Bezuschussen Krankenkassen bald die Apple Watch?
Die eigenen Körperdaten mithilfe von Fitness-Apps oder speziellen Armbändern wie der Apple Wacth zu überprüfen, liegt voll im Trend. Einige Krankenkassen wollen die Geräte bezuschussen.
Überlegungen gesetzlicher Krankenkassen, den Kauf von Geräten zur Messung von Fitnessdaten zu bezuschussen, stoßen bei Gesundheitspolitikern auf Ablehnung. Nach Ansicht des Sozialverbands SoVD birgt der Trend zur Erfassung der eigenen Körperdaten erhebliche Gefahren. Verbandspräsident Adolf Bauer warnte am Wochenende vor einem "arglosen Umgang mit Gesundheitsdaten".
Auch bei Gesundheitspolitikern stoßen die Überlegungen auf Kritik. "Ich unterstütze gute Präventionsprogramme, aber ich halte nichts von Marketingmaßnahmen der Kassen auf Kosten der Beitragszahler", sagte Unionsfraktionsvize Georg Nüßlein (CSU) dem Spiegel. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält einen solchen Bonus für "fragwürdig". Damit wollten die Kassen gut gebildete, junge und gesunde Mitglieder abwerben, sagte er dem Magazin. Linken-Gesundheitsexpertin Kathrin Vogler kritisierte die Überlegungen im Spiegel als eine "äußerst fragwürdige Blüte des Krankenkassenwettbewerbs".
Nur eine Marketingmaßnahme? Krankenkasse will Apple Watch bezuschussen
Apps zur digitalen Selbstvermessung erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So werden Fitness-Apps oder Armbänder zum Beispiel zur Trainingskontrolle und Steigerung der Motivation genutzt. Aber auch in anderen Lebensbereichen ist die Selbstvermessung ein Trend. So dokumentieren Menschen ihr Schlafverhalten, die Herzfrequenz, die Kalorienaufnahme, die tägliche Schrittzahl oder ihre Reisewege. In Online-Foren können Nutzer ihre Daten teilen und sich mit anderen austauschen.
Das Potenzial der digitalen Selbstvermessung werde von den Krankenkassen erkannt, die um junge und gesunde Versicherte wetteiferten, sagte SoVD-Präsident Bauer der Nachrichtenagentur AFP. Der Sozialverband bewerte diese Entwicklung sehr kritisch und warne vor einem "Effizienz-Wahn", an dessen Ende höhere Versicherungsbeiträge für benachteiligte Menschen stehen könnten.
So hätten chronisch Kranke kaum Chancen, sich an Fitness-Programmen zu beteiligen. Zudem seien ökonomisch Benachteiligte oft nicht in der Lage, den Anforderungen des modernen Lifestyles zu entsprechen. Viele könnten sich zum Beispiel nicht im gleichen Maße gesund ernähren wie finanziell besser gestellte Menschen.
"Zweifellos ist es in vielen Fällen durchaus sinnvoll, Lebensdaten zu protokollieren und damit verantwortlich auf die eigene Gesundheit zu achten", sagte der SoVD-Präsident. "Dies darf aber nicht dazu führen, den Grundgedanken der Solidargemeinschaft aufzugeben." Vorbeugender Gesundheitsschutz dürfe kein privates Risiko sein. "Im schlimmsten Fall entsteht ein Strafsystem für diejenigen, die nicht mithalten können", mahnte Bauer. Sein Verband beobachte die Entwicklung "sehr genau" und warne private wie gesetzliche Kassen davor, "die Versicherten gegeneinander auszuspielen".
AOK will Kauf einer Apple Watch mit 50 Euro belohnen
Ausgelöst hatte die Diskussion die AOK Nordost, die den Kauf einer Apple Watch mit bis zu 50 Euro belohnen will; die von der Uhr erhobenen Daten sollen allerdings nicht an die Kasse übertragen werden. Konkurrenten der AOK Nordost hatten angekündigt, ähnliche Zuschüsse zu prüfen. afp
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