Bürgerbus in Monheim: Dieter Münch macht die Leute im Landkreis mobil
Dieter Münch aus Donauwörth absolviert seine 400. Fahrt für den Bürgerbus des Vereins „Somit“ in Monheim. Was ihn antreibt und was er in zehn Jahren erlebt hat.
Mit Dieter Münch fahren sie alle ab. „Ich bin quasi Gründungsmitglied“, scherzt er. Seit etwa zehn Jahren lenkt er den Bürgerbus des Monheimer Vereins „Soziales Miteinander“. Der Bürgerbus ist dafür da, alle Stadtteile von Monheim an die Kernstadt anzubinden. Menschen, die selbst nicht fahren können oder kein Auto haben, sollen trotzdem in die Stadt kommen können. Im März absolvierte er seine 400. Fahrt als ehrenamtlicher Busfahrer.
Einst sei er von Freunden angesprochen worden, dass der Verein noch Fahrer suche. Zu dieser Zeit war der 72-Jährige schon Fahrer für den Kneipenbus in Donauwörth, der Erwachsene und Jugendliche am Wochenende in Diskotheken und Kneipen gefahren hat. Da es dort viele neue und vor allem junge Fahrer gab, fiel ihm der Wechsel zu einer neuen Aufgabe in Monheim nicht schwer.
Bürgerbus in Monheim: Der Fahrer war erst ein Exot
Beim Bürgerbus sei er sehr gut aufgenommen worden: „Ich war als Donauwörther ein ,Exot‘, da alle anderen Fahrer aus Monheim und direkter Umgebung kamen“, erzählt Münch schmunzelnd. Nach wie vor schätze er den freundschaftlichen Umgang und die Ausflüge im Verein.
19 Fahrer engagieren sich mittlerweile und fahren werktags in zwei Schichten. Münch absolviert circa drei bis fünf Fahrten pro Monat. Er möchte die Leute dabei unterstützen, mobil zu bleiben und einkaufen gehen zu können. Der Pensionär fährt meistens ältere Menschen und Asylsuchende. „Wenn sie viel eingekauft haben, dann fahre ich sie auch bis zur Haustür“, verrät Münch. Das soziale Engagement rührt aus der Vergangenheit des ehemaligen Berufssoldaten: Nach einem persönlichen Schicksalsschlag halfen ihm einige Menschen so sehr, dass er gerne etwas an die Gesellschaft zurückgeben möchte. Nach über 34 Jahren in der Bundeswehr widmet er sich dem Ehrenamt, seit er die gesetzliche Altersgrenze in seinem Beruf erreicht hat. Neben dem Bürgerbus engagiert sich Münch noch im „Arbeitskreis Sucht“, eine Anlaufstelle für Menschen mit Suchterkrankungen. Zudem ist er in der evangelischen Kirche tätig und singt im Gospelchor „Sternenfänger“. „Ich habe einfach gerne Kontakt zu Menschen und wenn es mir gut geht, kann ich doch auch was für andere tun.“
Geschichten eines Busfahrers: Im Bürgerbus fahren alle mit
Geschichten hat Münch viele zu erzählen: Da sei es schon des Öfteren vorgekommen, dass ein Passagier ihm sein Herz ausgeschüttet hat, wenn sie nur zu zweit im Bus waren: „Man ist als Busfahrer auch ein bisschen wie ein Mülleimer, bei dem die Sorgen abgeladen werden können.“ Besonders nette Erinnerungen hat Münch an eine Dame aus einem Pflegeheim, die aus Langeweile nur einmal eine Runde Bus fahren und sich mit ihm austauschen wollte, denn so ihre Aussage: „Mit den alten Leuten kann man sich ja nicht unterhalten.“
Neben den vielen schönen Momenten gab es auch einen Tag, den der Hobby-Wanderer nicht vergisst: Es war der 27. Februar 2017, ein Rosenmontag, als er von Monheim nach Wittesheim fuhr, ein entgegenkommender Pkw auf die falsche Fahrbahn geriet und frontal mit seinem Bus kollidierte. Totalschaden. Aber er und der einzige Fahrgast seien zum Glück unverletzt geblieben. Direkt am nächsten Tag sei Münch allerdings schon wieder am Steuer gesessen: „Nach meinem Schicksalsschlag kann mich nichts mehr beeindrucken, da sieht man die Dinge mit anderen Augen.“
Nächstes Jahre steht er wieder vor der Entscheidung, seinen Personenberechtigungsschein zu verlängern. Ob er das mache, wisse er aber noch nicht. Dafür müsste er erneut eine praktische Prüfung sowie eine Gesundheitsprüfung absolvieren. „Aber warum nicht, wenn ich mich fit fühle?“
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