Überwiegend Lob für Bundesbank-Entscheidung
Berlin (dpa) - Die von der Bundesbank beantragte Entlassung ihres Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin wegen muslimkritischer Äußerungen ist in der Politik überwiegend auf Zustimmung gestoßen. Aus SPD und CDU kam aber auch vereinzelt Kritik.
Einige Reaktionen auf das Vorgehen gegen den früheren Berliner Finanzsenator:
Die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel ließ erklären: "Die Bundeskanzlerin hat die unabhängige Entscheidung des Bundesbankvorstandes mit großem Respekt zur Kenntnis genommen."
Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel: "Es ist eine konsequente Entscheidung."
Grünen-Chefin Claudia Roth: "Das war überfällig. Bundespräsident Wulff muss nun schnell handeln, um der diskriminierenden Ausgrenzung von Muslimen, Juden und sozial benachteiligten Menschen, die Sarrazin betrieben hat, entgegenzuwirken."
Der Berliner SPD-Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der mit integrationskritischen Analysen bundesweit für Aufsehen sorgte, zu "Spiegel Online": "Wenn jemand wegen umstrittener Thesen mit einem Berufsverbot belegt wird, geht das den Menschen gehörig gegen den Strich... Es gibt bei uns immer noch die Meinungsfreiheit."
Der frühere Bundestags-Vizepräsident Burkhard Hirsch (FDP) zum "Express": "Wenn ich Firmenchef wäre und er mein Mitarbeiter: Ich würde ihn rauswerfen. Denn jede Firma ist auf das Vertrauen ihrer Kunden und der Öffentlichkeit angewiesen, das durch solche Äußerungen gestört wird."
Hessens SPD-Landesvorsitzender Thorsten Schäfer-Gümbel: "Herr Sarrazin hat mit seinen unerträglichen Äußerungen dem Ansehen der Bundesbank großen Schaden zugefügt. Deshalb ist der Antrag vollkommen berechtigt."
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bei n-tv: "Die Art und Weise, wie man jetzt, nach den Fehlern, die er gemacht hat, eine Hexenjagd auf ihn macht, finde ich schon problematisch... Für noch skandalöser halte ich, dass der Bundespräsident als derjenige, der über die Abberufung Sarrazins neutral und unabhängig entscheiden soll, sich vorher schon äußert und die Bundesbank ermuntert, tätig zu werden."
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat: "Das ist ein eindeutiges Signal gegen die menschenverachtende Diffamierungspolitik von Herrn Sarrazin."
Die Diskussion ist geschlossen.