Junge Talente, alte Bekannte beim Illertisser Festival
Das Festival „Junge Künstler – Stars von Morgen“ in Illertissen wartet in seiner sechsten Auflage mit der einen oder anderen Überraschung auf
Sprechen wir doch mal über das Alter. Ist Klassik nur etwas für sehr gesetzte Menschen? Wenn Fritz Unglert, Vorsitzender des Illertisser Freundeskreises Kultur im Schloss, das Publikum seiner stets gut besuchten Veranstaltungen betrachtet, muss er feststellen: „Wir haben bei den Jüngeren schon Nachholbedarf. Wir versuchen ja, sie zu motivieren“, sagt er, „aber das ist nicht ganz einfach.“ Aber vielleicht kommt ihm dabei künftig entgegen, dass sich immer mehr Menschen von einem Streaming-Dienst beschallen lassen – und sie wählen immer häufiger klassische Musik. Wie eine neue weltweite Studie des Klassik-Streamingdienstes Idagio und des Medienforschungsdienstes Midia ergab, hören mehr Menschen Klassik als vermutet. Sie ist das viertbeliebteste Musikgenre der Welt. Und: 30 Prozent der Klassik-Hörer sind jünger als 35 Jahre. Offenbar hilft Streaming mit seinem umfassenden und leicht abzurufenden Angebot dabei, ein neues Publikum für die Welt von Bach, Beethoven und Mozart zu begeistern.
Festival mit günstigen Tickets
Nun müssten solche Interessierten nur noch dazu gebracht werden, auch eines der Konzerte von „Kultur im Schloss“ zu besuchen. Eine gute Gelegenheit dafür bietet das Festival „Junge Künstler – Stars von Morgen“, das der Freundeskreis bereits zum sechsten Mal ausrichtet. Bekanntlich treten dort junge Musikerinnen und Musiker auf, denen der Begriff Nachwuchs im Grunde genommen nicht mehr gerecht wird, denn es sind Künstler, die in der Regel schon diverse Preise abgeräumt oder mit Meistern ihres Fachs gespielt haben – kurz: Die hervorragende Musiker sind. Somit ist zum Einheits-Eintrittspreis von 19 Euro wieder ausgesprochen viel geboten. Mit dieser Veranstaltungsreihe, die sich über drei Wochenenden erstreckt, verfügt Illertissen über ein Alleinstellungsmerkmal, denn Festivals gibt es landauf, landab, mittlerweile viele, jedoch keines, das sich ausschließlich dem Klassik-Nachwuchs widmet.
Klassik-Festival startet mit Jazz
Allerdings bildet den Auftakt am Samstag, 5. Oktober in der Kollegs-Festhalle nicht das Klassik-Genre, sondern ein anderes: Was das Landes-Jugend-Jazzorchester Bayern spielt, ergibt sich schon aus dem Namen. Bereits im vergangenen Jahr war es in Illertissen und hat so viele Leute begeistert, dass Fritz Unglert das Ensemble wieder ins Programm genommen hat. Das Orchester bietet Latin Jazz, Jazzrock, Hip-Hop und Swing, der sich gerade bei jungen Tänzerinnen und Tänzern großer Beliebtheit erfreut. Beginn, wie bei allen Festival-Terminen, ist um 19 Uhr.
Das preisgekrönte Arcis Saxophon Quartett München ist nach dem Urteil von Unglert ein „Superensemble“. Das spielt nicht nur Melodien aus der „Westside Story“ oder „Porgy and Bess“, sondern auch Antonin Dvoráks „amerikanisches“ Streichquartett Nr. 12, allerdings mit vier Saxofonen. Der Termin: Sonntag, 6. Oktober, Kollegshalle.
Gefördert von Anne-Sophie Mutter
Im Barocksaal des Schlosses tritt am Samstag, 12. Oktober, ein alter junger Bekannter auf, der Violinist Albrecht Menzel, der von der großen Anne-Sophie Mutter gefördert wurde. Er hat schön öfter in Illertissen gespielt. Diesmal begleitet ihn Magda Amara am Klavier. Im Gepäck haben die Beiden Werke von Tschaikowski und Beethoven.
Tags drauf am Sonntag kommt das Trio Gassenhauer ins Kolleg. Es besteht aus Vera Karner, Klarinette, Aurelia Visovan, Klavier und Dominik Wagner am Kontrabass. Er ist wie Albrecht Menzel ein Stipendiat der Anne-Sophie Mutter-Stiftung und gilt als Überflieger auf seinem Instrument. Das Programm reicht von Schumann bis Brahms und Bruch.
Der vorletzte Auftritt des Festivals am Samstag, 19. Oktober, widmet sich drei Künstlern, die im Vorjahr bereits in Illertissen ein Gastspiel gaben. Der Cellist Maximilian Hornung genießt in der Kollegshalle bereits eine Art Heimrecht. Ihm zur Seite stehen die Violinistin Sarah Christian und die Pianistin Hisako Kawamura. Sie führen drei Trio-Werke auf, die aus den Federn von Rachmaninow, Schostakowitsch und Schubert stammen.
Zu guter Letzt ist in der Festhalle des Kollegs das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper München zu hören. Das ist die Nachwuchsschmiede nicht nur für die Staatsoper, denn Absolventen des Programms singen heute an der „Met“ in New York, an der Staatsoper Wien oder der Mailänder Scala. Ein solches Vokalensemble mit Arien und Ausschnitten aus bekannten Opern gab es beim Festival „Junge Künstler – Stars von morgen“ bisher noch nicht.
Karten für das Festival gibt es bei Fritz Unglert, 07303/7257, bei Buch und Musik, 07303/928464, oder unter www.ulmtickets.de
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