweiten Vergleich mit Abstand am niedrigsten. Dass Bayern hier „sehr, sehr gut aufgestellt“ sei, zeige der Vergleich mit dem wirtschaftlich ebenfalls starken Baden-Württemberg. Dort liege die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt sei sie mit 5,2 Prozent noch deutlich höher.
In Bayern gibt es so viele Wohnungen wie nie zuvor
Der Bestand an Wohnungen hat sich 2020 weiter erhöht. „Mit fast 6,55 Millionen Wohnungen haben wir einen neuen Höchststand erreicht. Auch die Wohnfläche, die jeder Einwohnerin und jedem Einwohner Bayerns zur Verfügung steht, hat sich deutlich erhöht: Waren es vor knapp 35 Jahren noch 37,5 Quadratmeter, sind es Ende 2020 knapp 48,8 Quadratmeter Wohnfläche gewesen“, sagte Herrmann. Und das Wachstum setze sich fort. Bis Oktober dieses Jahres seien Bauanträge für rund 67.500 Wohnungen bewilligt worden. Das sei ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Eine Zunahme gibt es auch bei den Kraftfahrzeugen auf Bayerns Straßen. Hier mache sich das Flächenland Bayern mit seinen vielen Pendlerinnen und Pendlern bemerkbar: Anfang des Jahres waren rund 10,5 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, was einem Plus von 1,3 Prozent entspricht. „Umso wichtiger ist, dass in Bayern die klimafreundliche Mobilität steigt: Der Anteil von Hybrid- und Elektrofahrzeugen an Pkw ist innerhalb der letzten fünf Jahre von 0,5 auf drei Prozent gewachsen“, sagte der Minister. Noch eindrucksvoller haben sich laut Herrmann die Neuzulassungen von Januar bis September 2021 entwickelt: Von rund 419.000 Autos war mit 41,7 Prozent ein sehr beachtlicher Anteil mit alternativen Antriebstechnologien (Hybrid, Elektro, Gas) ausgestattet.
Das Jahrbuch bildet allerdings auch schwierige Entwicklungen und Strukturveränderungen ab, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Über die vergangenen zwei Jahrzehnte hinweg lag die Zahl der in Bayern gehaltenen Schweine zwischen knapp über 3,7 und 3,5 Millionen. Bereits im März vergangenen Jahres war diese Zahl auf knapp über drei Millionen gesunken. Ähnliche Entwicklungen gibt es bei Rinderhaltern.
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