
Wo können in Friedberg neue Windräder gebaut werden?

Plus Die 10H-Regel ist gefallen, mehr Standorte sind möglich, Anfragen von Investoren nehmen zu. Wie kann die Stadt steuern? Es gibt einen Plan, doch die Zeit drängt.

Erst am Montag hatte die Stadtverwaltung wieder Besuch von Projektentwicklern in Sachen Windkraft. Ein halbes Dutzend Anfragen liegen laut Bürgermeister Roland Eichmann mittlerweile auf dem Tisch. Fahrt aufgenommen hat das Thema durch Änderungen im Gesetz, die Ausnahmen von der 10H-Regel erlauben, etwa an Autobahnen, im Wald und in der Umgebung von Gewerbegebieten. Vier Gebiete kommen in Friedberg infrage. Die Stadt will sich dem Ausbau nicht verschließen. Doch sie will ihn steuern. Das kann auch gelingen, wie in der Sitzung des Stadtrates dargestellt wurde. Doch die Zeit drängt.
Solange die 10H-Regel galt, kam in Friedberg fast kein Standort für die immer höher werdenden Windräder infrage. Mit der Änderung der Bayerischen Bauordnung im November hat sich eine neue Ausgangslage ergeben. Es kommen nun vier Bereiche infrage, zumeist am Rand des Stadtgebiets gelegen:
Das sind mögliche Standorte für Windräder in Friedberg
- Das Erlauholz westlich und östlich der Straße von Ottmaring und Bachern. Im Westen stehen bereits die einzigen drei Windräder Friedbergs.
- Der Heilach-Wald Richtung Ried. Dort liegen aber Bodendenkmäler wie Keltenschanzen.
- Ausläufer des Landmannsdorfer Forstes östlich von Rinnenthal. Friedberg grenzt hier an Adelzhausen und Eurasburg, sodass ein interkommunales Projekt denkbar ist.
- Der größte Bereich liegt im Umfeld Derchings, vor allem nördlich der Autobahn im Derchinger Forst.
Eichmann hatte bereits vor Monaten das Ziel einer Anlage im Derchinger Forst geäußert und angekündigt, die Stadt würde sich hierfür mit der Bürgerenergiegenossenschaft zusammentun. Diese ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern Anteile zu erwerben. Sie ist, neben klassischen Investoren, eine der oben genannten Interessentinnen. Der Standort im Osten des Derchinger Forstes würde sogar 10H-Kriterien erfüllen. Allerdings hat wegen des Flughafens Mühlhausen die Flugsicherung ein Wort mitzureden; es laufen bereits Gespräche mit der Behörde.
Eichmann wies auf die starke Dynamik in Sachen Windkraft und Photovoltaik hin. "Wir müssen versuchen, oben auf der Welle mitzuschwimmen und nicht umgerissen werden." Wie aber schafft es die Kommune, den Prozess so zu steuern, dass neue Windräder dort gebaut werden, wo sie es will - nämlich nicht im Erlauholz? Vereinfacht gesagt, muss sie Standorte festlegen. Diese gelten dann als privilegiert und es entsteht automatisch eine Ausschlusswirkung für das restliche Gemeindegebiet. Es gibt dafür zwei Möglichkeiten. Eine davon hat das Manko, dass sie nur bis Ende 2027 gültig ist. Trotzdem wählte der Stadtrat sie als ersten Schritt.
Die Stadt wird Konzentrationsflächen ausweisen, die bis 2027 gelten. Zur Sicherung dieser Planung können Baugesuche ein Jahr zurückgestellt werden. Laut Wind-an-Land-Gesetz muss das Änderungsverfahren für den Flächennutzungsplan vor Februar 2023 eingeleitet und die Genehmigung des Landratsamtes vor Februar 2024 erteilt sein. Das wird sehr eng, zumal zuerst eine Potenzialflächenanalyse erstellt werden muss.
Der andere, dauerhafte Weg ist, dass die Stadt ab 1. Februar 2023 Windenergiegebiete als Sonderflächen im Flächennutzungsplan ausweist. Dies gilt allerdings nur, wenn festgestellt wurde, dass die Kommune ihren vorgeschriebenen Flächenbeitrag zum Ausbau der Windenergie geleistet hat. Hier ist Friedberg vom Regionalen Planungsverband Augsburg abhängig. Es steht fest, dass jede Region 1,1 Prozent ihrer Fläche ausweisen muss, jedoch noch nicht, wie groß der Beitrag Friedbergs sein wird.
Menschen in Rohrbach und Bachern wollen nicht noch mehr Windkraft
Vor allem der Rohrbacher CSU-Stadtrat Gerhard Straßer und der Bacherner Ortssprecher Stefan Kolberg (SPD) machten deutlich, dass die Bevölkerung im Süden "das Gefühl hat, ihr Soll erfüllt zu haben" (Kolberg). Man müsse Vorteile der Windkraft, Zwänge und Schutz der Bevölkerung abwägen, forderte Straßer. Menschen sähen ihre Lebensqualität und teilweise sogar die Gesundheit beeinflusst.
Dagegen sprach niemand im Stadtrat auf, doch erinnerte Marion Brülls (Grüne) daran, dass Friedberg im Landkreis Schlusslicht beim Anteil regenerativer Energien sei. "Die Stadt muss ihre Hausaufgaben machen!" Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) rechnete aber vor, dass das daran liegt, dass Federal Mogul (Tenneco) als wichtiges Unternehmen am Ort einen sehr hohen Energiebedarf hat.
Die Diskussion ist geschlossen.