
Donau-Ries
Rund 100 Beamte auf Razzia im Schweinestall

Rund 100 Einsatzkräfte haben die Betriebsstätten der Firma Straathof-Strehle durchsucht. Das Unternehmen findet Aktion unverhältnismäßig.

Auf dem Reichertsweiler Hof mit der Außenstelle Gut Sternberg im Landkreis Donau-Ries hält die Firma Straathof-Strehle bis zu 5000 Muttersauen, mit denen Ferkel erzeugt werden. Damit gilt der Betrieb als der größte seiner Art in Bayern – und er ist in das Visier von Tierschützern und Behörden geraten.
Dies liegt vor allem daran, dass Straathof-Strehle zum Firmengeflecht des in den Niederlanden beheimateten Unternehmers Adrianus Straathof gehört, in dessen Betrieben allein in Deutschland angeblich jährlich 1,5 Millionen Ferkel erzeugt werden. Im Osten Deutschlands prangern Behörden massive Mängel bei der Versorgung, Unterbringung und Pflege der Tiere an. Der Landkreis Jerichower Land ( Sachsen-Anhalt) sprach sogar ein Tierhaltungsverbot gegen den 60-Jährigen aus.
"Bestimmte Ansatzpunkte, dass Tiere gequält wurden"
Nun haben die Nachforschungen in Nordschwaben einen neuen Höhepunkt erreicht: Rund 100 Beamte der Polizei, des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, des Landratsamts und des Zolls haben die beiden Höfe im Donau-Ries-Kreis und deren Hauptsitz in Gladau (Sachsen-Anhalt) den ganzen Tag über durchsucht. Laut Staatsanwaltschaft besteht der dringende Tatverdacht, dass gegen gesetzliche Vorgaben des Tierschutzes verstoßen werde. Worum es genau geht, wollte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai am Mittwoch nicht sagen. Es gebe „bestimmte Ansatzpunkte“, dass Tiere gequält worden seien. Dem möchte man auf den Grund gehen.

„Es geht um Dinge im Rahmen der Haltung“, so Nickolai. Nach Informationen unserer Zeitung spielen möglicherweise zu kleine Bereiche, in denen in den Ställen die Muttersauen und Ferkel leben, eine Rolle. Entsprechende Anhaltspunkte scheinen das Landesamt und die Kreisbehörde bei einer Großkontrolle im Dezember 2014 gefunden zu haben. Damals hieß es zunächst, man habe keine Verstöße gegen das Tierschutzrecht festgestellt. Nach weiteren Untersuchungen erstattete das Landratsamt aber Anfang März 2015 Anzeige gegen den Betrieb. Die Staatsanwaltschaft hielt jetzt die Durchsuchungsaktion für angebracht, um nach weiteren Beweismitteln zu suchen.

Nickolai zufolge gibt es vier Beschuldigte. Die seien für den Betrieb verantwortlich. Es wird gemutmaßt, dass Adrianus Straathof einer von ihnen ist. Allein 15 Veterinäre waren auf dem Reichertsweiler Hof (Stadt Donauwörth) und auf Gut Sternbach (Gemeinde Amerdingen) vor Ort, um die 5000 Muttersauen und 20 000 Ferkel sowie deren Lebensumstände zu begutachten. Mit einem Ergebnis rechnet die Staatsanwaltschaft frühestens in einigen Wochen. Der Konzern LFD Holding, zu dem Straathof-Strehle gehört, ließ mitteilen, dass die Aktion unverhältnismäßig sei: „Wir sind erstaunt, wie aufgrund der globalen Diskussion um Tierhaltung mit den Betrieben umgegangen wird.“ Straathof-Strehle gelte in Deutschland als „Vorbildbetrieb“.
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