Asylbewerber: Jenseits der Angst

VonStephanie Sartor

Flüchtlinge aus Krisengebieten haben in Wittislingen eine Unterkunft gefunden. Die Bürger helfen, dass sie sich bald wie in einem neuen Zuhause fühlen können

Von Stephanie Sartor

Wittislingen Die lange Reise von Elaheh ist zu Ende. Das kleine Mädchen mit den großen, scheuen Augen steht im Flur des Bayerischen Hofs in Wittislingen, blickt schüchtern hinaus auf die Straße, hinaus in ihre neue Heimat, ein Leben jenseits von Krieg und Angst. Es ist ein milder Wintertag, weiches, warmes Licht schimmert in Elahehs schwarzem Haar. Noch ist alles neu. Vor wenigen Stunden kam das Mädchen mit ihrer Familie in Wittislingen an. Dort, in einem ehemaligen Gasthaus, werden seit Mitte Januar Asylbewerber untergebracht, die aus Krisengebieten geflohen sind. Elaheh stammt aus Afghanistan. Von dort flüchteten sie und ihre Familie in den Iran, dann weiter Richtung Europa – insgesamt rund 6500 Kilometer. Sechs Monate waren Elaheh, ihre Eltern und ihre beiden Geschwister unterwegs, schliefen in bitterkalten Nächten auf dem Boden im Wald – und das, obwohl Elaheh zuckerkrank ist und regelmäßige ärztliche Betreuung braucht. „Wir sind sehr glücklich, dass wir nun in Deutschland sind“, sagt Elahehs Vater Aref Mohammedi, ein Mann, der ernst blickt, selten lächelt. Ein Mann, dem man die Strapazen und die Angst der vergangenen Monate ansieht. „Ich wünsche mir, dass meine Kinder eine Zukunft haben. Eine Zukunft, die sie in Afghanistan nicht gehabt hätten“, fügt er hinzu. Elaheh schmiegt sich an ihre Mutter, blickt sich schüchtern in ihrem neuen Zuhause um. Obwohl sie erst wenige Stunden da ist, spricht sie schon ihr erstes deutsches Wort. Mit „Hallo“ begrüßt sie die Menschen, die in das Haus kommen, bepackt mit Kisten und Tüten. Eine davon ist Elfriede Dünzl. Die Wittislingerin bringt Bettwäsche, Geschirr und Kleidung. „Ich helfe, weil ich sehe, dass die Menschen in einer schlimmen Situation sind“, sagt sie. „Wer helfen kann, sollte auch helfen. Wir vergessen oft, wie gut es uns hier geht“, sagt sie und trägt ihre Tüten ins Haus.

Dillingen Stephanie Sartor Wittislingen Iran