BKH Günzburg und Therapiezentrum Burgau: Holetschek weiht Millionenprojekte ein
Der bayerische Gesundheitsminister ist bei gleich zwei Feiern der Bezirkskliniken Schwaben zu Gast gewesen. Er fordert einen anderen Fokus im Gesundheitssystem.
Besuche von Ministerinnen und Ministern haben am Standort Günzburg eine Tradition. So freute sich Stefan Brunhuber, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, dass am Donnerstag der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) diese gute Sitte fortsetzte. Schließlich hat der Freistaat hier viel Geld investiert, in Kooperation mit den benachbarten Kreis- haben die Bezirkskliniken das neue Haus 7 errichtet. Es dient für beide Einrichtungen auf dem großen Gelände nicht nur als Casino, sondern beherbergt auch eine moderne Sporthalle und allerlei Technik. Gegenüber wird bald der Vorgängerbau Platz machen für den nächsten Abschnitt der Erneuerung am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Dabei geht es aber nicht nur um Gebäude, betonte der Minister.
Fast 14 Millionen Euro an Fördermitteln seien in den ersten Bauabschnitt geflossen. In der Pandemie habe sich das Gesundheitssystem bewährt. "Doch wenn wir jetzt nicht gemeinsam einen großen Kraftakt stemmen", gerade bei der Pflege, gerate man wieder in die alten Mühlen. Es gebe noch nicht gemachte Hausaufgaben, beispielsweise beim Abbau von Bürokratie. Die Diskussionen darüber seien 30, 40 Jahre alt - und doch habe man das Gefühl, es ändere sich nichts. Und: "Wir müssen uns gegen die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitssystems wehren", man müsse an die DRGs ran, also das Abrechnungssystem der Krankenhäuser. "Wir müssen vom Patienten her denken, nicht von der Abrechnung her."
Zum ersten Abschnitt der Modernisierung der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gehören nicht nur Casino und Sporthalle, sondern auch das Radiologie-Zentrum, erläuterte der Leitende Ärztliche Direktor, Professor Dr. Thomas Becker. Dieses war bereits im September in Betrieb gegangen. Mit der Erneuerung werde ein Jahrhundert- und 100-Millionen-Euro-Projekt vorangetrieben, wie Vorstandsvorsitzender Brunhuber sagte. Nach dem Sommer soll mit dem Abriss des bisherigen Casinos der zweite von drei Schritten gegangen werden, dafür hat der Freistaat bereits eine Fördersumme von rund 30 Millionen Euro veranschlagt. Bis 2027 soll die neue Fachklinik dann komplett sein.
Holetschek: Therapiezentrum Burgau hat große Bedeutung für ganz Bayern
Zuvor war bereits der Teil-Neubau am Therapiezentrum in Burgau eingeweiht worden, das inzwischen ja auch zu den Bezirkskliniken gehört. Unter anderem gibt es dort jetzt zwölf Intensiv- und 16 Intermediate-Care-Betten. Diese Fachklinik habe für ganz Bayern große Bedeutung, betonte der Gesundheitsminister, was nicht zuletzt dem Engagement des Gründers Max Schuster zu verdanken sei. Die "sektorenübergreifende Hilfe", wie sie in Burgau gelebt werde, bekomme in der Zukunft eine wachsende Bedeutung.
Den Erweiterungsbau am Therapiezentrum mit seinen 28 Betten fördert der Freistaat mit 16,52 Millionen Euro. Man bekenne sich zu Kliniken im ländlichen Raum, die zeigten, dass sich Qualität und eine wohnortnahe Versorgung nicht ausschließen. Nach der Pandemie werde sicherlich über die künftigen Strukturen in der Krankenhausversorgung diskutiert, aber Standorte aufzugeben sei nicht der richtige Weg.
Bayerischer Gesundheitsminister fordert Verbesserungen im Gesundheitssystem
Doch statt nur über Bauten zu sprechen, sei es viel wichtiger, über die Beschäftigten zu reden. Man müsse die Chancen der Pandemie nutzen, um nachhaltige Verbesserungen gerade für die Pflegekräfte zu schaffen, was die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen angeht. "Jetzt begreifen wir, dass wir noch mehr tun müssen." Es gebe hier den Brennglaseffekt, es müsse nachhaltig etwas verändert werden. Denn das größte Kapital in der Gesundheitsversorgung seien die Menschen.
Einen Seitenhieb auf seinen Kabinettskollegen wollte sich Holetschek in seiner Rede übrigens nicht verkneifen: Impfen sei der Weg aus der Pandemie. Deshalb wäre es hilfreich, meinte der Gesundheitsminister, wenn manche Politiker mal nichts sagen und die Menschen nicht verunsichern würden. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte angekündigt, sich wegen angeblicher Nebenwirkungen in seinem Umfeld noch nicht impfen zu lassen, und damit den Zorn der CSU-Kollegen in der Staatsregierung auf sich gezogen.
Trotz hochmoderner Technik bleibt die menschliche Zuwendung im Fokus im Therapiezentrum Burgau
Der Geschäftsführer des Therapiezentrums, Stefan Graf, freute sich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Neubau jetzt die besten Arbeitsbedingungen hätten, die man sich auf solchen Stationen wünschen könne. Gut 21 Millionen Euro habe das gekostet. Ab dem nächsten Jahr werde man die intensivmedizinische Maximaltherapie anbieten können, möglichst viele Patientinnen und Patienten in einen lebenswerten Alltag zurückzubringen sei das Ziel. Doch trotz der hochmodernen Technik bleibe die menschliche Zuwendung im Zentrum. Gleichzeitig wurde auch die Eingangshalle zu einer modernen Lobby umgestaltet und die Verwaltung hat zeitgemäße Büros bekommen.
Als er vor einigen Jahren neu ans Therapiezentrum kam, sagte jetzt Chefarzt Professor Dr. Andreas Bender, sei er überrascht und zugleich beeindruckt gewesen, dass schwerstkranke Patienten auf Normalstationen behandelt wurden. Da habe sich etwas ändern müssen, auch um im Fall der Fälle niemanden verlegen zu müssen. Es sei eine außergewöhnliche Leistung, mehr als 80 Prozent der betroffenen Patienten von der künstlichen Beatmung zu entwöhnen. Man arbeite daran, mit einer ambulanten Hilfe diese Zahl zu erhöhen. Auch kümmere man sich um Corona-Patienten - man habe teilweise immer noch Menschen im Haus, die schon vor längerer Zeit erkrankt seien - und um deren Nachsorge. "Die Spätfolgen werden uns noch lange beschäftigen."
Mit der Uniklinik Augsburg wolle man zudem eine neurologische Reha etablieren. Es tue sich also weiterhin einiges im Therapiezentrum. Nicht für alle Mitarbeitenden hätten sich die Veränderungen im Haus mit deren Vorstellungen von Medizin gedeckt. Dafür seien neue Kolleginnen und Kollegen gekommen. Der Neubau und die Modernisierung seien somit auch ein Stück Beschäftigungssicherung in einem schwierigen Arbeitsmarkt-Umfeld.
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