Genossenschaft legt Energie-Investitionen vorerst auf Eis
Die Diskussion um die Zukunft des Erdgases, Lieferengpässe, hohe Preise: Auch stabile Genossenschaften wie das Donauwörther Wohnbau-Selbsthilfewerk stehen vor vielen Fragen.
Wohnen ist seit spätestens Februar letzten Jahres auch massiv an das Thema "Energie" gebunden. Jedenfalls kostenmäßig ist das so. Die Energiekrise, die sich im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine enorm verschärft hat, sie hat auch bei den Bauherren im Mietwohnungsbau im großen Stile für Verunsicherung gesorgt. Die Genossenschaft Wohnbau-Selbsthilfewerk Donau-Ries mit Sitz in Donauwörth sieht sich jetzt gezwungen, einige Vorhaben auf Eis zu legen.
In zahlreichen Häusern sollten eigentlich die Heizungen gewechselt werden
In zahlreichen sanierungsbedürftigen Wohnungen der alteingesessenen Genossenschaft sollten im kommenden Jahr die Heizungen auf den neuesten Stand gebracht werden. Und der hieß bis vor kurzem zumindest im Geschoss- beziehungsweise Mehrparteienwohnungsbau immer noch: Gasthermen und -Brenner. All dies wurde durch den Krieg im Osten und die Liefereinstellungen des Gases aus Russland über den Haufen geworfen, wie Geschäftsführer Eduard Kmoch berichtet. "Wir wissen einfach nicht, was kommt", verdeutlicht Franz Haselmayr, nebenamtliches Vorstandsmitglied, die unsichere Lage - eine Lage, die schier zwangsläufig dazu führt, dass sich das Werk, das fast 700 Wohnungen im Landkreis Donau-Ries (davon mit Abstand die meisten in Donauwörth) vermietet, mit größeren Neuinvestitionen bis auf Weiteres zurückhält.
Vor allem die angesprochenen Austausche von Heizsystemen im Zuge von Sanierungen, die man allem voran in der Parkstadt seit Jahren sukzessive abarbeitet, stehen teils auf der Kippe. Dort, wo bereits Umbauten im Gange und Heizungen bestellt sind, werde man die Gasthermen nun freilich auch einbauen, erklärt Kmoch. Anders ließen sich die längst begonnen Maßnahmen auch kaum beenden in absehbarer Zeit. Doch was ist mit anstehenden Sanierungen oder gar Neubau-Projekten? Immerhin 54 Wohnungen sind derzeit "modernisierungsbedingt" nicht vermietet.
Ein großes Fragezeichen nicht nur bei der Donauwörther Genossenschaft
"Wir müssen sehen, wie wir uns ausrichten", sagt Kmoch vorsichtig. Wärmepumpensysteme in Mehrparteienhäusern seien eher mit Flächenheizungen, meist auf Fußböden, denkbar. Und so ein Umbau koste dann gleich einiges mehr - "dann müsste alles raus, angefangen beim Estrich", betont Kmoch. Zudem wäre es sinnvoll, jene Wärmepumpen an zu installierende Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu koppeln, die den Preis dann aber auch wieder nach oben trieben, weil sie in der Beschaffung teuer sind. Eine klassische Dilemma-Situation, möchte man meinen. Denn die Genossenschaft hat sich seit jeher auf die Fahnen geschrieben, leistbaren Wohnraum anzubieten.
Die Durchschnittsmiete in den 683 Wohnungen (in 108 Häusern) des Werkes beträgt 4,53 Euro pro Quadratmeter. Das ist stabil, 2020 lag der Durchschnittspreis nur marginal darunter mit 4,41 Euro. Bei Neuvermietungen in modernisierten Wohnungen liegt die Kaltmiete bei 6,50 Euro für den Quadratmeter. Und es gebe eben zahlreiche Menschen unter den aktuell 694 Genossenschaftsmitgliedern, für die sei mehr Miete auch nicht drin. Kein Wunder also, dass die Fluktuation gering sei dieser Tage. Die Menschen blieben in ihren Wohnungen, der Markt sei nicht dynamisch. Indes ist die Warteliste mit den Wohnungsinteressenten immer noch recht lang. Zwischen 100 und 150 stünden dort, davon konstant gut 50 "ernsthaft Interessierte", die sich nicht doppelt und dreifach bei Anbietern in der Region beworben hätten, schildert Kmoch die Situation.
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Das Wohnbau-Selbsthilfewerk Donau-Ries steht stabil da
Das Wohnbau-Selbsthilfewerk steht denn auch, wie auch auf der Jahresversammlung in der Parkstadt zuletzt zu hören war, sehr stabil da. Die Bilanzsumme verbessere sich um etwa 500.000 Euro, so Kmoch. Geld, das Genossenschaften in der Regel in die Wohnungen oder neuen Wohnraum investieren (müssen). 2021 lag die Investitionssumme bei 1,6 Millionen Euro. Wie es fortan aussieht damit? Fragezeichen bleiben. Neben den Konsequenzen der Energiekrise nennen Kmoch und Haselmayr auch Lieferengpässe, die notwendige Sanierungen andauern ließen - zu sehen beispielsweise in der Parkstraße in der Donauwörther Parkstadt. Das alles führt dazu, dass neue Projekte erst einmal geschoben werden müssen.
Auf dem Grund eines zum Abbruch vorgesehenen Gebäudes in der Monheimer Bayernstraße wird jetzt erst einmal nichts Neues angepackt, ebenso zurückhaltend ist man zudem bei einem Neubau-Vorhaben in Bäumenheim. Das Fragezeichen aufgrund der Krisen unserer Zeit, es ist auch in der Wohnungsbranche wohl zum Symbol geworden.
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