Dillingen trauert um Marlene Wetzel-Hackspacher
Die Gründerin der Oblaten- und Waffelfabrik und langjährige Kommunalpolitikerin ist im Alter von 96 Jahren gestorben. In ihrem Leben spiegeln sich Jahrzehnte deutscher Geschichte wider.
Den Mann im Krieg verloren, aus dem Sudetenland geflohen, mit einem Waffeleisen im Gepäck ein Unternehmen aufgebaut, und als eine der ersten Frauen in der Region in der Kommunalpolitik Akzente gesetzt – im Leben der Dillingerin Marlene Wetzel-Hackspacher spiegeln sich die vergangenen Jahrzehnte deutscher Geschichte wider. In der Nacht zum Freitag ist die Dillinger Ehrenbürgerin nun im Alter von 96 Jahren im Heilig-Geist-Stift gestorben. Die Nachricht hat in der Stadt und im Landkreis Dillingen Trauer ausgelöst, aber auch Dankbarkeit für ein großes Lebenswerk. Denn das Vermächtnis der Konditormeisterin lebt heute in der Wetzel Karlsbader Oblaten- und Waffelfabrik in Dillingen weiter. Dass es überhaupt dazu kam, mag angesichts der Wirren während ihrer Flucht mit Kind, Mutter und Oma aus dem damaligen Sudetenland Zufall oder Fügung sein. „Wir haben nicht nur einen Schutzengel gehabt, sondern gleich hundert“, hat Marlene Wetzel-Hackspacher ihre Erfahrungen einmal beschrieben. Ein Detail sollte bei ihrer Flucht von Marienbad nach Zöschingen, der Heimat ihres ersten Mannes Rudolf Wetzel, entscheidend werden. Die Konditorin nahm im Kinderwagen ein 15 Kilogramm schweres Waffeleisen mit – die Initialzündung für die heutigen Karlsbader Oblaten aus Dillingen.
Chefin der Oblatenfabrik in Dillingen
Marlene Wetzel-Hackspacher hatte am 11. Juni 1922 in Schönbrunn im Sudetenland das Licht der Welt erblickt. Nach der Bürgerschule in Marienbad machte sie eine Ausbildung in einer Konditorei. 1944 trat sie mit dem Zöschinger Rudolf Wetzel, der in den letzten Kriegstagen starb, vor den Traualtar. 1948 heiratete sie den Dillinger Kaufmann und Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hans Hackspacher und baute mit ihm aus kleinsten Anfängen die Oblaten- und Waffelfabrik auf, die heute etwa 50 Mitarbeiter beschäftigt. Marlene Wetzel-Hackspacher war aber nicht nur „die Chefin“ einer angesehenen Firma, sondern auch eine verdiente Kommunalpolitikerin. So saß die Unternehmerin von 1978 bis 1996 im Dillinger Stadtrat. Dabei engagierte sich die CSU-Politikerin besonders als Referentin für die städtischen Kindergärten. Zudem trug sie Verantwortung im Bau- und Grundstücksausschuss sowie im Finanz- und Wirtschaftsausschuss. Und Marlene Wetzel-Hackspacher gehörte von 1984 bis 2002 auch im Dillinger Kreistag zu den ersten Frauen, die dort eine gewichtige Rolle spielten.
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