Normalbenzin versiegt an der Zapfsäule
Illertissen (mke-) - Normalbenzin könnte bald zur Rarität werden. Seit Normal und Super gleich viel kosten, bricht an vielen Tankstellen im Kreis der Absatz ein: "Unser Umsatz mit Normalbenzin ist stark rückläufig", sagt Günther Weikmann, Inhaber der gleichnamigen Tankstelle an der Ulmer Straße in Illertissen. Manche Tankstellenbetreiber gehen deshalb davon aus, dass der Verkauf von Benzin in absehbarer Zeit eingestellt wird. Fachleute versichern, Autofahrer würden damit keine Probleme bekommen: Moderne Motoren vertragen sowohl Benzin als auch Super.
Es war ein Aufschrei: Im Dezember vergangenen Jahres glich der Aral-Konzern als erster den Preis von Super und Benzin an. Die Mineralölfirmen argumentierten, sie hätten den Preis von Super einfach dem höheren Einkaufspreis von Benzin angepasst. Kritische Stimmen, darunter der ADAC, vermuteten, dass statt dessen der Preis von Benzin angehoben wurde.
Immer weniger tanken "Normal"
Drei Monate später werden die Auswirkungen der Preisangleichung an den Zapfsäulen sichtbar. Albert Braig, Betreiber der Tankstelle an der Memminger Straße in Illertissen, hat den Absatzrückgang verfolgt: Normalbenzin macht bei ihm nur noch 17 Prozent des Spritverkaufs aus. "Vor einem Jahr waren es noch 15 Prozentpunkte mehr", sagt er. Er tippt, dass Endes des Jahres kaum mehr ein Autofahrer Benzin tanken werde.
Günther Weikmann vermutet, dass die ersten Mineralölkonzerne bei einem Benzin-Anteil von unter zehn Prozent die Auslieferung einstellen könnten. Der Vertrieb lohne sich dann wegen der Mehrkosten nicht mehr. Weikmann sieht das Verschwinden von Benzin aber als Chance: An der Zapfsäule sei dann Platz für neue, umweltfreundliche Spritsorten.
Die Tankstellenbetreiber versichern, dass das Verschwinden von Normalbenzin für Autofahrer nicht zum Problem wird. Albert Braig: "Heute laufen alle Motoren mit Super-Benzin." Dies gelte auch für ältere Fahrzeuge aus den 90er-Jahren. Nachteile für die Lebensdauer des Motors oder die Umwelt gebe es nicht. Auch die Leistung des Motors bleibe unbeeinflusst, wenn ein auf Normalbenzin ausgelegtes Aggregat mit Super angetrieben werde.
Das bestätigt auch Kundendienstberater Wolfgang Heckelmiller vom Autohaus Reisacher in Vöhringen: "Neuere Motoren laufen mit Benzin, Super und Super Plus", sagt er. Ein Klopfsensor passe den Zündzeitpunkt an die Oktanzahl der Spritsorte an (siehe Info). Der Umkehrschluss gilt aber nicht: Motoren, die auf Super oder Super Plus ausgelegt sind, vertragen in der Regel kein Normalbenzin. Die volle Leistung ist dann nicht verfügbar.
Dass trotzdem noch manche Kunden Benzin bevorzugen, sei einfach eine Gewohnheitssache, vermutet Manfred Thomas, Tankstellenbetreiber in Vöhringen. Jeder Fahrer tanke die Sorte, die der Hersteller empfohlen habe, auch wenn er mit Super fahren könnte, hat er beobachtet.
Einige Fahrer nicht überzeugt
Nicht jeder Kunde ist mit der Umstellung glücklich: Elke Haak zapft an der Memminger Straße in Illertissen gerade Normalbenzin in ihren Tank: "Ich habe ein paarmal Super gekauft. Dabei hat der Motor gezockelt", hat sie beobachtet. Jetzt hofft sie, dass es ihr der rote Wagen dankt, wenn sie wieder mit dem einfachen Sprit fährt. Ein Autofahrer aus Neu-Ulm hat ganz andere Sorgen: "Ob Benzin oder Super - die Preise sind heute so hoch, dass man's kaum mehr bezahlen kann!"
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