Landrat Stefan Rößle hat bei vier Mitbewerbern ein fulminantes Ergebnis abgeliefert. Dafür gibt es gute Gründe, findet Redakteur Thomas Hilgendorf.
Diese Kommunalwahlen waren bis zuletzt spannend – doch ausgerechnet in den Tagen vor dem entscheidenden Sonntag hat ein ebenso global wie lokal bestimmendes Thema das Monate währende Kräftemessen im Kommunalwahlkampf schier zum Erliegen gebracht. Das Coronavirus stellt die Region wie das ganze Land vor eine besondere Lage. Und dennoch sind die Kommunalwahlen hoch relevant. Die Bürger merkten das (siehe: Die hohe Beteiligung) vielleicht gerade in Zeiten der Krise: Die politische Leitung darf nicht darniederliegen. Auch deswegen musste gewählt werden. Es muss weitergehen mit der Führung des Landes, der Kreise, der Kommunen. Gerade jetzt.
Ein Ergebnis sticht heraus: Landrat Stefan Rößle hatte es mit vier Kontrahenten aufnehmen müssen – und sich auch hier mehr als nur wacker geschlagen. Gegen vier Mitbewerber ist der Sieg des Christsozialen im ersten Wahlgang mit 58 Prozent als fulminant zu bezeichnen. Es ist ein Sieg in schwierigen Zeiten. Das Coronavirus ist nur eine Facette, an der man die Wichtigkeit der Landkreisbehörde erkennt. Insofern ist der Zuspruch der Wähler nicht bloß eine Anerkennung für einen tatsächlich respektablen Leistungsnachweis Rößles (schuldenfreier Landkreis, Sanierung der gkU-Finanzen, Entwicklungshilfe, Hochschul-Projekte,…) – sondern auch ein Vertrauensvorschuss für eine möglicherweise angespannt bleibende Zeit angesichts des grassierenden Virus.
Indessen steht in der größten Kommune des Altlandkreises bereits vor der Stichwahl ein Epochenwechsel an. Die CSU verlor mit ihrem Kandidaten Joachim Fackler klar bei den Wahlen zum Oberbürgermeister. Auch andernorts haben einige Bürgermeister-Kandidaten der Christsozialen Schlappen kassiert. Aber klar ist auch: Bürgermeisterwahlen sind Personen- und weniger Parteienwahlen. Dass die CSU als solche abgewatscht wurde, wäre eine übertriebene Interpretation – man blicke auf das Ergebnis von Landrat Rößle. Doch traditionelle Milieus sind ein Stück weit aufgebrochen, das politische Spektrum ist breiter geworden – auch kommunal.
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