"Franzosenmarterl" erstrahlt in neuem Glanz
Thannhausen/Ziemetshausen (vop) - In einer kleinen, aber umso mehr denkwürdigen Feier, wurde an Mariä Lichtmess der restaurierte Marienbildstock an der B 300, direkt an der Flurgrenze von Thannhausen und Ziemetshausen gelegen, gesegnet.
Von Ziemetshausens Pfarrer Karl B. Thoma initiiert, musste man den im Laufe der Jahre mit Buschwerk zugewachsenen Bildstock zunächst wieder freilegen. Städtische Arbeiter aus Thannhausen haben dies bewerkstelligt. Anton Thoma und freiwillige Helfer haben das teilweise marode Mauerwerk zunächst trocken gelegt und ausgebessert, der Malermeister im Ruhestand hat dies unentgeltlich farblich neu gestaltet. Das Bild "Maria mit Kind", welches das Marterl ziert, wurde von Manfred Sattler, einem Restaurator aus Schwangau, wieder hergestellt. Das Holztafelbild, in 1820 entstanden, wurde einst von einem unbekannten Künstler aus Langenhaslach geschaffen.
Pfarrer Karl Thoma gab bei der Segnung seiner Freude darüber Ausdruck, dass der markante und geschichtsträchtige Bildstock an der Bundesstraße nunmehr von weitem wieder gesehen werden kann. Mit der erfolgreichen Restaurierung, so der Geistliche, sei man in der Pflicht für die Nachwelt gestanden.
Thannhausens Bürgermeister Johannes Schropp unterstützte gerne diese flurgrenz-überschreitende Maßnahme und bezeichnete den Bildstock als ein Stück unserer christlich-abendländischen Kultur.
Spenden halfen mit
Bei der Segnungsfeier waren Kreisheimatpfleger Ulrich Mayer sowie der Leiter des Thannhauser Heimatmuseums, Hans Rettenmaier, zugegen. Die Kosten für die umfangreiche Überarbeitung des Holztafelbildes wurden weitestgehend mit Spenden der Dr. Georg und Lu Zimmermann-Stiftung sowie der Sparkasse Günzburg-Krumbach finanziert.
Das alte Thannhauser Heimatbuch gibt Aufschluss, was zur Errichtung des Sühnebildstocks geführt hat, wenngleich man sich hier auch auf die Babenhauser Chronik berufen muss. So soll den Aufzeichnungen zufolge am 19. Juni 1800 - man steckte mitten im napoleonischen Krieg - ein französischer Soldat auf dem Weg nach Augsburg in der Nähe des Mehlbrünnele ermordet worden sein. Ursprünglich sollte Thannhausen dafür verantwortlich gemacht und so der damalige Markt zur Strafe in Schutt und Asche gelegt werden. Der Oberamtmann Oberst hat Thannhausen aber vor der Zerstörung retten können.
Später stellte sich heraus, dass der Mord vermutlich Racheakt eines ebenfalls französischen Soldaten gewesen sein sollte. Zur Erinnerung an diesen Mord, vielleicht auch als Dank für die Verschonung von Thannhausen, wurde dieses "Franzosenmarterl" 1805 errichtet und 1820 mit dem Bild von "Maria mit Kind" ausgestattet.
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