"Glück, dass nicht mehr passiert ist"
"Festhalten", schreit der Zugführer und stürzt in den Fahrgastraum. Die Mitreisenden haben kaum Zeit, sich zu besinnen, schon kracht der Zug gegen ein Hindernis. Draußen ist es noch dunkel am Montagmorgen um kurz nach halb sieben in Krumbach. Vom dortigen Bahnhof ist der RB 37882 gerade losgefahren und auf Beschleunigungskurs in Richtung Günzburg. Alle Fahrgäste und auch der Zugführer kommen mit einem gehörigen Schrecken davon.
Von Annegret Döring und Alois Thoma
Der Zug steht, doch was ist passiert? Wie die Polizeiinspektion Krumbach mitteilt, steuerte ein Lkw-Fahrer mit seinem Sattelzug gegen 6.30 Uhr - vom Kreisverkehr kommend - die direkt neben der Bahnstrecke gelegene "BayWa AG" im Höllgehau an, um dort einen landwirtschaftlichen Ladewagen anzuliefern. Da die Firma zu dieser Zeit noch geschlossen war, setzte der Kraftfahrer mit seinem Lastzug zurück, um in die Michael-Faist-Straße abzubiegen zu können. Wie der Lkw-Lenker zu Protokoll gab, wollte er dort die Geschäftsöffnung abwarten. Der hintere Teil des Sattelzuges befand sich gerade auf den Gleisen, als die Halbschranken schlossen. Laut Angaben der Polizei konnte der Zugführer des Regionalzuges - trotz Vollbremsung - einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern.
Der Zug prallte in die linke hintere Seite des Lkw-Aufliegers, wodurch einer der drei geladenen landwirtschaftlichen Anhänger rund 50 Meter mitgerissen wurde. Obwohl der Ladewagen mit einem seiner schweren Räder gegen eine Seitenscheibe des Zuges gedrückt wurde und diese splitterte, ging der Unfall ohne Verletzte ab. "Da kann man vom Glück sagen, dass da nicht mehr passiert ist", schilderte ein Helfer vom Bahn-Notdienst die Situation, zumal die Wahrscheinlichkeit einer Entgleisung des Zuges in solchen Situationen nie auszuschließen sei. Doch der Zug entgleiste nicht.
Die Bergung des Ladewagens erwies sich als schwierig, weil das Gefährt zwischen Zug und Böschung verkeilt war und somit unter Spannung stand. Mithilfe eines Autokranes konnte das nagelneue landwirtschaftliche Fahrzeug aber beiseite gehoben werden.
Noch gestern Vormittag wurde mit der Behebung der Schäden an der Bahnschranke begonnen. Die Fußgängerschrankenanlage auf der Westseite der Gleise war bei dem Unglück total zerstört worden. Bis der Bahnübergang wieder vollständig funktionsfähig ist, werden ein Bahnübergangsposten und ein Hilfsposten während des Zugverkehrs für Sicherheit sorgen, erklärte Toni Samenfink von der Leit- und Sicherheitstechnik der Deutschen Bahn. Autofahrer müssen am Bahnübergang zum Höllgehau in den nächsten Tagen wegen der Reparaturarbeiten mit Behinderungen rechnen, hieß es von der Pressestelle der Bahn in München.
Der beschädigte Schienenbus, unter dessen Fahrerhaus Teile der Laderampe des Sattelauflegers mitgeschleift wurden, musste von Experten auf seine Fahrtauglichkeit untersucht werden. Er konnte dann aber die Unglücksstelle verlassen, sodass ab 13.22 Uhr der Zugverkehr wieder fahrplanmäßig vonstattenging. In der Zwischenzeit wurden von der Bahn Ersatzbusse eingesetzt. Trotzdem kamen Schüler aus Fahrtrichtung Ichenhausen zu spät oder gar nicht zum Unterricht im Gymnasium oder die Realschule nach Krumbach.
Nach Angaben der Polizei beläuft sich der Gesamtschaden anhand von ersten vorsichtigen Schätzungen auf rund 115 000 Euro. Es sei aber gut möglich, so Markus Asbach vom Präsidialbüro des Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West, dass sich im Zuge weiterer Ermittlungen ein größerer Schadensbetrag herauskristallisiert.
Im Internet
Zahlreiche Bilder vom Zugunglück auch unter mittelschwaebische-nachrichten.de/bilder
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