Flüchtlinge in Hoppingen: Investor lässt nach Protesten seine Pläne fallen
Mit Unterschriften wehren sich Hoppinger gegen eine Flüchtlingsunterkunft. Nach einem Gespräch mit dem Investor ist der Harburger Bürgermeister nun erleichtert.
Bei den Plänen für eine Flüchtlingsunterkunft in Hoppingen gibt es eine Wende. Der Harburger Bürgermeister Christoph Schmidt, Stadtrat Walter Beck aus Hoppingen und Victor Lebedew, der Geschäftsführer der Wohnbau Schwaben GmbH & Co. Citypark II KG, trafen sich am Freitagmorgen zu einem Gespräch.
Georg Schmid, ehemaliger Staatssekretär und Landtagsabgeordneter, hatte nach eigenen Angaben das Treffen initiiert und moderierte es auch. Das Ergebnis fassen die Beteiligten in einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt, so zusammen: "Das Unternehmen zieht das Angebot, Wohnungen zu errichten, zurück." Unterschrieben haben alle vier Männer, die an dem Gespräch beteiligt waren: Lebedew, Schmidt, Beck und Schmid. Damit wird der Bau einer Flüchtlingsunterkunft für 88 Personen in Hoppingen nicht umgesetzt.
Asylunterkunft Hoppingen: "Gute Argumente" bewegen Investor zum Rückzug
"Wir können es nur dort machen, wo wir das Einvernehmen und die Zustimmung der Bevölkerung haben", sagt Georg Schmid gegenüber unserer Redaktion. Dies habe der Bauherr in dem Gespräch mit dem Bürgermeister und Stadtrat betont. "Wenn die Bürger sagen, sie wollen das nicht und sie haben gute Argumente – und sie haben auch gute Argumente –, dann muss man dem Rechnung tragen."
Schmid ist aktuell als Rechtsanwalt und Unternehmensberater tätig. Nach eigener Aussage vertritt er gelegentlich das Wohnbau-Unternehmen mit Sitz in Donauwörth. Schmid fühle sich dem Ort Hoppingen verbunden und hat nach eigenen Angaben auch Anrufe von Bewohnern aus dem Harburger Stadtteil und dessen Umgebung erhalten. Deswegen habe er sich dazu entschlossen, sich in seiner Funktion als ehemaliger Staatssekretär "um die Sache zu kümmern" und als Mediator das Gespräch zu führen.
Stadt prüft erneut den Festplatz in Ebermergen als Flüchtlingsunterkunft
Auch Bürgermeister Schmidt begrüßt das Ergebnis des Gesprächs: "Wir sind erleichtert, dass die Ängste der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen wurden und das Menschliche durchgekommen ist." Victor Lebedew habe die Wohnungsnot gesehen und habe lediglich helfen wollen. So steht es auch in dem unterzeichneten Schreiben: "Ihm ging es um einen Beitrag zur Lösung des Wohnungsproblems." Was mit dem Grundstück in Hoppingen nun geschehen soll, ist offen. Georg Schmid zufolge bleibt es weiterhin im Eigentum des Unternehmens.
Die Problematik um fehlende Unterkünfte bleibt jedoch weiterhin bestehen. Deshalb wird laut Christoph Schmidt mit einem anderen Investor erneut geprüft, ob eine kleinere Unterkunft auf dem Festplatz am Reisbachweg in Ebermergen möglich ist. Dort sollten etwa 30 Personen untergebracht werden.
Zuletzt kritisierte der Harburger Stadtrat Walter Beck in diesem Zusammenhang, dass das Landratsamt nicht auf private Angebote eingehe. Die Pressesprecherin Gabriele Hoidn sagt auf Anfrage unserer Redaktion: "Die Meldung von Privatwohnungen, welche von den leistungsberechtigten Personen selbst angemietet werden, war in den letzten Monaten rückläufig. Aus dem Stadtbereich Harburg (einschließlich Hoppingen) liegen uns keine aktuellen Unterkunftsangebote von Privatpersonen vor."
Wörnitzhalle wird definitiv nicht zur Notunterkunft für Flüchtlinge
Seit Mittwoch ist auch klar, dass die alte Turnhalle in Harburg zur Notunterkunft hergerichtet wird. Dies ergab sich nach Gesprächen des Bürgermeisters mit dem Landratsamt. Dieses sei auf ihn zugekommen mit der Information, dass die Wörnitzhalle als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden soll. "Wir haben das Gespräch gesucht und mehrere Stunden intensiv beraten", sagt Schmidt. Als Kompromiss habe die Stadt die alte Turnhalle angeboten. "Die Wörnitzhalle ist definitiv vom Tisch, die gebe ich auf jeden Fall nicht her", betont Schmidt. Die Vereine und Kinder hätten in den vergangenen zwei Jahren bereits genug wegen der Corona-Pandemie gelitten.
"Die alte Halle wurde schon 2015 für die Flüchtlinge beplant", erklärt der Rathauschef. Zwar sei sie nicht so "traumhaft schön" wie die neue, biete aber Platz für etwa 80 Personen. "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass die Stadt bereit ist zu helfen", sagt Schmidt. Zudem hoffe er, dass diese Entscheidung auch in anderen Orten eine Wirkung hat und "dass noch andere Kommunen in sich gehen und die eine oder andere Räumlichkeit zur Verfügung stellen".
Flüchtlingssituation durchkreuzt Urlaubspläne des Bürgermeisters
Wie nahe ihm das gesamte Thema geht, zeigt sich auch an den privaten Plänen des Bürgermeisters. Eigentlich wäre er bald in den Urlaub gefahren. "Das ist ein schwieriges Thema", sagt Schmidt. Es sei nun davon abhängig, wie sich die kommenden Wochen entwickeln. Seine Familie sei nicht begeistert, habe aber Verständnis, so der Rathauschef. Ihm sei es wichtig, seinen Stellvertreter in dieser Situation nicht allein zu lassen.
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