Leben zwischen Licht und Schatten
Ulrich Hamann leidet an einer schweren Depression
Dillingen Es gibt Tage, da kann Ulrich Hamann nicht einmal eine Tasse halten. Seine Hände zittern, sein Herz rast, die Beine geben nach. Erst am vergangenen Sonntag ging es ihm wieder so schlecht. Hamann leidet an einer schweren chronischen Depression. Er legt sich dann auf sein Sofa, dreht die Stereoanlage auf, schließt die Augen. So wie Hamann geht es vielen Menschen in Deutschland – laut Weltgesundheitsorganisation leidet beinahe jeder Fünfte im Laufe seines Lebens zumindest zeitweise unter Depressionen. Heute, am Tag der seelischen Gesundheit, rücken diese Menschen in den Fokus. Auch im Kreis Dillingen finden Aktionstage statt. Die Veranstaltungsreihe wurde erneut von der Selbsthilfegruppe Transmitter organisiert. Anlässlich des Tags der seelischen Gesundheit, erzählt auch Ulrich Hamann im Gespräch mit der Donau-Zeitung über das, was in seiner Seele vorgeht. Die Gründe für seine Erkrankungen liegen laut Hamann in seiner Kindheit. Als Zweijähriger zog er sich bei einem Unfall schwere Verbrennungen zu, hatte höllische Schmerzen und weinte schon vor Angst, wenn er das Arztauto auf den Hof fahren hörte. Als Jugendlicher sei er sehr verschlossen und einsam gewesen, erzählt Hamann. Dann, 1977, ging es bergauf: Hamann verliebte sich, heiratete. „Meine Frau hat meine emotionalen Schwankungen nicht richtig verstanden“, sagt Hamann. Die Ehe hielt bis 1993. Im selben Jahr starb Hamanns Vater und nur ein Jahr später wurde die Mutter zum Pflegefall. Sechs Jahre kümmerte sich Hamann um sie – und als er dachte, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen könnte, erkrankte sein Sohn 1999 an Leukämie und starb. „Ich habe das alles einfach nicht mehr gepackt. Kurz nach dem Tod meines Sohnes hatte ich meinen ersten Suizidversuch“, erzählt Hamann. Die Diagnose, dass er an einer schweren Depression leidet, hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Hamann kam für neun Monate in die psychiatrische Klinik in Günzburg. „Bis es mir einigermaßen besser ging, hat es lange gedauert. Die Medikamente waren falsch dosiert, ich habe sehr viel zugenommen“, berichtet er. 2007 versuchte Hamann erneut, sich das Leben zu nehmen. Die Wende in seinem Leben kam in Gestalt einer jungen ambulanten Pflegerin. „Sie hat sich Zeit genommen, mich nie unter Druck gesetzt. Wir haben zusammen gelacht und viel geredet. Und wir wurden Freunde“, sagt Hamann. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Dann verfinstert sich seine Miene wieder. Vor zwei Wochen rief sie an, sagte, dass eine Freundschaft nicht mehr möglich sei. Seither hat er nichts mehr von ihr gehört. „Ich wünsche mir, dass alles wieder so wird, wie damals, als ich sie kennengelernt habe“, sagt er. Hamann hat in seinem Leben aber eines gelernt: „Wenn man gegen die Depression ankämpft, wird es schlimmer. Wenn man die Krankheit akzeptiert, kann man irgendwann damit umgehen.“
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